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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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ermüdend.
    Damian lässt Noctyria und Dandalon deshalb ein paarmal über dem Anwesen kreisen, ehe sie auf dem Hof landen, der zu diesem Zeitpunkt menschenleer ist. Nur einige herumliegende Gerätschaften, fallen gelassene Gegenstände, ein umgekippter Karren und eine in den Matsch getretene Puppe zeugen von der überstürzten Flucht, die gerade stattgefunden hat.
    Damian gibt Noctyria einige letzte Anweisungen, die die Dracerdame mit Grandezza über sich ergehen lässt. Natürlich weiß sie selbst, wie sie sich verhalten muss. Sie darf niemanden fressen und muss achtgeben, nicht aus Versehen etwas anzuzünden. Außerdem soll sie ruhig liegen und nach Möglichkeit keinen allzu großen Schrecken verbreiten.
    Damian lässt sich von ihrem Rücken gleiten und wirft Dandalon einen strengen Blick zu. Corena ist gewöhnlich zu nachlässig mit der Aufsicht über ihren Dracer. » Tyria, pass auf ihn auf « , sagt Damian. Jetzt sehen ihn beide Dracyr mit diesem Blick an, der äußerstes Unverständnis ausdrückt. Damian schüttelt den Kopf und wendet sich zum Haus.
    Gwilim Stryder kommt ihm entgegengelaufen, atemlos und mit nackten Füßen. Der Junge ist ein verdammter Bauerntölpel, sein Vater ein Landedelmann ohne Manieren. Damian seufzt. Was für ein Unglück, dass er der Einzige im weiten Umkreis ist, der den Ruf der Dracyr vernimmt.
    Â» Gwilim Stryder « , sagt Damian, » pack dein Bündel und verabschiede dich von deiner Familie. Der Ruf ist ergangen. «
    Der Junge wird abwechselnd blass und rot. Er kneift die Augen zusammen und ballt die Fäuste. » Ich darf mit Euch kommen? « , fragt er heiser. » Wirklich, Lord Damian? «
    Â» Du wirst Dandalon reiten « , sagt Damian und weist auf den löwenzahnfarbenen Dracer.
    Gwilim wird noch blasser. Seine Sommersprossen leuchten wie Tintenspritzer auf der hellen Haut. » Den Goldenen? « , sagt er. » Ich weiß nicht, kann ich das denn? «
    Damian verschränkt die Arme und tippt mit den Fingern gegen den Griff seiner Peitsche. » Lauf, Junge « , sagt er. » Ich warte nicht gerne. « Er sieht den Jungen so finster an, dass der schluckt und sich unwillkürlich duckt. Er müsste Damian leidtun, aber das ist nicht der Fall. Gwilim muss schnell lernen, sich unterzuordnen. Er wird die Neun vervollständigen, aber das heißt nicht, dass er gleich unter Gleichen steht. Dieses Privileg wird er sich erst erkämpfen müssen.
    Eine ältere Frau wagt sich aus dem Haus. Gwilim läuft zu ihr, wirft ihr ein paar Worte hin, rennt ins Haus. Die Frau kommt mit zögernden Schritten auf Damian zu. Sie wagt nicht, ihm ins Gesicht zu blicken. » Herr « , sagt sie, » darf ich Euch etwas anbieten? Wein, etwas zu essen? «
    Damian sieht über sie hinweg. Er mag es nicht, dass sie so dicht vor ihm steht. Sie ist ihm unangenehm. Die groben Kleider, die rauen Hände, der derbe Dialekt, der Geruch nach Kuhstall. » Nein « , sagt er abweisend. » Gehe Sie wieder ins Haus. Die Dracyr werden unruhig. « Das stimmt nicht, aber es wirkt. Sie macht einen erschreckten Satz von ihm und den Dracyr weg und rafft ihre Röcke zu einem eiligen Rückzug.
    Er steht in einer Glocke aus Stille. In der Ferne hört er Kindergeschrei, das Gebrüll eines Esels, Hühner und die barsche Stimme eines Mannes. Im Haus klappern Töpfe, ein Mädchen lacht schrill und wird von einer Frauenstimme zur Ordnung gerufen. Aber hier, wo er steht, schweigen die Vögel und sogar der Wind hält den Atem an. Die Dracyr sind es, vor ihnen fürchten sich Mensch und Tier. Damian lächelt. Er liebt es, wenn die Furcht den Rhythmus des Lebens verändert, Stimmen schriller und Atemzüge hastiger werden lässt, den Herzschlag zu einem Trommeln beschleunigt oder beinahe zum Stillstand bringt, Augen weitet und Haut erblassen lässt, Feuchtigkeit auf Gesichter legt, deren Mimik zur Maske erstarrt. Furcht riecht und schmeckt süß wie Wein und ist beinahe so erregend wie der Schmerz, ihr Bruder. Hass ist das stärkste aller Gefühle, dunkelrot und schwer, mit vollem Aroma, bitter und süß zugleich.
    Er fragt sich, wie Liebe wohl aussieht, sich anfühlt, schmeckt. Er weiß es nicht. Aber er glaubt, dass sie nur ein blasser Schatten der wahren, starken Gefühle sein kann, die er kennt und für die er lebt und atmet. Sein Vater hat es ihn gelehrt, wie er Damian

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