Drachenwege
dieses Geheimnis noch niemandem geschadet - außer dem Mädchen vielleicht.«
J'lantir schaute zu Nuella hinüber und machte mit den Armen eine scheuchende Bewegung. Verlegen hielt er inne. »Na dann los, versteck dich!«, forderte er sie auf.
»Wir geben dir Bescheid, wenn die Luft wieder rein ist.«
»Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Nuella und
fing an, sich in einen großen Haufen Stroh hineinzu-wühlen, der in einer schummrigen Ecke des Schuppens gestapelt war. »Ich höre es ja, wenn er fortgeht.«
Kurz darauf erschien Natalon und blieb nur so lange, wie es die Höflichkeit gebot. Er merkte, dass die Drachenreiter eigens wegen Kindan und Kisk ins Camp gekommen waren, und er verabschiedete sich, sobald es die Etikette zuließ.
»Ich könnte euch aus der Küche ein paar Erfrischungen bringen lassen, meine Lords«, schlug er vor, ehe er durch den Vorhang nach draußen trat.
M'tal schaute Kindan an, der heftig mit dem Kopf
nickte.
»Das Angebot nehmen wir gern an, Steiger Natalon«, sagte M'tal. »Aber bitte nur eine Kleinigkeit, wir haben bescheidene Ansprüche.«
»Könntest du ein paar heiße Ziegelsteine mitbringen lassen?«, bat J'lantir.
Natalon furcht die Stirn. »Wenn dir kalt ist, mein Lord, dann sollten wir wohl besser ein Feuer anzünden.
Irgendwo müsste doch ein Kohlenbecken aufzutreiben sein.«
»Danke, aber das ist nicht nötig«, lehnte der Drachenreiter höflich ab. »Ein paar im Feuer erhitzte Ziegel genügen vollkommen.«
»Ich könnte sie tragen«, erbot sich Zenor.
»Du musst dich zu Bett legen und schlafen«, ermahnte Natalon den Jungen und drohte ihm mit dem Finger. »Morgen hast du Schicht, und ich will, dass du ausgeruht zur Arbeit kommst.«
Zenor blickte so zerknirscht drein, dass Natalon ihm begütigend auf die Schulter klopfte. »Außerdem darfst du Kindan nicht stören. Er hat gerade wichtigen Besuch.«
Zenor warf Kindan einen flehentlichen Blick zu.
»Ich würde mich freuen, wenn Zenor noch ein Weilchen bleiben dürfte, mein Lord«, bat Kindan für seinen Freund.
Natalon schaute die Männer der Reihe nach an.
»Wenn niemand etwas dagegen hat, dann wäre es vielleicht keine schlechte Idee, noch einen jungen Burschen mit einem Wachwher vertraut zu machen.«
»Er kann bleiben«, meinte M'tal. »Und jeder zusätzliche Besucher in diesem Schuppen wärmt die Luft ein wenig auf.«
J'lantir nickte betätigend.
»Also gut, von mir aus«, gab Natalon nach. »Aber
nicht länger als eine Stunde, Zenor - es sei denn, du wirst hier gebraucht.«
»Danke«, erwiderte Zenor, der halb erleichtert, halb bedrückt dreinschaute.
»Aber zuerst begleitest du mich in die Küche«, beschied Natalon ihn. »Du hast dich bereit erklärt, die heißen Ziegelsteine hierher zu schleppen.«
Zenor nickte und marschierte mit Natalon zu dessen Haus.
»Vielleicht reichte es aus, wenn man sie ganz einfach fragte«, wiederholte Kindan seinen Vorschlag, nachdem Zenor und der Steiger fort waren.
»Wer soll wonach gefragt werden?«, erkundigte sich Meister Zist. Kindan setzte zu einer Erklärung an, doch er wurde von Nuella unterbrochen, die das Wort an sich riss und den Sachverhalt viel plausibler erläutern konnte als der Junge.
»In der Tat«, warf der Harfner ein und massierte
bedächtig sein Kinn, »strahlt der menschliche Körper Wärme ab.«
»Möchtest du ein einfaches Experiment mit
Menschen und Leuchtkörben durchführen?«, erkundigte sich J'lantir gespannt.
Kindan nahm einen Leuchtkorb aus seiner Halterung
und hielt ihn in die Höhe.
»Kisk, was ist heller, der Leuchtkorb oder ich?«
Der Wachher zögerte, dann stubste er mit dem Kopf
gegen Kindans Bauch.
»Nun, ich denke, wir haben unsere Antwort«, sagte
M'tal.
»Hmm«, brummte J'lantir und schürzte nachdenklich
die Lippen. »Auf jeden Fall wissen wir, dass ein
Wachwher viel klüger ist als eine Feuerechse.«
»Und sie besitzen mehr Geduld«, ergänzte Meister
Zist. »Hoffentlich denkt Zenor daran, Kisk etwas Futter mitzubringen.«
»Sie hat gerade gefressen«, sagte Kindan. Dann sah er den Drachenreiter von Ista an. »J'lantir, weißt du, wieviel Futter man einem Wachwher geben darf?«
»Nun ja, ich habe erst vor vierzehn Tagen angefangen, mir etwas Wissen über diese Tiere anzueignen«, gab der Mann zu. »Ich traf mich sogar mit Meisterin Aleesa, doch dann beschloss ich, mit meinen Recher-chen andere Wege einzuschlagen - ohne Einbeziehung dieser würdigen Dame.« An der Art, wie er säuerlich das Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher