Drachenzauber
Vielleicht mit meiner Seele, mit meiner und der von Oreg, aber nicht mit meiner Magie. »Gerüchte übertreiben. Oreg ist der Zauberer hier. An einem guten Tag kann ich ein Feuer in der Feuerstelle anzünden.« Ich war ein wenig besser als das, oder war es gewesen, bevor Oreg vor einem Monat entschieden hatte, dass ich lernen müsse, meine eigene Magie zu nutzen und nicht die von Hurog.
Ihr Lächeln verschwand, und sie kämpfte sich auf die Ellbogen hoch und zwang die Augen wieder auf.
»Ich hätte nicht herkommen sollen«, sagte sie mit schleppender Stimme. »Es ist zu gefährlich.«
»Nur eins wäre wirklich gefährlich gewesen«, sagte ich. »Nämlich nicht zu wissen, dass Jakoven sich gegen meine Familie in Bewegung gesetzt hat.
Schon dafür seid Ihr willkommen, hier zu bleiben, bist Ihr alt werdet und zu Staub zerfallt.« Meine Worte beruhigten sie, und sie gestattete mir, die Decken wieder über sie zu ziehen. Ich wartete, bis ihr Atem gleichmäßig geworden war, bevor ich ihre Wange berührte.
Nein, objektiv gesehen war sie nicht schön - sie hatte zum Beispiel die Adlernase ihres Vaters. Bei Haverness sah das vornehm aus, doch bei ihr wirkte es eher einschüchternd. Ihr Gesicht war kantig, bis auf die leicht schräg stehenden Augen und den zu großen Mund. Sie war auch zu groß, und das nicht auf die zerbrechlich-dünne Art der meisten großen Frauen. Stattdessen hatte sie einen geschmeidigen, muskulösen Körper und war wahrscheinlich stärker als viele Männer.
Ich fand sie wunderbar, selbst in diesem zerschlagenen Zustand. In den letzten vier Jahren hatte ich jede Frau, der ich begegnet war, an ihr gemessen -
und alle hatten schlechter abgeschnitten. Und nun war sie hier, in meinem Bett.
Tisala erholte sich schnell von krank zu schlecht gelaunt und gelangweilt. Mitleidig holte ich ein Schachbrett heraus, um ihr die Zeit zu vertreiben.
»Mein Vater hat es mir beigebracht«, sagte sie entschuldigend, während ich das Brett anstarrte, als könnte das erklären, wieso sie mich noch schneller geschlagen hatte, als es Oreg je gelungen war.
Ich sah sie verärgert an, lehnte mich zurück und schüttelte den Kopf. »Entschuldige dich nie dafür, dass du gewinnst, das demütigt deinen Gegner nur noch mehr.«
Ein träges Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. »Ich weiß.«
Wieder schüttelte ich den Kopf. »Nein. Wenn du gewinnst, willst du deinen Gegner nicht nur demütigen, sondern zerschmettern. Ein gedemütigter Feind wird bösartig, ein zerschmetterter kriecht davon und behelligt dich nie wieder. Pass auf.«
Ich holte tief Luft und schlug dann mit plötzlicher Gewalt auf den Tisch, was die Schachfiguren auf dem Boden verstreute. »Ha!«, brüllte ich. »Das nennst du ein Spiel? Der Hund meiner Großmutter hat auf seinem Totenbett noch besser gespielt. Fünfzehn Züge! Ich denke, man kann es wirklich wörtlich nehmen, wenn du behauptest, du spieltest ein wenig Schach!« Dann setzte ich mich wieder.
Tisala war bei meiner ersten Bewegung zusam-mengezuckt, aber es war nur ein Reflex gewesen, und selbst als ich mich scheinbar drohend über sie beugte, blieb sie entspannt. Ich hatte Wochen gebraucht, um das Schlachtross meines Vaters dazu zu bringen, mir so weit zu trauen - aber Tisala war auch nur kurze Zeit missbraucht worden.
»Sehr subtil, Hurog, subtil wie eine Kampfaxt«, sagte sie. »Mein Vater hat mir bessere Manieren beigebracht als das - aber ich denke, wir müssen berücksichtigen, dass du ein Barbar aus Shavig bist und zu solchen Ausbrüchen neigst.«
Ich sackte wieder auf dem Stuhl zusammen und drückte die Hand aufs Herz, als hätte sie mich verwundet.
Sie war jetzt seit fünf Tagen hier und sah erheblich besser aus als am Anfang. Ihre linke Hand heilte gut.
Sie würde nie wieder so stark werden wie zuvor, aber Tisala würde zumindest einen Schild damit halten oder einen Bogen benutzen können.
Ich gab meine Pose auf und stellte die Figuren wieder aufs Brett, wozu ich bis unters Bett kriechen musste, um den dunklen Turm zu finden, dann fingen wir von vorn an. Diesmal spielte ich auf Leben und Tod. Essen wurde gebracht, Geschirr wieder wegge-tragen, und die frühen Schatten der kürzeren Winter-tage machten es notwendig, dass wir Kerzen anzün-deten, bevor auch dieses Spiel zu Ende ging. Diesmal besiegte ich sie, aber ich hatte mich wirklich anstrengen müssen.
»Ha!«, brüllte ich und schlug auf den Tisch, und sie lachte.
Noch besser als die körperliche Heilung war, dass
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