Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
wäre - und wenn Alizon nicht unehelich geboren wäre. Falls Jakoven Alizon gefangen nimmt, wird er ihn verhöhnen und irgendwo einsperren, zum Beispiel im Asyl neben seinem jüngeren Bruder Kellen, und nachdem ihn alle vergessen haben, wird Alizon eines schönen Tages an seinem Abendessen er-sticken. Jakoven ist zu schlau, um seinen Halbbruder zum Märtyrer zu machen, indem er einen langwieri-gen Prozess anstrengt oder ihn gleich tötet.«
    »Was glaubt Ihr also, dass König Jakoven vorhat?«, fragte Tisala einen Augenblick später. Ich fand, dass sie nun trostlos klang - hatte sie wirklich geglaubt, Alizon habe Aussichten, seinen Bruder zu stürzen?
    »Ich denke, Jakoven wird sich auf meinen Vetter konzentrieren«, sagte ich. »Obwohl er damit ein ziemliches Risiko eingeht.«
    »Wie meint Ihr das?« Tisala saß nicht mehr ganz so gerade, und ihre Gesichtsfarbe war von Blass zu Grau übergegangen. Sie versuchte, sich gegen das Kopfende des Betts zu lehnen, gab diesen Gedanken aber schnell wieder auf, als ihr wunder Rücken das Holz berührte. Ich hätte mich zurückziehen und ihr gestatten können, sich wieder bequem hinzulegen, aber ich wollte nicht, dass sie glaubte, ich mache ihrer Furcht Zugeständnisse. Ich hatte ihr nichts getan -
    sie musste sich einfach zwingen, sich daran zu erinnern.
    »Euch offiziell gefangen zu nehmen, hätte zu einem Skandal geführt«, sagte ich. »Euer Vater mag Euch verstoßen haben, aber Ihr seid immer noch eine Frau aus einer Adelsfamilie - und als solche habt Ihr ein Recht auf ein gewisses Maß an Respekt für Eure Person. Die Leute in Tallven sind sehr beschützerisch, wenn es um ihre Aristokratinnen geht, und es sind hauptsächlich die Bewohner von Tallven, die Jakovens Position auf dem Thron stützen.«
    »Nicht so beschützerisch, wie Ihr denkt«, widersprach sie. »Sie würden ihm ihre Loyalität nicht wegen einer Frau entziehen - besonders nicht wegen einer aus Oranstein, die wie ein Mann kämpft.«
    Ich zog die Brauen hoch angesichts der Bitterkeit in ihren Worten und fragte mich, wie unbequem das Leben in Estian für sie gewesen war, nach all den Freiheiten, die ihr Vater ihr zugestanden hatte.
    »Ihr habt recht«, sagte ich schließlich. »Zumindest wenn Ihr annehmt, dass die meisten nicht zu Eurer Rettung geeilt wären. Aber es wäre mindestens so schlimm für Jakoven gewesen, als hätte man ihn dabei erwischt, eine Affäre mit einem seiner Jagdhunde zu haben. Sie hätten allen Respekt vor ihm verloren, und das wäre gefährlich. Der Sturz meines Vetters muss wichtig für ihn sein, um so viel zu riskieren.«
    »Also wird er mit mir nicht aufhören«, sagte sie.
    »Und er hat wahrscheinlich auch nicht mit mir angefangen.«
    Sie klang ein wenig hektisch, und ich fragte mich, ob es vielleicht einen Mann gab, um den sie sich besondere Sorgen machte.
    Ich zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Es würde mehr als das Wort eines Bauern oder Kaufmanns brauchen, um König Jakoven eine freie Schusslinie auf Beckram zu geben. Jemanden, von dem alle wissen, dass er Alizon unterstützt. Vermisst Ihr eine Person, auf die diese Beschreibung zutreffen würde?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein - jedenfalls war das zu dem Zeitpunkt, an dem ich gefangen genommen wurde, nicht der Fall.«
    Ich bewegte mich langsam vorwärts, um ihr Zeit zu geben, ihr ursprüngliches Zurückweichen zu beherrschen, und legte sanft die Hand an ihre Schulter.
    »Vom Krankenbett aus könnt Ihr nichts tun. Ruht Euch aus.«
    Sie hielt unter meiner Berührung still, versuchte aber nicht sich hinzulegen, ehe ich vom Bett aufgestanden war.
    »Braucht Ihr Hilfe?«, fragte ich und ließ die Hand lässig an meine Seite fallen. »Ich weiß, wie sich Euer Rücken anfühlen muss.«
    »Nein«, antwortete sie. Sie zögerte einen Augenblick, dann sank sie zurück in die gewebten Decken und drehte sich unter Schmerzen auf die Seite, um den Druck vom Rücken und der geprellten Rippe zu nehmen. »Ich kann nicht klar denken«, murmelte sie.
    »Keine Panik«, sagte ich. Ich war selbst ein paarmal von Oreg geheilt worden; ich wusste, wie es sich anfühlte, wenn die Erschöpfung einem das Bewusstsein nahm. »Es ist nur die Magie.«
    Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie die Augen schloss. »Sie nennen Euch einen Zauberer - den Zauberer aus Shavig, als wären niemals andere Zauberer aus diesem Land gekommen oder aus Hurog.
    Habt Ihr Hurog wirklich mit Eurer Macht zum Einsturz gebracht?«
    »Nein«, antwortete ich.

Weitere Kostenlose Bücher