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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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und hielt ihn fest. Dieser Kuss war tastend und vorsichtig. Seine Lippen waren weich und sein Kuss so unsicher und sanft wie der eines Kindes. Kay hätte Damian am liebsten gewiegt und gestreichelt wie einen ihrer kleinen Cousins, wenn der sich wehgetan hatte. Ihr Herz sprang vor Mitleid beinahe in Stücke. Was tat Lord Harrynkar seinem Sohn nur an? Wie konnte er ihn misshandeln und behaupten, das geschähe aus Liebe?
    Damians Arme lagen nun um ihre Taille und sein Kuss wurde beherzter, fordernder, leidenschaftlich. Kay ertappte sich dabei, dass sie die Leidenschaft erwiderte. Sie hörte das leise Knurren, das aus seiner Kehle kam, und drängte sich unwillkürlich enger an ihn. Er fühlte sich gut an. Er roch gut. Er schmeckte gut. Es war ganz anders als die Küsse, die sie mit dem Duke getauscht hatte. Dies hier war ein Spiel mit dem Feuer und ein ganzes Orchester von Glocken läutete in ihrem Kopf Alarm.
    Laute Stimmen und das Getrampel von Stiefeln rettete sie. Sie löste sich hastig aus Damians Umarmung und schob ihn weg. Er richtete sich auf, seine Augen flammten hell wie Mondlicht. » Mein Vater « , sagte er heiser. Eine Reihe von widerstreitenden Empfindungen flimmerte wie Wolkenschatten über sein Gesicht, dann hob er den Kopf und biss die Zähne zusammen. » Gehen wir hinaus, Donne « , sagte er, plötzlich wieder unnahbar und kalt. Aber Kay hatte einen Blick hinter die Maske geworfen und nun erkannte sie auch die feinen Risse darin. Sie nickte und folgte ihm.
    Lord Harrynkar stand inmitten seiner flugbereiten Dracyrreiter und gab Anweisungen. Pferchwächter spritzten nach allen Seiten davon, Dracyr regten sich unruhig, Geschirr klirrte und Türen knallten. Es herrschte Alarmstimmung. Kay sah sich um und entdeckte Sam, der eilig auf sie zugelaufen kam. » Seine Lordschaft verlangt nach euch « , rief er Damian und Kay zu.
    Damian nickte knapp und zog Kay mit sich. » Vater « , sagte er, » hier bin ich. Was geht vor? «
    Â» Wir reiten « , sagte Lord Harrynkar knapp. » Ist sie bereit? «
    Kay schluckte. Damian warf ihr einen schnellen Blick zu. » Im Prinzip ja « , sagte er und fügte hinzu: » Wir haben heute ihren ersten freien Flug absolviert. Kay ist mit ihrem Dracer noch nie in der Formation geflogen. «
    Der glühende Blick des Dracyrmeisters richtete sich auf Kay wie eine gezückte Waffe. » Sie ist also zurückgekommen « , sagte er und klang dabei fast überrascht.
    Â» Sie ist zurückgekommen, ja « , erwiderte Damian. Immer noch fixierte Lord Harrynkar Kay, deren Seele unter seinem Blick zuckte wie ein aufgespießter Wurm. Wie sehr seine Augen denen eines Dracer glichen, dachte sie, während sie darum rang, die Herrschaft über ihre Gedanken, ihren Körper, ihren Willen zu behalten.
    Endlich ließen die Draceraugen sie los und wandten sich ab. Kay sank mit einem Seufzen in sich zusammen und musste sich zwingen, sich nicht haltsuchend an Damians Arm zu klammern.
    Â» Du meinst also, es wäre zu früh, sie mitzunehmen? «
    Damian wiegte den Kopf. » Ja « , sagte er zögernd. » Wobei es von der Natur unseres Einsatzes abhängt… «
    Lord Harrynkar schnitt ihm mit einer herrischen Handbewegung das Wort ab. » Ich würde es vorziehen, mit der vollen Neun zu fliegen « , sagte er schroff, » aber es wäre wenig ratsam, eine Novizin unsere Formation schwächen zu lassen, zumal auch ihr Dracer noch unerfahren ist. Gut. Mach dich fertig, Sohn. Wir starten unverzüglich, sobald alle bereit sind. «
    Kay sah ihm und den Reitern nach, die sich zu ihren Dracyr begaben. Kurz blickte sie in Branwens aufgerissene Augen, in denen sich Furcht spiegelte, dann waren die Reiter fort. Damian atmete tief ein und wieder aus. » Es ist besser so « , sagte er.
    Kay rieb sich über die Augen. Ihre Finger zitterten. » Wohin…? « , fragte sie. » Was werdet ihr…? «
    Damian hob die Schultern. » Es sieht nach einer Strafaktion aus. Oder wir jagen Rebellen. Wenn Vater die Neun ruft, brennen Hütten und es fließt Blut. «
    Kay schauderte. Seine Stimme klang so kalt und unerbittlich. Dann wurden ihre Knie weich. Um ein Haar hätte sie mit den anderen Schattenreitern fliegen müssen. Sie wäre eine der Neun gewesen, die Blut, Flammen und Tod über all jene Menschen brachte, die sich gegen Lord Harrynkar und seine Herrschaft auflehnten. Sie holte

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