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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Getue glaubte. Vielleicht wusste er mehr über die Wahrheit als ich. Plötzlich fühlte ich mich sehr müde.
    »Ja. Es wäre auch traurig, wenn sie mich für befä-higt hielten, nachdem ich mich jahrelang so angestrengt habe, meinem Vater meine Dummheit zu demonstrieren. Ich kann es ihnen wohl kaum übel nehmen.«
    Er lachte, aber ich hatte das Gefühl, dass er es nur tat, weil er es für notwendig hielt, und nicht, weil meine Worte ihn wirklich belustigten. »Warum stellst du dich dumm?« Er zögerte kurz und fügte vorsichtig hinzu: »Das habe ich mich immer gefragt.
    Es kam mir so seltsam vor, dass du all diese Stunden in der Bibliothek verbracht hast. Du hast gelesen und gelesen, aber es schien, als verstündest du nicht, was du liest.« Bei diesen Worten erhob er sich vom Bett und entfernte sich lässig aus meiner Reichweite.
    »Dachtest du, ich sehe mir die Bilder oder die hübschen Tinten an?«, fragte ich amüsiert.
    »Was ist passiert, als dein Vater dich schlug? Du hast also keinen Hirnschaden davongetragen? Selbst ein Idiot müsste zugeben, dass dein Hirn in Ordnung ist, wenn er dich jetzt sähe.« Er grinste schüchtern, ein Junge, der seine Meinung sagte, oder ein Sklave, der seinem Herrn schmeichelte, aber er achtete dennoch darauf, dass ein paar Möbelstücke zwischen ihm und mir blieben.
    Wie Blümchen, dachte ich, würde er lernen, dass ich ihm nicht wehtun würde. Ich hatte einen Einblick in seine Qualen gewonnen; es war nur gerecht, ihm die gleiche Gelegenheit zu geben. »Die Prügel haben durchaus Schaden angerichtet«, sagte ich. »Ich konnte danach lange Zeit nicht mehr sprechen.« Ich erinnerte mich daran, wie beängstigend es gewesen war, Gedanken zu haben, die sich nicht in Worte verwandeln ließen.
    »Du hattest nicht einfach nur Angst?«, fragte Oreg.
    Als ich ihn ansah, wusste ich, dass ihm sehr klar war, was es bedeutete, so verängstigt zu sein, dass man nicht sprechen konnte. Mitleid schnürte mir beinahe den Hals zu. »Nein.«
    »Du konntest einige Zeit auch nicht mehr laufen«, fuhr er nachdenklich fort.
    Ich nickte. »Und nicht stehen und auch sonst nichts.« Stala und ich hatten Jahre gebraucht, um meine linke Seite so zu kräftigen, dass ich mit der linken Hand wieder so schnell war wie mit der rechten. Manchmal träumte ich, dass diese seltsame, überwältigende Taubheit meinen linken Arm erneut befiel.
    »Du hattest einmal magische Fähigkeiten - du konntest Blumen für deine Mutter zum Blühen bringen.« Oreg schien sich ein wenig zu entspannen. Er hatte sich auf der Bank neben der Tür niedergelassen.
    »Ich kann immer noch mithilfe meiner Magie Leute finden. Ciarra hat mich heute fast zu Tode erschreckt, als ich spürte, dass sie plötzlich so weit unter mir war. Ich nehme an, sie ist nicht aus dem unterirdischen Gang gefallen wie ich? Du hast sie einen anderen Weg entlanggeführt?« Er nickte. »Aber darüber hinaus habe ich keine magischen Fähigkeiten mehr. Ich kann Magie wahrnehmen, aber selbst keine ausüben.«
    »Doch du bist nicht dumm. Warum hast du so getan als ob?«
    »Damit mein Vater mich nicht umbrachte.« Ich versuchte, dieses instinktive Wissen in Begriffe zu fassen, die ein anderer verstehen konnte. »Mein Vater ist - war - der Hurogmeten. Du weißt vielleicht besser als jeder andere, was das bedeutet. Für ihn war Hurogmeten das Wichtigste, was ein Mensch sein konnte, noch besser als Hochkönig, aber der Titel war nur zeitweilig und würde weitergegeben werden wie dieser Ring, wenn er starb.«
    »Aber alle Menschen müssen sterben«, stellte Oreg sachlich fest. »Dein Großvater hat Hurog Fenwick anvertraut. Er hätte durch seine Kinder weiter-gelebt.«
    »Er hat meinen Großvater umgebracht«, sagte ich.
    Es war das erste Mal, dass ich es laut aussprach.
    Oreg schien vollkommen zu erstarren. Dann flüsterte er: »Dein Großvater wurde von Banditen getötet. Dein Vater brachte ihn hierher, damit er hier sterben konnte.«
    »Mein Großvater wurde von dem Pfeil meines Vaters in den Rücken getroffen. Vater hat es zugegeben, als er einmal sehr betrunken war.«
    Wir waren auf der Jagd gewesen, nur wir beide, als ich neun oder zehn Jahre alt war. Wir schlugen in den Bergen ein Lager auf, und Vater begann zu trinken, sobald wir das Zelt aufgebaut hatten. Ich erinnerte mich nicht mehr daran, was im Einzelnen zu seinem Geständnis führte, aber ich hatte immer noch den Blick vor Augen, den er mir hinterher zuwarf. Er hatte dieses Geheimnis nicht preisgeben wollen,

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