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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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hier in jeder Hinsicht bis Sonnenuntergang vor dem Monster in Sicherheit, bis dahin aber sind wir wieder zurück, wenn … Nun, wir werden auf jeden Fall zurückkehren! Aber bevor wir gehen, wollen wir uns noch versichern, dass Sie gegen etwaige Angriffe hinreichend geschützt sind. Ich selbst habe vorhin Ihr Zimmer so hergerichtet, dass dem Vampir jeder Zutritt versperrt ist. Zum Abschluss lassen Sie mich nun noch Ihre Person gegen ihn wappnen, indem ich Ihre Stirn mit der geweihten Hostie im Namen des Vaters, des Sohnes und …«
    Hier ertönte ein furchtbarer Schrei, der uns das Blut in den Adern gefrieren ließ: Der Professor hatte die Hostie auf Minas Stirn gedrückt, und der heilige Gegenstand hatte sich wie ein Stück weißglühendes Eisen in ihr Fleisch eingebrannt. So schnell, wie die Nerven meiner unglücklichen Frau den Schmerz empfanden, so schnell hatte aber auch ihr Verstand die ganze furchtbare Bedeutung des Geschehnisses überblickt – ihr Schrei war |431| ebenso sehr ein Schmerzensschrei wie ein Aufbäumen aus der tiefsten Tiefe ihres gequälten Herzens. Das Echo war noch nicht verklungen, da sank sie in ihrer furchtbaren Verzweiflung auf die Knie, zog sich ihr schönes Haar über dem Gesicht zusammen wie ein Aussätziger seinen Mantel und beklagte ihre Demütigung:
    »Unrein! Unrein! Sogar der Allmächtige meidet mein geschändetes Fleisch! Ich muss dieses Zeichen der Schande an der Stirn tragen bis zum Jüngsten Gericht!« Alle schwiegen. Ich hatte mich in meiner jämmerlichen Hilflosigkeit neben sie auf die Knie geworfen und meine Arme um sie geschlungen. Eine Weile schlugen unsere unglücklichen Herzen nebeneinander, während die Freunde um uns herum ihre Augen abwandten, um ihre Tränen zu verbergen. Schließlich drehte sich van Helsing zu uns um und begann mit so seltsamem Ernst zu sprechen, dass es schien, als habe er eine Eingebung, als würde statt seiner etwas aus ihm heraus sprechen:
    »Es mag sein, dass Sie dieses Zeichen auf der Stirn tragen müssen, bis Gott der Herr am Jüngsten Tag alles Leid von der Erde und von Seinen Kindern hinwegnimmt. Möge es uns, liebe, teure Madame Mina, die wir Sie innig lieben, dann vergönnt sein zu sehen, wie dieses Mal, mit dem Gott Sie gezeichnet hat, wieder verschwindet und Ihre Stirn wieder so rein und weiß wird wie Ihr Herz, das wir so genau kennen. So wahr wir leben, dieses Mal wird schwinden, wenn Gott die Zeit für gekommen hält, die Bürde, die so schwer auf uns lastet, von unseren Schultern zu nehmen. Bis dahin aber wollen wir unser Kreuz tragen, wie es auch Sein Sohn getan hat, dem Willen des Vaters gehorsam. Vielleicht sind wir auserwählte Werkzeuge Seiner göttlichen Gnade, vielleicht steigen wir aus Blut und Tränen, aus Angst und Zweifel und allem, was den Menschen von Gott zu trennen vermag, empor, wie Sein Sohn vor uns aus Geißelhieben und Schmach emporgestiegen ist.«
    Es lag Hoffnung in seinen Worten, und sie spendeten Trost. Zugleich ermutigten sie uns dazu, das Schicksal anzunehmen. |432| Mina und ich fühlten dies gemeinsam, und gleichzeitig ergriffen wir die Hände des alten Mannes, neigten unsere Köpfe und küssten sie. Dann knieten alle, ohne ein Wort zu sagen, nieder, wir reichten uns im Kreis die Hände, als wollten wir uns schwören, treu zueinanderzuhalten. Wir Männer gelobten, den düsteren Schleier des Leides vom Haupt derjenigen zu lösen, die wir alle, jeder auf seine Art, liebten. Und wir beteten um Hilfe und Führung in der schrecklichen Aufgabe, die noch vor uns lag.
    Dann wurde es Zeit aufzubrechen. Ich verabschiedete mich von Mina – ein Abschied, den keiner von uns bis zu seinem Tode je vergessen wird –, und wir gingen.
    In einem Punkt habe ich mich entschieden: Wenn wir herausfinden sollten, dass Mina schließlich doch ein Vampir werden muss, dann soll sie nicht allein in dieses unbekannte, schreckliche Land gehen müssen. Ich vermute, dass es auch vor Urzeiten auf diese Weise zugegangen sein muss, dass ein Vampir mehrere erzeugte. So wie ihre scheußlichen Körper nur in geweihter Erde ruhen konnten, so war wohl die heiligste Liebe auch die stärkste Triebkraft, sich ihren gespenstischen Reihen anzuschließen.
    Wir betraten Carfax ohne Schwierigkeiten und fanden alles so vor wie bei unserem ersten Besuch. Bei Tageslicht war es schwer zu glauben, dass sich unter all diesen nüchternen Dingen, inmitten dieser Verwahrlosung, in diesem Staub und Verfall die schreckliche Ursache unserer Furcht verbergen

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