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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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wütende Miene bei, und kein Wort der Entschuldigung kam über seine Lippen. Obwohl sich ihre Blicke eine geraume Zeit lang kreuzten, senkte er nicht die Lider und hielt der Musterung durch den Harfner stand.
    Endlich rückte der Alte von Kindan ab. »Du bist ein eigensinniges, stures Bürschchen. Aber ich bin schon mit ganz anderen Lümmeln fertig geworden.«
    Kindan blähte in stummem Zorn die Nüstern.
    Der Harfner ignorierte dies und wandte sich Zenor
    zu. »Du kannst auch hereinkommen, Junge. Keine
    Angst, ich beiße nicht.«
    Zenor sah aus, als wüsste er nicht, was er von dem ganzen Vorfall halten sollte. Unschlüssig verharrte er auf der Schwelle und warf Kindan einen um Hilfe hei-schenden Blick zu. Als er von seinem Freund keinen Wink erhielt, wie er sich verhalten sollte, blieb er stock-steif stehen wie ein kleines Tier, das von einem Wherry hypnotisiert wird. Schließlich räusperte sich der Harfner ungeduldig, und Zenor sprang ins Zimmer, als hätte ihn jemand mit einem spitzen Stock gestochen.
    »Harfner Jofri hat mir erzählt, ihr zwei hättet gute Singstimmen«, eröffnete ihnen der Alte, während sein Blick zwischen den beiden Knaben hin und her huschte.
    »Aber Jofri ist ein Harfnergeselle, der sich auf Balladen und auf Trommeln spezialisiert hat.
    Ich hingegen ...« - an diese Stelle hob der Harfner seine Stimme, so dass sie den gesamten Raum füllte -
    »stehe im Rang eines Meisters, und mein Spezialgebiet ist das Ausbilden von Sängern. Deshalb hat man mich gebeten, die jungen Leute auszuwählen, die bei dem Musikprogramm heute Abend den stimmlichen Beitrag leisten.«
    Verblüfft sah Kindan den Meisterharfner an. Harfner Jofri hatte den Jungen und Mädchen von Camp Natalon häufig angedroht, er würde Meister Zists diszipli-narische Methoden anwenden, falls sie nicht gehorchten. »Wenn ihr nicht brav seid, behandele ich euch, wie Meister Zist mich behandelt hat«, lautete seine ominöse Warnung.
    Und nun stand besagter Meister Zist vor ihnen, wie er leibte und lebte, und sie waren seinen gestrengen
    Maßnahmen ausgeliefert.
    Zenor klappte der Kiefer herunter. Aus dem Augenwinkel schielte Kindan seinen Freund an und merkte, wie er versuchte, etwas zu sagen. Doch er bewegte nur stumm die Lippen und starrte den Meister mit vor
    Schreck geweiteten Augen an.
    »Bist du ...« Kindan gestand sich ein, dass auch er eine Heidenangst hatte. »Bist du Meister Zist?«
    Zenor fasste sich so weit, dass er den Mund wieder schließen konnte.
    »Wie ich sehe, habt ihr bereits von mir gehört«, be-stätigte Meister Zist zufrieden. »Es freut mich, dass Harfner Jofri sich an mich erinnert.«
    »Aber es bleibt abzuwarten, was er euch beigebracht hat«, fuhr er mit erhobenem Zeigefinger fort. »Heute ist mein erster Tag in dieser Gemeinde - und obendrein wird an diesem Abend die erste Hochzeit in Camp Natalon gefeiert. Auf gar keinen Fall werde ich zulassen, dass dieses bedeutsame Ereignis durch mittelmäßige musikalische Darbietungen geschmälert wird.«
    Meister Zist winkte den beiden Jungen zu, sie sollten näher an ihn herantreten. »Ich hoffe, ihr seid zum Vorsingen bereit. Wenn ja, dann möchte ich Tonleitern hö-
    ren, in C-Dur, harmonisch.«
    Kindan und Zenor tauschten Blicke aus. Harfner Jofri hatte sie Tonleitern singen lassen, seit sie laufen gelernt hatten. Mit glänzenden Augen wandten sie sich dem Meister zu, öffneten den Mund und wollten loslegen -
    »Nein, nein, nein!«, wetterte Meister Zist. Die Jungen hielten den Atem an und prallten erschrocken zurück.
    »Nicht so! Stellt euch gerade hin, die Schultern zurück.
    Dann holt tief Luft und ...«
    Gehorsam befolgten die Jungen seine Anweisungen
    und begannen die Tonleitern zu singen.
    »Wer hat euch gesagt, dass ihr singen sollt?«,
    schnauzte Meister Zist sie an. Nachdem die Buben
    verstummt waren, fuhr er fort: »Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich euch befohlen habe, mit dem Singen anzufangen.« Er seufzte. »Zuerst müsst ihr lernen, wie man richtig atmet. Soviel steht schon mal fest.«
    Zenor und Kindan schielten sich verstohlen an. Sie hatten geglaubt, sie wüssten bereits, wie man atmet.
    Um die Mittagszeit war Kindan erschöpft. Er hatte ja keine Ahnung gehabt, wie anstrengend Singen sein
    konnte. Doch anstatt die beiden Jungen zu entlassen, schickte Meister Zist Zenor los, um ihnen ihr Mittagessen zu holen und Jenella Bescheid zu sagen, dass die beiden Knaben bei der Hochzeit singen würden. Zenors Augen strahlten, als er dies hörte,

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