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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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meines Herzen wohl doch ängstlich zu sein, denn ich schrie laut auf. Die Männer sprangen augenblicklich auf, und Lord Godalming stürzte ans Fenster und riss es auf. Da hörten wir von außen Quincey Morris’ Stimme:
    »Sorry! Ich fürchte, ich habe Sie erschreckt. Ich komme gleich herein und berichte Ihnen!« Eine Minute später trat er ein und sagte:
    »Das war idiotisch von mir, ich bitte um Vergebung! Mrs. Harker, ich fürchte ernsthaft, dass ich Sie arg erschreckt habe. Aber während der Professor seinen Vortrag hielt, kam eine große Fledermaus und setzte sich auf die Fensterbrüstung. Ich habe durch die jüngsten Ereignisse einen unbeschreiblichen Abscheu vor diesen verdammten Viechern, ich kann sie nicht ausstehen und ging also hinaus, um sie zu erledigen, wie ich es mir in der letzten Zeit zur Gewohnheit gemacht habe, wann immer eine meinen Weg kreuzte. Art hat mich dafür schon ausgelacht.«
    »Haben Sie sie erwischt?«, fragte van Helsing.
    »Keine Ahnung, aber ich fürchte nicht, denn sie flatterte davon, auf den Wald zu.« Ohne ein weiteres Wort nahm Mr. Morris darauf wieder seinen Platz ein, und der Professor wiederholte seinen letzten Gedanken:
    »Wir müssen die Spur jeder einzelnen Kiste verfolgen, und wenn wir das Scheusal in einer von ihnen finden sollten, so müssen wir es auf seinem Lager entweder töten oder es fangen. Ist er nicht in einer Kiste, so müssen wir, wenn man so sagen kann, die |352| Erde sterilisieren, sodass er keine Sicherheit mehr in ihr findet. So werden wir ihn dann schließlich in Menschengestalt zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang antreffen und mit ihm kämpfen, wenn er am schwächsten ist. – Was nun Sie betrifft, Madame Mina, so ist mit dem heutigen Abend für Sie Schluss, und zwar so lange, bis sich alles zum Guten gewendet hat. Sie sind uns viel zu kostbar, als dass wir Sie einer solch furchtbaren Gefahr aussetzen möchten. Wenn wir uns heute Nacht getrennt haben, so dürfen Sie keine weiteren Fragen mehr stellen; wir werden Ihnen hinterher getreu über alles berichten. Wir sind Männer, und wir sind wohl in der Lage, dies zu ertragen. Sie aber sind unser Stern und unsere Hoffnung, und wir können umso freier handeln, je weiter wir Sie von der Gefahr entfernt wissen.«
    Alle Männer, sogar Jonathan, atmeten erleichtert auf. Mir erschien es nicht richtig, dass sie aus Rücksicht auf mich die Gefahr vergrößerten und Ihre Sicherheit gefährdeten, Stärke ist schließlich die beste Gewähr für Sicherheit. Die Männer waren jedoch fest dazu entschlossen, und obwohl dies eine bittere Pille für mich war, konnte ich nichts anderes tun, als ihre ritterliche Entscheidung zu akzeptieren.
    Mr. Morris beendete unsere Besprechung.
    »Da wir keine Zeit zu verlieren haben, schlage ich vor, wir schauen uns sein Haus jetzt gleich an. Die Zeit ist entscheidend, eine schnelle Aktion von uns vermag vielleicht das nächste Opfer vor ihm zu retten.«
    Ich gestehe, dass mir darüber das Herz stockte, die Zeit zum Handeln so schnell gekommen zu sehen, aber ich sagte nichts. Meine Furcht, sie könnten mich als Hindernis für ihre Tätigkeit ansehen und mir überhaupt nichts mehr erzählen, war größer als meine Bedenken wegen ihrer raschen nächtlichen Aktion. Sie sind jetzt nach Carfax hinübergegangen und haben Werkzeuge mitgenommen, um ins Haus zu gelangen.
    Wie Männer so sind, haben sie mir geraten, ins Bett zu gehen und zu schlafen. Als ob eine Frau schlafen könnte, wenn die, die |353| sie liebt, in Gefahr sind! Ich werde mich niederlegen und so tun, als würde ich schlafen. So wird Jonathan wenigstens beruhigt sein, wenn er wieder heimkommt.
     
    Dr. Sewards Tagebuch
     
    1. Oktober, 4 Uhr früh
    Gerade als wir das Haus verlassen wollten, brachte man mir eine dringende Nachricht von Renfield, der mich augenblicklich sprechen wollte, da er mir eine Mitteilung von äußerster Wichtigkeit zu machen hätte. Ich beauftragte den Pfleger, Renfield zu sagen, dass ich am Morgen zu ihm kommen würde, im Augenblick aber zu tun hätte. Der Pfleger antwortete:
    »Er ist äußerst aufgeregt, Sir, ich habe ihn noch nie so ungeduldig gesehen. Ich kenne mich ja nicht aus, aber was ist, wenn er wieder einen seiner gewalttätigen Tobsuchtsanfälle bekommt, weil Sie ihn nicht besuchen?« Ich war überzeugt, dass der Mann dies nicht ohne besonderen Grund sagte, und so entgegnete ich: »Nun gut, ich komme.« Die anderen bat ich, sich einige Augenblicke zu gedulden, da ich noch rasch nach meinem

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