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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tisala erhalten hatte, einfach loszulassen. Jakoven wollte Beckram angreifen, meinen Vetter - meine Verantwortung. Das Spiel des Königs mit Tisala war fehlgeschlagen, aber er hatte noch viele andere Pfeile im Köcher.
    Während in den nächsten Wochen der erste Schnee die Berge überzog und Frost in der Luft hing, dachte ich darüber nach, worin wohl Jakovens nächster Zug bestehen würde. Aber ich kam nur zu einem einzigen Ergebnis: Es würde gefährlich sein, Jakoven sein eigenes Spiel entwickeln zu lassen. Ich musste selbst den ersten Zug machen.
    »Ich gehe nach Estian«, verkündete ich beim Abendessen.
    Die Garde aß in ihrer Unterkunft, aber es lagen genug Fliesen in der großen Halle, dass meine Familie ihre Mahlzeiten dort einnehmen konnte - meine Familie und unser Gast. Tisala war in der vergangenen Woche beweglich genug geworden, um die Treppe herunterzukommen, also nahm sie die Mahlzeiten jetzt gemeinsam mit uns ein. Wir saßen dicht an der großen Feuerstelle, die den offenen Eingang, in dem bald die großen Tore hängen würden, ein wenig ausglich. Die ersten Scharniere, die der Waffenschmied gefertigt hatte, waren wunderschön gewesen, aber nicht stark genug, um die Tore zu halten, also versuchte er es noch einmal.
    »Estian? Du hast tatsächlich den Verstand verloren«, sagte Oreg überzeugt, wenn auch nicht missbilligend - eher, als freue er sich über diese Entdeckung.
    Er war fertig mit Essen, hatte sich zurückgelehnt und beobachtete uns.
    Ich grinste ihn an.
    Meine Tante Stala, die neben ihm saß, schüttelte den Kopf, aber ich glaube, sie meinte Oreg und nicht mich. Sie war der Hauptmann meiner Garde und die illegitime Schwester meiner Mutter, eine Frau aus Tallven, die ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen und die Welt erschüttert hatte. Sie trug die Narben ihrer Kämpfe voller Anmut, und es gab keinen Mann in der Blauen Garde, der nicht für sie sterben würde, mich selbst eingeschlossen.
    »Du hast mich gezwungen, hier zu bleiben«, sagte mein Bruder, »indem du mir jedes Mal zur Hauptstadt gefolgt bist, als ich versucht habe, hinzureiten.
    Du hast mir gedroht, dich der Möglichkeit auszusetzen, dass der König dem Dekret folgen und dich in seinen Zoo für unerwünschte Adlige stecken würde
    …«
    Tosten hatte vorgehabt, Alizon zu unterstützen -
    etwas, das ich für ebenso gefährlich wie sinnlos hielt.
    Aber Tosten war immer noch jung und hitzköpfig.
    Außerdem hatte er den Zwillingen sehr nahegestan-den, und Erdricks Tod hatte ihn schwer getroffen.
    »Unerwünschte verrückte Adlige«, murmelte ich, aß etwas von dem Eintopf und genoss den Geschmack frischer Möhren. Am Ende des Winters würden wir kein Gemüse mehr haben. Ich warf Tisala einen Blick zu, und sie bedachte mich mit einem angespannten Lächeln. Sie war offenbar Tostens Meinung.
    »Unerwünschte verrückte Adlige«, schnaubte Tosten und winkte ab. »Und jetzt willst du gehen und nachsehen, was Jakoven vorhat? Du solltest dich lieber daran erinnern, dass der letzte Hurog, der seine Nase in Jakovens Angelegenheiten steckte, die Kehle durchgeschnitten bekam.«
    »Er hat Erdrick umgebracht«, gab ich zu. »Und jetzt ist er hinter Beckram her. Ich muss herausfinden, was los ist, bevor er Beckram auch noch tötet.«
    Tosten schlug so fest mit der Faust auf den Tisch, dass alles darauf wackelte. »Und du kannst dich so viel besser um Beckrams Angelegenheiten kümmern als er selbst?«
    Es waren nicht die Worte, die mir wehtaten, sondern der Tonfall, der andeutete, dass Beckram ein kompetenter Mann und ich ein Idiot sei.
    Ich verkniff mir diverse Bemerkungen, die unverzeihlich gewesen wären - vor allem, alle daran zu erinnern, dass es Beckrams Affäre mit der Königin gewesen war, die seinen Zwillingsbruder Erdrick das Leben gekostet hatte. Stattdessen nahm ich mich zusammen und erklärte ihnen, wie ich die Situation sah: »Ich bin der Hurogmeten, der Hüter von Hurog.
    Beckram ist ein Hurog und steht daher unter meinem Schutz. Wenn ich die Meinen nicht schützen will oder kann, bin ich nichts.«
    »Diese Haltung hätte die beiden anderen Hurogmeten, die ich kannte, ziemlich überrascht«, sagte meine Tante trocken. Sie sprach von meinem Vater und meinem Großvater.
    »Meten bedeutet Hüter, und Ward ist Hurogmeten«, sagte Oreg und biss in ein Stück Brot.
    »Was kannst du tun, was Beckram nicht tun kann?«, fragte Tosten noch einmal. »Ich würde sagen, warne Onkel Duraugh und Beckram, und lass sie dann selbst damit

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