Drachenzauber
unter dem Kinn gefaltet. Ich kannte diese Pose und fragte mich, wann sein erster Angriff in dieser Gesprächsschlacht erfolgen würde.
Axiel hatte allen den Rücken zugekehrt und sah zu, wie das Feuer tanzte. Tosten saß ein wenig entfernt mit seiner zerschlagenen Harfe und spielte, damit das Gespräch nicht belauscht werden konnte. Ich hatte ihn schon zuvor auf diese Weise eingesetzt - warum sollten wir es den Spionen des Königs, die es zweifellos in Callis ebenso gab wie in Hurog, so einfach machen?
Tisala saß auf dem mit Stein gefliesten Boden, die Schulter an Haverness’ Knie gelehnt. Ich begegnete ihrem stetigen Blick und bemerkte etwas, das mich denken ließ, dass Oreg vielleicht wirklich recht hatte.
Weder sie noch ich lächelten, aber die Verbindung zwischen uns war deutlich zu spüren. Mein Herz begann einen jubilierenden Rhythmus, als ich erkannte, dass es keine Frage mehr war, ob sie zustimmen würde, mich zu heiraten, sondern wann.
»Mache ich denn wirklich einen so dummen Eindruck?«, fragte Haverness leise zur Antwort auf eine Aussage von Alizon, die mir wegen des Blickwech-sels mit Tisala entgangen war. »Wir wissen beide, dass die Geschichten aus dem Kaiserreich gewaltig übertrieben sind. Ihr habt gehört, was die Bänkelsänger aus den Schlachten der Rebellion gemacht haben, und die liegen gerade erst zwei Jahrzehnte zurück.
Falls dieser Fluch jemals existierte, was ich bezweifle, war er wahrscheinlich nicht mächtiger als das, was unsere Zauberer heutzutage heraufbeschworen können.«
»Wenn ich meine Burg mit meiner Magie zum Einsturz bringen konnte«, sagte ich freundlich, »warum sollen die Alten kein Werkzeug hergestellt haben, welches das Gleiche leisten könnte?«
Haverness verdrehte die Augen, was mich intensiv an seine Tochter erinnerte. »Ich versuche nur, diesen alten Narren zu überzeugen, dass er den Fluch den Leuten gegenüber, die herkommen werden, lieber nicht erwähnen sollte. Sagt ihnen, Jakoven sei ein Magier, wenn das denn stimmt - und meine Tochter bestätigt es mir. Aber wenn Ihr ihnen sagt, dass er über Farsons Fluch verfügt, werdet Ihr sie verlieren.«
»Er hat den Fluch«, sagte Oreg leise. »Etwas anderes zu behaupten, ist eine gefährliche Lüge. Sie müssen wissen, worauf sie sich einlassen.«
Haverness schüttelte den Kopf. »Gestern, nachdem Alizon mir die Geschichte erzählte, die ihr zu-sammengesponnen habt, habe ich meinen eigenen Zauberer gefragt. Wenn nicht einmal er es glaubt, wie soll ich dann meine Oransteiner überzeugen?«
»Oransteiner glauben an Magie«, erwiderte Oreg.
»Sie beten Meron die Heilerin an, die Opfer magischer Art erbittet.«
»Die Bauern beten die Göttin an«, verbesserte Duraugh ihn sanft. »Haverness hat recht. Es war schon schwierig genug, unsere Shavig-Leute zu überzeugen, dass es diesen Fluch gibt.«
»Ich hörte bereits von dem Drachen, der prakti-scherweise zum richtigen Zeitpunkt erschien, und von Eurem wandelnden Toten«, sagte Haverness trocken.
»Er lebte noch«, meldete sich Garranon zu Wort.
»Er war ein guter Mann, der wegen meiner Nachläs-sigkeit schrecklich gelitten hat und gestorben ist.«
»Er starb wegen Jakoven«, verbesserte mein Onkel ihn. »Das solltet Ihr niemals vergessen, Garranon.«
»Ich muss mich entschuldigen«, sagte Haverness.
»Ich wusste nur, was Alizon mir erzählt hat; mir war nicht klar, dass Ihr den Mann kanntet. Ich hätte nicht so leichtfertig davon gesprochen, wenn ich gewusst hätte, dass es mehr war als eine Illusion, so wie der Drache.«
»Oh, der Drache ist ziemlich echt, Vater«, sagte Tisala, ohne Oreg anzuschauen. »Genau wie der Fluch.«
»Hast du ihn gesehen?«, fragte Haverness. »Zwei-felt irgendwer von Euch daran, dass Farsons Fluch eine geniale Idee wäre, wenn Jakoven ein magisches Artefakt aus alten Zeiten fälschen wollte?«
»Der Fluch ist echt«, sagte ich. »Ich habe ihn gesehen und seine Macht gespürt. Und nur ein Narr würde versuchen, eine Kopie davon zu schaffen, um andere zu beeindrucken. Zu viele würden sich weigern, einem Mann zu dienen, der so etwas benutzt, es sei denn, sie wären überzeugt von seiner Macht und hätten Angst davor.«
»Werdet Ihr jetzt einen Drachen herbeirufen, um die Männer davon zu überzeugen?«, fragte Haverness ungeduldig.
»Wenn es sein muss …«, begann Duraugh, als eine Wache die Türen der Halle öffnete und Licht, frische Luft und eine erschöpfte Frau mit einem Kleinkind auf der Hüfte hereinließ. Ihr
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