Drachenzauber
Ciarra, obwohl sie vermutlich ahnte, was los war.
»Also, wer bist du?«, fragte ich barsch. »Ich kenne ein paar Gespenstergeschichten. Und ich glaube nicht, dass du wirklich ein Gespenst bist.«
Er riss den Kopf hoch, als er den Unterschied in meiner Stimme hörte. Ich legte das Messer weg, schob mit dem Fuß den Nachttopf unter das Bett und bereitete mich darauf vor zu lauschen.
»Es ist also wahr.« Er flüsterte, mehr hoffnungsvoll als überzeugt. »Du hast dich all diese Jahre verstellt. Ich dachte es mir schon, aber ich wusste es nicht genau.«
Er beobachtete mich eine Weile, aber ich wusste nicht, wie ich ihm alles erklären sollte, ohne dumm und melodramatisch zu klingen.
»Weißt du, wer Burg Hurog gebaut hat?«, fragte er schließlich.
Er wirkte nervös. Irgendwo hatte er wohl gelernt, dass es gefährlich sein konnte, Fragen zu stellen.
Aber ich kam zu dem Schluss, dass er nichts mit dem Spiel zu tun hatte. Er gehörte mir, ebenso wie Hurog mir gehörte. Ich berührte den Platinring leicht mit dem Daumen.
»Nein. Ich weiß nur, dass der Erbauer den Auftrag des Königs erhielt, sich um die Drachen hier zu kümmern.«
Oreg schnaubte verbittert. »Dann weißt du nichts.
Der Titel kam erst Jahrhunderte später. Burg Hurog ist alt und wurde im Zeitalter des Kaiserreichs von einem echten Magier erbaut - nicht einem wie diesem Narren, den dein Vater eingestellt hat. Als der Magier sich vom Hof zurückzog, errichtete er sich hier eine Burg, wo niemand ihn behelligen würde, weil alle Angst vor den Drachen hatten.«
Er senkte den Blick und zeichnete ein Muster auf den Boden. »Er wollte ein Haus, das sich um sich selbst kümmern würde, damit er sich nicht mit Dienern abgeben musste, die überall herumwuselten, und mit Soldaten, die im Hof übten.
Er hatte zwei Söhne von seiner Frau, einer schlichten Person, die vernünftig genug war zu sterben, als sie noch jung war. Ein Sohn wurde Offizier und starb in irgendeinem Krieg, der zweite war selbst ein Zauberer. Ich war sein Sohn von einer Sklavin, und zunächst hatte er mich an die Familie eines Adligen verkauft, aber dann gab er ihnen Geld, und sie schicken mich zu ihm zurück.«
Er hielt inne. Ich war nicht sicher, ob ich wollte, dass er fortfuhr. Ich hatte genug Bänkelsänger gehört, um zu wissen, worauf diese Geschichte hinauslief, oder vielleicht hatte ich auch zu viel Erfahrung mit meinem eigenen Vater, um viel von dem seinen zu erwarten.
»Als ich hierher kam, war er allein; es gab keine Diener. Er gab mir eine Schale Suppe aus einem Topf, den er an der Feuerstelle gekocht hatte. Als ich erwachte, war ich die Burg.«
Ich starrte ihn an, während ich über seine letzten Worte nachdachte. Er war die Burg, hatte er gesagt.
Ich erinnerte mich daran, wie wir durch die Geheim-tür mein Zimmer betreten hatten, obwohl ich wusste, dass wir uns tief in dem Berg befanden, auf dem Burg Hurog stand. Ich wägte die möglichen Antworten ab, die ich hätte geben können, und beschloss am Ende, überhaupt nicht auf diese Äußerung zu reagieren.
»Danke, dass du dich heute um den Racker gekümmert hast, Oreg.« Ich hatte gelernt, dass man manchmal mehr Antworten erhielt, wenn man etwas vollkommen Unerwartetes äußerte, als wenn man Fragen stellte.
Er hob ruckartig den Kopf und sah mich verärgert an. Was immer er in meinem Gesicht sehen wollte -
ich glaube nicht, dass er es fand. »Ich habe immer versucht, auf sie aufzupassen«, sagte er. »Es war nicht viel. Eine Tür, die sie an einen ruhigen Ort entkommen ließ, wo ihr Vater sie nicht finden konnte, aber ihre Brüder schon.«
Wir saßen eine Weile in kameradschaftlichem Schweigen beisammen, während ich darüber nachdachte, was er mit den Worten gemeint hatte, er sei die Burg. Ich spielte mit dem ungewohnten Ring an meinem Finger.
»Du kannst den Ring nicht abnehmen.« Oreg zuckte zusammen, als wäre ihm gerade erst wieder eingefallen, wieso er hierhergekommen war. »Er gibt dir die Herrschaft über die Burg. Erst wenn du im Sterben liegst, wirst du ihn wieder abnehmen können. Dann musst du ihn deinem Erben geben.«
»Und wenn ich ihn einer anderen Person gebe?«, fragte ich, nachdem ich vergeblich versucht hatte, den Ring abzustreifen. Ich wünschte, ich hätte das gewusst, bevor ich ihn an den Finger gesteckt hatte.
Ringe waren unpraktisch, wenn man kämpfte, sie veränderten den Griff am Schwert und blieben an allem Möglichen hängen. Ich hätte ihn zumindest an die linke Hand stecken
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