Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
Vom Netzwerk:
durch die geleeartig erstarrte Bratensauce und steckte den Bissen in den Mund. Dann klopfte er die Krümel von seinen Händen, streifte die Finger an seiner Jacke ab und stützte wie Kay die Ellbogen auf. Seine nussbraunen Augen fixierte sie mit einem ernsthaften Ausdruck, der in schroffem Gegensatz zu seiner sonstigen Unbeschwertheit stand.
    Â» Kay « , sagte er mit gesenkter Stimme, » was treibst du dort oben auf der Burg? Warum bist du dort und warum arbeitest du nicht mehr als Hausmädchen? «
    Kay drehte ihren Becher in den Händen und blickte auf die feuchten Ringe, die er auf der narbigen Tischplatte hinterließ. Was konnte und durfte sie dem Duke erzählen? Sollte sie ihm trauen? Alle sagten, er sei verrückt, ein netter Kerl, aber nicht ganz richtig im Kopf. Das allerdings hatte sie schon vor einiger Zeit zu bezweifeln begonnen. Der Duke gab nur vor, verwirrt zu sein, in Wirklichkeit spielte er ein Spiel– aber mit welchem Ziel?
    Â» Karolyn Devrillan « , sagte er so leise, dass ihr Name kaum lauter als ein gehauchter Atemzug war. Sie riss den Kopf hoch und sah ihn an. Er erwiderte ihren Blick starr. Dann schien er für den Moment eines Lidschlags einen anderen anzusehen, jemanden, der am Nebentisch saß, tief in den Schatten geduckt, reglos. Kay lief ein eiskalter Schauder über den Rücken. Sie wandte millimeterweise den Kopf zu ihrem Beobachter. Ein weiter, dunkler Mantel, eine tief in die Stirn gezogene Kapuze. Nur die Hand, die ein Weinglas umklammerte, lag im Licht, das durch eine der Abzugsöffnungen unter der Decke fiel. Eine Männerhand.
    Kay zwang sich, den Blick abzuwenden. Wer auch immer dieser Mann war, der Duke kannte ihn und wusste, dass er sie beobachtete.
    Â» Was soll ich schon machen? « , sagte sie laut. » Ich bin in der Hierarchie der Dienstboten nur ein Stückchen weiter emporgeschubst worden und darf nun die Zöglinge persönlich bedienen. «
    Â» Sie lügt « , sagte eine Frauenstimme. Kay zuckte zusammen. Sie hatte nicht bemerkt, dass noch jemand an ihren Tisch gekommen war– genauer genommen hatte sie es bemerkt, aber gedacht, es sei der Schankjunge. Sie blickte auf und sah in Berthas Gesicht. Das oberste Hausmädchen schob sich neben den Duke auf die Bank. » Sie gehört jetzt zu ihnen « , sagte sie und musterte Kay mit einem Blick, der für stinkenden Unrat, giftige Schlangen und bissige Hunde reserviert sein musste.
    Â» Zu ihnen? « , fragte Leon gleichmütig und trank einen Schluck aus seinem Becher.
    Â» Zu den Zöglingen. « Bertha spitzte verächtlich die Lippen. » Sie hat uns verraten, Duke. «
    Kay schnappte nach Luft. » Bertha « , sagte sie, um Fassung bemüht, » ich habe dich immer als Freundin betrachtet. Wie und wodurch sollte ich dich oder Leon verraten haben? Und an wen? «
    Das Hausmädchen ignorierte ihre Frage und winkte dem Schankjungen. Kay erwiderte Leons Blick. » Und? « , fragte der sanft.
    Â» Ich habe niemanden verraten « , sagte Kay heftig. » Ich bin in die Burg gekommen, um jemanden zu töten, der mir und meiner Familie allergrößtes Leid angetan hat. Um den Plan ausführen zu können, muss ich jeden Weg nutzen, der sich mir bietet. « Mehr konnte und wollte sie an einem so öffentlichen Platz und vor Menschen, deren Ziele und Pläne ihr unbekannt waren, nicht enthüllen. Sie war sich mittlerweile einigermaßen sicher, dass Leon und wahrscheinlich auch Bertha zu den Rebellen gehörten, aber das war nicht sicher genug, wenn es darum ging, Lord Harrynkars Schergen zu entgehen.
    Â» Jemanden « , wiederholte Leon leise. » Wen willst du töten, Kay? «
    Sie presste die Lippen zusammen, schüttelte den Kopf und trank von ihrem Bier. » Nicht hier « , sagte sie. » Aber glaubt mir, er verdient es. «
    Der Duke nickte nachdenklich. » Du kommst schwer an ihn heran, sonst wäre es längst geschehen. Richtig? Hast du keine Angst, dass sie dich töten werden, wenn es dir wirklich gelingen sollte? Du müsstest sie beide gleichzeitig erledigen und dann so schnell verschwinden wie ein Mäuschen aus dem Löwenkäfig. «
    Kay hob die Schultern. Natürlich wusste er, wen sie meinte. » Ich habe es versucht « , sagte sie mit flacher Stimme.
    Jetzt hatte sie seine volle Aufmerksamkeit und auch Bertha sah sie mit weit geöffneten Augen an.
    Leon zischte leise durch die Zähne. »

Weitere Kostenlose Bücher