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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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nicht wenn sie wüsste, dass der Mann einen gültigen Auftrag hat.«
    »Dann«, er sah mich scharf an, »wäre das einzig Problematische die Vertrauenswürdigkeit des Auftraggebers und also die Meinung des Polizisten, ob dieser Auftraggeber ein reines Gewissen hat oder nicht? Ihr Polizist muss aber ein sehr dienstbeflissener und kluger Mann sein, wenn er derart ins Herz des Auftraggebers zu blicken vermag! Nein, mein Freund Jonathan, Sie können hier in Ihrem London und auch in jeder anderen Stadt der Welt Hunderte von Schlössern an leeren Häusern öffnen lassen, wenn Sie sich nur so stellen, als hätten Sie das Recht dazu. Und wenn es noch zu einer Zeit geschieht, wo solche Dinge in der Regel zu geschehen pflegen, wird erst recht niemand Einspruch erheben. Ich habe einmal eine schöne Geschichte von einem Gentleman gelesen, der ein feines Haus in London besaß. Er verreiste in die Schweiz, um die Sommermonate dort zu verbringen, und schloss sein Haus ab. Nun kam ein Einbrecher und stieg durch das Hinterfenster ein. Er öffnete die Fensterläden an der Vorderseite und ging fortan im Hause aus und ein, alles vor den Augen der Polizei. Dann schrieb er eine Auktion aus, für die er vorab große Zettel aushängte. Als der Tag gekommen war, verkaufte er über ein renommiertes Auktionshaus das gesamte Hab und Gut des Gentlemans. Schließlich ging er noch zu einer Baufirma, verkaufte das Grundstück und schloss einen Vertrag, gemäß dem das Haus innerhalb einer bestimmten Zeit abgerissen und der Schutt entfernt wurde. Die Polizei und die Behörden unterstützten ihn dabei in jeder nur erdenklichen Weise. Als der Besitzer schließlich aus seinem Urlaub in der Schweiz zurückkehrte, fand er an der Stelle, wo zuvor sein Haus gestanden hatte, nur noch ein großes Loch. Alles war ganz nach den Regeln |427| abgelaufen, und bei unserem Werk werden wir ebenso nach den Regeln handeln. Wir werden nicht so zeitig beginnen, dass es einem Polizisten, der um die frühe Stunde noch wenig zu grübeln hat, komisch vorkommen mag. Erst nach zehn Uhr werden wir anfangen, zu einer Zeit, wenn schon viele Leute unterwegs sind und zu der wir auch als Eigentümer des Hauses diese Dinge vornehmen lassen würden.«
    Ich konnte nicht umhin, ihm recht zu geben. Die schreckliche Verzweiflung in Minas Gesicht legte sich etwas, denn der gute Rat van Helsings gab uns Hoffnung. Er fuhr fort:
    »Wenn wir erst einmal im Haus sind, werden wir sicher weitere Hinweise finden. Auf jeden Fall aber werden dann einige von uns dort bleiben, während der Rest die anderen Plätze in Bermondsey und in Mile End aufsucht, wo sich noch Erdkisten befinden sollen.«
    Lord Godalming erhob sich. »Vielleicht kann ich hier von Nutzen sein«, sagte er. »Ich werde meinen Leuten telegrafieren, dass sie Wagen und Pferde dorthin schicken, wo es für uns am günstigsten ist.«
    »Hör mal, alter Bursche«, erwiderte Morris, »es ist ja nett von dir, alles für den Fall bereitzustellen, dass wir Eile haben sollten. Aber meinst du nicht auch, dass deine eleganten, wappengeschmückten Equipagen in einer Nebenstraße von Walworth oder Mile End zu viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen würden? Ich halte es für zweckmäßiger, Mietdroschken zu nehmen, wenn wir nach Süden oder Osten müssen, und diese sogar noch vor unserem eigentlichen Ziel zu verlassen.«
    »Freund Quincey hat recht«, entschied der Professor. »Sein Kopf ist, wie man so schön sagt, auf Augenhöhe mit dem Horizont. Es ist eine schwierige Aktion, die wir da vor uns haben, und wir sollten dabei nicht unbedingt beobachtet werden.«
    Minas Interesse an der Sache wuchs zusehends. Ich war froh, dass die Beschäftigung mit dieser Angelegenheit sie die grässlichen Ereignisse der Nacht etwas vergessen ließ. Sie war blass, |428| fast gespenstisch blass, und so schwach, dass sich ihre Lippen bereits etwas zurückzogen und die Zähne hervortraten. Ich sagte dazu nichts, um ihr nicht neuen Kummer zu bereiten, aber das Blut stockte mir in den Adern, wenn ich daran dachte, was der Graf seinerzeit aus Lucy gemacht hatte. Bis jetzt sind Minas Zähne wohl noch nicht spitzer geworden, aber es ist auch noch nicht viel Zeit vergangen, und wir haben alle Ursache, besorgt zu sein.
    Als wir darauf zu sprechen kamen, in welcher Reihenfolge wir die verschiedenen Tätigkeiten vornehmen und wie wir unsere Kräfte aufteilen wollten, traten wieder neue Probleme auf. Schließlich einigten wir uns darauf, zuerst den uns benachbarten Schlupfwinkel

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