Drachenzauber
zu können, als meine Wachen mir sagten, dass Ihr da seid.«
Dann wandte er sich seiner Tochter zu. »Alizon sagte mir, du und der junge Hurogmeten hättet beschlossen, unsere sorgfältigen Pläne zu beschleunigen.«
Sie griff nach seinen Händen und hielt sie einen Moment fest. »Vater, es ist schön, dich zu sehen.«
Dann trat sie einen Schritt zurück und erklärte förmlich: »Die Situation selbst ist eskaliert. Wie Alizon Euch zweifellos berichtet hat.«
»In der Tat«, sagte er mit einem nachdenklichen Blick zu Kellen. »Aber nun kommt und gestattet mir, Euch meine Gastfreundschaft anzubieten. Heute Abend werden wir noch Zeit genug für Politik haben.«
Als wir nach oben gingen, bemerkte ich, dass die Steine am Zwergenweg hier in Callis rauer behauen waren als die in Hurog. Bedeutete das, dass die Gänge in Hurog älter waren?
Callis war größer und luxuriöser als Hurog. Kellen und Rosem erhielten selbstverständlich eine große Zimmerflucht nahe den Familiengemächern, aber selbst ich bekam ein Zimmer für mich, auch wenn es klein und karg war. Mit einem ironischen Grinsen erkannte ich, dass ich keinen Raum für mich mehr gehabt hatte, seit ich im Asyl des Königs gewesen war. Zu dem Raum gehörte auch eine kalte Mahlzeit auf einem niedrigen Tisch - dem einzigen anderen Möbelstück außer dem Bett.
Ich aß, ging im Zimmer auf und ab und begann, über seine Ausmaße nachzudenken. Wenn wir einen kleinen Anbau an der Südseite von Hurog vornah-men, würden wir sechs weitere Räume für Gäste erhalten. Sie würden sie sich immer noch teilen müssen, wenn der gesamte Rat anwesend war, aber jede kleine Gruppe von Adligen …
»Wenn du eine zusätzliche Tür an der Seite der großen Halle anbringst, könntest du ein paar von diesen an die Südseite anbauen, ohne die Sicherheit des Bergfrieds zu verringern«, sagte Oreg, der in der Tür stand und an einem Apfel kaute.
»Kannst du jetzt auch Gedanken lesen?«, fragte ich und leckte mir das Fett von den Fingern. »Ich dachte, du hättest gesagt, dass das nicht zu deinen Talenten zählt.«
Er grinste. »Ich sah, wie du mit Schritten Maß nahmst. Das machte deine Gedanken ziemlich deutlich. Ich bin gekommen, um dir zu deiner er-folgreichen Werbung um die Kriegermaid zu gratulieren.«
Ich lachte. »Erfolgreich? Vor allem ist es mir gelungen, mich zum Narren zu machen.«
Er lächelte wie eine Katze und schüttelte den Kopf. »Da bin ich anderer Meinung. Du hast Tisala überzeugt, dass du weißt, was du willst und was du brauchst - und dass sie es ist und keine andere.«
»Glaubst du?« Ich war immer noch skeptisch. »Ich war eher der Meinung, dass ich mich anhörte wie ein Held aus einer jämmerlich traurigen Geschichte, der in der letzten Strophe stirbt, und alle haben ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn nicht besser behandelt haben.«
»Glaub mir«, erwiderte Oreg unbeschwert. »Es war kein Mitleid, das in ihren Augen stand, sondern Erkenntnis.«
Ich starrte ihn an und bemerkte, dass er es ernst meinte.
»Wenn das so ist«, erwiderte ich langsam, »dann macht es mir nichts aus, mich vor allen blamiert zu haben. Ich würde erheblich mehr ertragen als ein wenig Demütigung, um Tisala für mich zu gewinnen.«
Durch das Pfeilschlitz-Fenster an der Seite des Raums hörte ich Lärm draußen. Wahrscheinlich waren weitere Gäste eingetroffen, die Alizon und Haverness nach Callis gerufen hatten. Ich ging zur Tür.
Dann erlebte ich einen Augenblick der Unsicherheit, denn als ich im Flur stand, wurde mir klar, dass ich nicht wusste, in welche Richtung ich gehen sollte.
»Wie kommen wir zur großen Halle?«, fragte ich Oreg.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, antwortete er grinsend.
Also wandte ich mich nach rechts und erforschte, gefolgt von dem wenig hilfreichen Oreg, die Ab-zweigungen und Windungen, bis ich einen Bereich fand, der mir bekannt vorkam. Wahrscheinlich gab es kürzere Wege von meinem Raum hierher, aber immerhin schafften wir es zur großen Halle, bevor die neuen Gäste willkommen geheißen wurden.
Haverness saß bereits im Raum, an der Feuerstelle, wo man ein paar Sessel und Bänke aufgestellt hatte, um einen Bereich für Gespräche zu schaffen. Er schüttelte den Kopf, als Alizon sich vorbeugte und mit ernster Miene auf ihn einredete. Garranon hatte sich an die Wand gelehnt und hörte mit ausdruckslo-sem Blick zu.
Mein Onkel saß zurückgelehnt auf einem Holzstuhl, die Ellbogen auf die Armlehnen gestützt, die Hände nachdenklich
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