Drachenzauber
folgte eine Handvoll leicht bewaffneter Wachen, die ebenso erschüttert wirkten wie sie.
Garranons lässige Pose verschwand, und er sprang auf und eilte auf die Dame zu, die zögernd stehen geblieben war, damit sich ihre Augen an das trübe Licht anpassten.
»Allysaian von Buril«, verkündete die Wache zur gleichen Zeit, als Garranon »Lys!« rief.
Ich verglich das Bild, das ich von Garranons Gemahlin im Kopf hatte, mit dieser Frau, deren blasses und unansehnliches Gesicht von Anspannung gezeichnet war. Ich erkannte sie nicht wieder, aber ich hatte sie auch nur zweimal gesehen, und beide Male hatten andere Dinge meine Aufmerksamkeit verlangt.
»Garranon«, sagte sie mit solcher Erleichterung, dass ich wusste, nur etwas wirklich sehr, sehr Schlimmes hatte sie hierher bringen können. Etwas, wie ich fürchtete, das mit Farsons Fluch und dem Überrest an Magie zu tun hatte, den ich immer noch in der Luft schmecken konnte.
Als Garranon sie erreichte, brach sie in seinen Armen zusammen.
Die Mienen ihrer Wachen waren nicht weniger erleichtert als die der Frau. Garranons Männer hatten erstaunlich großes Vertrauen zu ihm, wenn man bedachte, wie wenig Zeit er auf seinem Besitz hatte verbringen können.
Haverness setzte dazu an aufzustehen, hielt aber abrupt inne. »Warten wir ein wenig«, sagte er. »Wir werden nicht viel erfahren können, solange sie sich nicht beruhigt. Ich hoffe, sie ist nicht irgendwelchen Banditen begegnet, nachdem sie Buril verlassen hatte. Ich dachte, wir wären die meisten auf der Straße zwischen hier und Garranons Besitz losgeworden.«
Garranon erstarrte, als der Bewaffnete leise auf ihn einredete. Was er sagte, war über Tostens leise Musik hinweg nicht zu vernehmen.
Garranon beugte sich vor, sagte etwas zu seiner Frau und nahm das schlafende Kind aus ihren Armen. Sie nickte und wischte sich die Augen. Dann nahm sie seinen Arm, und sie kamen auf uns zu.
»Meine Herren«, begann Garranon, sein Gesicht eine ausdruckslose Maske, die ich vom Hof her kannte. »Jakoven hat den Fluch erfolgreich getestet -
ich glaube, nun werden wir keine Drachen und keine wandelnden Toten mehr brauchen, um die anderen Oransteiner zu überzeugen, dass es eine Gefahr gibt, gegen die wir uns alle wenden müssen.«
»Was ist passiert?«, fragte Haverness.
»Gestern Nachmittag«, sagte Garranon, »nahm meine Frau meinen Sohn und eine Handvoll Wachen mit, um sich ein paar abgelegene Bauernhöfe anzusehen. Als sie zur Burg zurückkehrten, waren dort alle tot.«
»Alle Bewaffneten auf der Mauer, alle Diener in der Halle, alle Pferde im Stall«, sagte Allysaian mit leiser, tonloser Stimme. Ich sah, wie ihre Knöchel an Garranons Arm weiß wurden. »Selbst die Pflanzen waren verwelkt und gestorben.«
Alizon warf Haverness einen Blick zu, der ungläubig den Kopf schüttelte, wenn auch seine Miene zeigte, dass er noch während dieses Kopfschütteins seine Meinung änderte.
»Ihr Götter«, murmelte Duraugh. »Es tut mir so leid, Garranon.«
»Wie viel Blut hat er noch? Könnte er aus all diesen Toden Macht erlangen?«, fragte ich Oreg leise.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte er, die Arme um den Oberkörper geschlungen, als hätte man ihm einen Schlag versetzt. Ich fragte mich, was ich jetzt empfinden würde, wenn ich bereits einmal Zeuge geworden wäre, wie der Fluch die Zivilisation zerstört hatte. »Ich weiß nicht, wie viel es braucht, um den Stein zu benutzen. Ich würde annehmen, dass er mehr benötigt, weil das Blut unrein ist. Aber vielleicht hat er einen anderen mit Hurog-Blut gefunden, den er benutzen kann. Und was deine andere Frage angeht, er kann dem Stein nicht mit Todesmagie mehr Macht verleihen, sich selbst jedoch schon. Ich bezweifle das allerdings in diesem Fall, weil so etwas für gewöhnlich eine Zeremonie braucht - und die Leichen. Es hätte Tage gedauert, nicht Stunden.«
Garranon wandte sich Oreg zu, denn er hatte offenbar seine Antworten gehört. Die Augen in seinem bleichen Gesicht waren wild vor Zorn. »Wie nahe müsste er sein, um so etwas zu tun?«
Oreg schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, aber das weiß ich nicht. Ich war in Hurog, als die Welt unterging, aber ich war jung und … es war keine angenehme Zeit. Meine Erinnerungen an den Sturz des Kaiserreichs sind nicht vollständig.«
Alizon und Haverness starrten Oreg an.
»Bei diesem Tempo wird es bald keine Seele in den Fünf Königreichen mehr geben, die Hurogs Geheimnisse nicht kennt, Oreg«, sagte ich gereizt.
Er sah
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