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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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war vielleicht ganz gut«, sagte er, »dass wir auf dem Treffen nach unserem Besuch in Carfax beschlossen hatten, noch nichts mit den Kisten zu unternehmen, die dort standen. Hätten wir etwas getan, so hätte der Graf wohl Argwohn gefasst und unsere Absicht erraten, und zweifellos hätte er dann auch Maßregeln |424| getroffen, unsere Pläne bezüglich der anderen Kisten zu vereiteln. Aber jetzt kennt er unsere Absichten noch nicht. Mehr noch, er hat wahrscheinlich gar keine Ahnung davon, dass wir über Mittel verfügen, seine Lager zu sterilisieren, sodass er sie nicht mehr benutzen kann. Wir wissen nun immerhin so viel über ihre Verteilung, dass wir nach dem Besuch des Hauses in Piccadilly wohl auch die letzten Kisten entdeckt haben werden. Der heutige Tag gehört uns, und auf ihm ruhen unsere Hoffnungen. Dieselbe Sonne, die heute Morgen über unserem Elend aufgegangen ist, leuchtet uns zu unserem Werk. Bis sie sich neigt, muss das Monster in der Gestalt verbleiben, die es zuletzt angenommen hat. Der Feind ist an die Bedingungen seiner irdischen Hülle gebunden, er kann sich nicht unsichtbar machen und auch nicht durch Ritzen, Löcher oder Spalten verschwinden. Wenn er durch eine Tür will, muss er sie öffnen wie jeder Sterbliche. Wir müssen also heute alle seine Schlupfwinkel ausfindig machen und sterilisieren. Und wenn wir ihn bei dieser Gelegenheit nicht antreffen und vernichten können, so wird ihn unser heutiges Tagwerk binnen Kurzem an einem anderen Platz in die Enge treiben, wo wir ihn stellen und vernichten, so viel ist sicher!« Hier sprang ich auf, denn ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass die Minuten und Sekunden, die doch so kostbar für Minas Leben und Glück waren, ungenutzt dahinschwanden, dass wir plauderten, anstatt zu handeln. Aber van Helsing hob warnend die Hand. »Nein, Freund Jonathan«, sagte er, »in diesem Falle ist der schnellste Heimweg der längste, wie Ihr Sprichwort sagt. Wir werden alle handeln, und das mit extremer Schnelligkeit, aber erst, wenn die Zeit gekommen ist. Denn überlegen Sie sich bitte, dass die Lösung unserer Aufgabe wahrscheinlich in diesem Haus in Piccadilly zu finden ist. Wahrscheinlich hat der Graf sogar noch andere Häuser gekauft, zu denen er Kaufverträge, Schlüssel und weitere Dinge besitzen muss. Er wird Papier haben, darauf zu schreiben, und er wird ein Scheckbuch haben. Es müssen viele solcher Dinge vorhanden sein, und er muss sie irgendwo |425| aufbewahren. Warum sollte er das nicht an diesem so zentralen Ort tun, wo er zu jeder Stunde zur Vorder- oder Hintertür kommen und gehen kann, wo ihn im Gedränge der großen Straße niemand beachtet und wo es rückwärtig doch so still ist? Wir werden also zuerst dorthin gehen und das Haus durchsuchen. Wenn wir seine Geheimnisse kennen, dann beginnen wir das, was unser Freund Arthur in seiner Waidmannssprache ›Röhren verstopfen‹ nennt. Und danach werden wir schließlich den alten Fuchs zur Strecke bringen, einverstanden?«
    »Dann lassen Sie uns augenblicklich aufbrechen«, rief ich, »wir verschwenden kostbare Zeit!« Der Professor aber regte sich nicht, sondern fragte nur:
    »Und wie kommen wir in das Haus in Piccadilly hinein?«
    »Irgendwie«, rief ich, »wenn es sein muss, brechen wir eben ein!«
    »Und wie steht es mit der Polizei? Wird sie nicht gleich zur Stelle sein, und was passiert dann?«
    Ich wurde unsicher, zugleich war mir aber bewusst, dass er seine Gründe haben würde, noch zu warten. Ich sagte deshalb so ruhig ich konnte:
    »Bitte warten Sie nicht länger als unbedingt nötig. Sie können sich ja denken, welche Qualen es mir bereitet.«
    »Ja, mein Junge, ich weiß, und ich habe ganz und gar nicht den Wunsch, Ihren Kummer zu vergrößern. Aber bitte überlegen Sie einmal, ob wir denn überhaupt etwas tun können, bevor die Stadt auf den Beinen ist! Erst dann ist unsere Zeit gekommen. Ich habe nachgedacht und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass der einfachste Weg eben doch der beste ist. Wir wollen in das Haus gelangen, aber wir haben keinen Schlüssel – verhält es sich nicht so?« Ich nickte.
    »Nun stellen Sie sich einmal vor, Sie wären der Eigentümer des Hauses und könnten aus irgendeinem Grund nicht hinein. Den Gedanken an einen Einbruch einmal beiseitegelassen: Was würden Sie tun?«
    |426| »Ich ließe einen geschickten Schlosser holen und beauftragte ihn, das Schloss zu öffnen.«
    »Und was wäre mit der Polizei? Würde sie einschreiten oder nicht?«
    »Oh nein,

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