Draculas Goldschatz - Gruselroman
begann. Die Eckzähne schoben sich langsam über die Lippen. Die Nase begann sich abzuplatten, und der Haaransatz bewegte sich zu den Augenbrauen herab. Die Augen wurden runder, roter, mit pechschwarzen Pupillen.
Auch dies schien Harmon nicht aus der Ruhe zu bringen.
„Ja, richtig, Graf. Nein, ich werde nicht versuchen, Sie von Ihrem Vorhaben abzuhalten - solange es mit meinen Absichten übereinstimmt.“
Die dolchzahnigen Kiefer des Vampirs öffneten sich mit Wutgebrüll, und die krallenbewehrten Finger beider Hände stießen auf den Sitzenden herab.
Sie erreichten ihn nicht. Harmons Augen schlossen sich nur für einen Augenblick. In dieser Zeit löste die psychokinetische Willensenergie den kleinen Hebel aus, und das Radiosignal erreichte das Empfangsgerät neben dem Herzen des Grafen.
Draculas Wutgebrüll ging in einen Schmerzensschrei über, er warf die Hände hoch, faßte an seine Brust und taumelte zwei Schritte zurück. Dann brach er auf der Stelle zusammen.
„Wie ich sagte, Graf Dracula“, sagte Harmon gelassen, „solange Ihr Vorhaben mit meinen Plänen übereinstimmt.“
Sanchez begriff, daß der Vorfall unnötig gewesen war. Harmon hatte einfach seine Macht über den Vampir demonstrieren wollen. Sanchez mißbilligte das. Man spielte nicht mit dem Feuer. Und sein Unbehagen wurde akut, als er in Ktaras Augen blickte.
„Diesmal, Professor“, sagte sie still, „haben Sie und mein Meister dasselbe Ziel. Aber ich rate Ihnen, versuchen Sie nicht, das Gold in Ihren Besitz zu bringen.“
1 - siehe VAMPIR-Taschenbuch Nr. 5: „Dracula kehrt zurück“
2 - siehe VAMPIR-Taschenbuch Nr. 9: „Draculas Opfer“
3 - siehe VAMPIR-Taschenbuch Nr. 9: „Draculas Opfer“
4.
Es war unheimlich. Vom frühen Morgen bis zum frühen Abend hatte es auf Draculas Berg geschneit. In dicken feuchten Flocken kam der Schnee herab und bildete eine wattige weiße Decke, Schicht um Schicht, bis Gras, Geröll und kleine Büsche ganz darunter verschwunden waren.
Unheimlich. Mochten die Beschaffenheit des Schnees und die Dauer seines Fallens auch alltäglich erscheinen, ein Umstand war zumindest seltsam - nämlich die Tatsache, daß der Schneefall nur ein begrenztes Ziel zu haben schien: den Berg mit der Schloßruine. Das Dorf Arefu bekam sehr wenig ab, und in der nahegelegenen Stadt Piteschti schneite es überhaupt nicht. Es war, als ob irgendeine Macht wünschte, daß...
...daß die Arbeit am Berg für einen Tag eingestellt würde?
„Lächerlich!“ sagte der junge Mann und stieß den vollen Bierkrug seines Gefährten an. „Du solltest dir solche Ideen aus dem Kopf schlagen, Mercea.“
Der andere junge Mann, der verdrießlich auf die zerschnitzte Tischplatte gestarrt hatte, blickte am flackernden Herdfeuer vorbei zum schwarzen Fenster. „Trotzdem, Nicolae, es schneit nicht mehr. Selbst der Berg ist wieder klar. Warum, frage ich dich?“
„Fragen ist einfach. Aber wenn es um die schwierigen Antworten geht, kommst du zu mir. Trink dein Bier, bevor es von deinen erhitzten Gedanken warm wird.“
„Erhitzte Gedanken! Es war nicht deine Schwester, die letzte Woche begraben wurde, sonst würdest du nicht so reden. Ich sage dir - der Schneefall ist ein Zeichen. Was immer Conescu uns auf diesem Berg machen läßt, ist von Übel, und es gibt jemanden oder etwas, dem das nicht gefällt. Darum ließ dieser Jemand oder dieses Etwas heute den ganzen Tag Schnee auf den Berg fallen; er oder es wollte verhindern, daß wir an die Arbeit gehen.“
„Das paßt gut zu deiner Behauptung, Conescu sei ein Vampir.“
„Ist er nicht mit dem alten Grafen verwandt? Sagt er das nicht selber?“
Nicolae seufzte. „Mercea. Ja, das hat er gesagt, und das ist der Punkt, wo ich einhaken will. Wenn Radu Conescu wirklich ein Vampir wäre, würde er dann herumlaufen und erzählen, er sei ein Verwandter des Grafen Dracula, der auf dem Berg hauste und die Leute dieses Dorfes terrorisierte? Der Grund für seine Ausgrabungen da oben ist unter anderem, daß er den Namen seines Ahnen vom schlechten Ruf befreien möchte. Und wirklich, Mercea, woher wissen wir tatsächlich, daß der Graf Dracula der alten Geschichten in Wahrheit ein Vampir war? Wir leben in einem modernen, wissenschaftlichen Zeitalter, und wir sollten nicht mehr dem Geschwafel der alten Weiber glauben. Oder reibst du deine Schläfen immer noch mit Knoblauchsaft ein, wenn du einen Schnupfen hast?“
„Das hat nichts damit zu tun! Nicolae, meine Schwester wurde
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