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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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sollte. Wären wir nicht so fest entschlossen gewesen und hätten uns nicht die entsetzlichen Erinnerungen angespornt, so hätten wir vielleicht an unserer Aufgabe gezweifelt. Im Haus selbst fanden wir keine Papiere, und wir stießen auch sonst auf keine Spur einer Nutzung. In der alten Kapelle befanden sich die Kisten noch in demselben Zustand, in dem wir sie verlassen hatten. Als wir vor ihnen standen, sagte Dr. van Helsing feierlich:
    »Und nun, meine Freunde, haben wir eine Pflicht zu erfüllen. Wir müssen diese Erde sterilisieren, die so angefüllt ist mit heiligen Erinnerungen, dass er sie aus einem weit entfernten Land |433| hierhergebracht hat, um sie so schändlich zu nutzen. Er hat diese Erde gewählt, denn sie war einst heilig. Und so besiegen wir ihn mit seinen eigenen Waffen, denn wir werden diese Erde erneut segnen. Hat man sie einst für die Menschen geweiht, so weihen wir sie nun Gott!« Noch während er sprach, holte er aus seiner Tasche einen Schraubendreher, und schnell war der Deckel der ersten Kiste geöffnet. Die Erde roch muffig und faulig, aber wir nahmen keine Notiz davon, denn unsere Aufmerksamkeit war auf den Professor gerichtet. Er holte aus seiner Büchse ein Stück einer Hostie hervor und legte es ehrerbietig auf die Erde in der Kiste. Dann schloss er den Deckel wieder und schraubte ihn zu, wobei wir ihm behilflich waren.
    Eine der großen Kisten nach der anderen behandelten wir auf die gleiche Weise, und wir hinterließen sie für das Auge nicht anders, als wir sie vorgefunden hatten – allerdings lag nun in jeder von ihnen ein Stück des heiligen Brotes.
    Während wir das Tor hinter uns schlossen, sagte der Professor:
    »Dies wäre getan. Wenn wir mit dem Übrigen ebenso viel Erfolg haben, dann könnte Madame Minas Stirn heute noch weiß wie Elfenbein und fleckenlos in der Abendsonne glänzen!«
    Als wir dann über die Wiese auf den Bahnhof zugingen, um dort den Zug zu besteigen, konnten wir noch einmal die Front der Irrenanstalt sehen. Gespannt schaute ich hinüber und entdeckte Mina am Fenster unseres Zimmers. Ich winkte ihr und nickte ihr zu, zum Zeichen, dass dieser Teil unserer Expedition erfolgreich verlaufen war. Sie nickte gleichfalls, um zu zeigen, dass sie verstanden habe. Dann sah ich noch, wie sie uns mit der Hand ein Lebewohl zuwinkte. Wir erreichten die Station mit schweren Herzen und kamen gerade rechtzeitig an, als der Zug hereinbrauste.
    Dies habe ich in der Eisenbahn geschrieben.
     
    |434| Piccadilly, 12:30 Uhr
    Kurz bevor wir Fenchurch Street erreichten, sagte Lord Godalming zu mir:
    »Quincey und ich werden einen Schlosser besorgen. Es ist besser, Sie gehen nicht mit, denn es ist nicht ausgeschlossen, dass uns Unannehmlichkeiten erwachsen. Uns würde man es unter den gegebenen Umständen vielleicht nicht so sehr verübeln, dass wir in ein leeres Haus eingebrochen sind. Sie aber sind Jurist, und die Anwaltskammer würde Ihnen sicher zu verstehen geben, dass Sie sich als solcher doch besser hätten vorsehen müssen.« Ich machte Einwände, dass ich nicht an der Gefahr, und sei es auch nur die Gefahr, den Ruf zu verlieren, beteiligt werden sollte, aber er fügte hinzu: »Außerdem wird es weniger auffallen, wenn wir nicht zu viele sind. Mein Titel wird die Bedenken des Schlossers zerstreuen, und auch die jedes Polizisten, der sich vielleicht einmischt. Sie gehen besser mit Jack und dem Professor und warten in Green Park in Sichtweite des Hauses. Wenn Sie dann sehen, dass die Tür geöffnet und der Schlosser wieder gegangen ist, so kommen Sie herüber. Wir werden nach Ihnen Ausschau halten und Sie einlassen.«
    »Der Rat ist gut«, sagte van Helsing, und wir hatten nun nichts mehr einzuwenden. Godalming und Morris fuhren eiligst in einer Droschke davon, wir stiegen in eine andere. An der Ecke Arlington Street stiegen wir aus und schlenderten gemächlich in den Green Park. Mein Herz schlug heftig, als ich das Haus erblickte, auf das sich all unsere Hoffnungen richteten; düster und schweigend ragte es in seiner Verwahrlosung unter seinen lebendigen, geputzten Nachbarn empor. Wir ließen uns auf einer Bank nieder, von der aus wir eine gute Sicht hatten, und begannen zu rauchen, um möglichst wenig Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Die Minuten schienen mit bleiernen Füßen dahinzuschleichen, während wir auf die Ankunft der anderen warteten.
    Endlich sahen wir eine Kutsche herannahen, aus der mit großer Ruhe Lord Godalming und Morris stiegen, gefolgt von |435| einem

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