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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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des Grafen zu zerstören, bevor wir nach Piccadilly aufbrachen. Sollte er uns dort nämlich überraschen, so wären wir ihm mit unseren Zerstörungen immerhin etwas voraus. Sein Erscheinen in materieller Gestalt, also in seinem schwächsten Zustand, würde uns dann trotz allem neue Anhaltspunkte liefern.
    Was nun die Aufteilung unserer Kräfte betraf, so schlug der Professor vor, dass wir uns nach dem Einsatz in Carfax zunächst alle in das Haus in Piccadilly begeben sollten. Die beiden Ärzte und ich würden dann dort zurückbleiben, während Lord Godalming und Quincey die Schlupfwinkel in Walworth und in Mile End aufsuchen und zerstören mussten. Van Helsing meinte weiter, es sei möglich, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich, dass der Graf im Laufe des Tages in Piccadilly erscheine. In diesem Falle müssten wir gleich dort mit ihm fertig werden. Um jeden Preis aber sollten wir in der Lage sein, ihn mit vereinter Kraft zu jagen. Diesem Plan widersprach ich aufs Heftigste, wenigstens soweit es meine Rolle dabei betraf, denn ich hatte die Absicht, bei Mina zu bleiben und sie zu beschützen. Ich führte meine Gründe an, aber Mina wollte nichts davon hören. Sie sagte, es könne sich irgendetwas ereignen, das meine juristischen Kenntnisse erforderte, oder es könne sich unter den Papieren des Grafen manches |429| befinden, was aufgrund meiner Erlebnisse in Transsilvanien nur mir verständlich wäre. Überdies sei es unabdingbar, alle unsere Kräfte zu vereinen, um der übernatürlichen Stärke des Grafen etwas entgegenzusetzen. Ich musste nachgeben, denn Minas Entschluss stand unerschütterlich fest. Sie betonte, es sei immerhin die letzte Hoffnung für sie selbst, dass wir alle zusammenarbeiteten. »Was mich betrifft«, sagte sie, »so fürchte ich mich nicht. Die Dinge stehen so schlecht, wie sie nur können, und was immer auch passieren mag, wird mir Hoffnung und Erleichterung bringen. Geh, mein lieber Mann! Wenn Gott mich schützen will, so wird er es unabhängig davon tun, ob du an meiner Seite bist oder nicht.« So sprang ich also wieder auf und rief: »Dann lassen Sie uns nun in Gottes Namen endlich aufbrechen, wir verlieren kostbare Zeit! Der Graf mag früher nach Piccadilly kommen, als wir denken!«
    »Gemach!«, sagte van Helsing mit erhobener Hand.
    »Aber was ist denn noch?« verlangte ich zu wissen.
    »Haben Sie denn vergessen«, sagte der Professor, und er brachte es tatsächlich fertig, dabei zu lächeln, »dass er heute Nacht lange gezecht hat und sich also ordentlich ausschlafen wird?«
    Vergessen! Werde ich das je vergessen –
kann
ich es je vergessen? Kann auch nur einer von uns diese schreckliche Szene vergessen? Mina kämpfte tapfer darum, ihre Fassung zu bewahren, aber schließlich überwältigte sie der Schmerz doch. Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte, dass ihr ganzer Leib erzitterte. Van Helsing hatte natürlich nicht die Absicht gehabt, ihre schrecklichen Erinnerungen wieder aufzufrischen, er hatte ihre Gegenwart über seinen Erwägungen schlichtweg vergessen. Als ihm zu Bewusstsein kam, was er gesagt hatte, war er selbst über seine Gedankenlosigkeit am meisten entsetzt, und er bemühte sich, sie zu trösten: »Oh, Madame Mina«, sagte er, »liebe, liebe Madame Mina! Warum musste ausgerechnet ich, der ich Sie doch so tief verehre, gerade derjenige sein, der Ihnen, ohne es zu wollen, |430| solche Dinge sagt? Diese alten, dummen Lippen und dieser alte Schädel haben es nicht böse gemeint. Sie werden es doch gleich wieder vergessen, nicht wahr?« Er verbeugte sich tief vor ihr, sie aber ergriff seine Hand und sagte leise und unter Tränen:
    »Nein, ich werde es nicht vergessen. Es ist gut, wenn ich dessen eingedenk bleibe, denn dabei denke ich auch an all das Gute, das Sie für mich getan haben. Nun, bald müssen Sie alle aufbrechen, zuvor sollten Sie aber noch frühstücken. Wir müssen essen, damit wir stark bleiben!«
    Ein eigentümliches Mahl war dieses Frühstück für uns. Wir bemühten uns, heiter zu sein und uns gegenseitig zu ermutigen, und Mina schien die Vergnügteste und Lebhafteste von allen. Nachdem wir gesättigt waren, erhob sich van Helsing und sagte:
    »Und nun, meine lieben Freunde, machen wir uns an unser schreckliches Unternehmen! Sind Sie alle gerüstet, wie Sie es kürzlich waren, als wir das erste Mal des Nachts den Schlupfwinkel unseres Feindes aufsuchten, gerüstet gegen natürliche und übernatürliche Angriffe?« Wir bejahten. »Gut! Madame Mina, Sie sind

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