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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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verwaiste Speiseraum– sie hätte die Ruhe genießen können, sich endlich in die Bücher vertiefen, die aufgestapelt auf ihrem Tisch warteten, schlafen, ausruhen, sich um Gormydas und das Dracerjunge kümmern– aber stattdessen wanderte sie ruhelos durch die Schulzimmer und Aufenthaltsräume der Zöglinge und riss mit den Zähnen an ihren gesplitterten Fingernägeln.
    Das Zettelchen, das der Duke ihr in die Hand gedrückt hatte, knisterte in ihrer Rocktasche. Sie zog es hervor und las die Orte und Zeiten, die darauf notiert standen. Dann runzelte sie die Stirn. Heute gegen Nachmittag würde er im » Löwe und Zimmermann « auf sie warten. Das war ein Gasthof in der Nähe des Strohmarktes, in dem sich Krämer, Marktfrauen und Schauerleute zu treffen pflegten. Vielleicht sollte sie die Gelegenheit nutzen. Heute war niemand da, der sie nach ihrem Woher und Wohin ausfragen konnte.
    Sie griff nach ihrem grünwollenen Umhang, der ihr mit seiner weiten Kapuze ein Gefühl von Schutz und Sicherheit verlieh. Seit sie zu den Zöglingen gehörte, hatte sie die Burg nicht mehr verlassen und der Gedanke daran, zwischen den eng stehenden Häusern der Stadt durch das Gewühl der Straßen und Gassen zu laufen, bereitete ihr ein seltsames Gefühl der Beklemmung.
    Sie zögerte an der Zimmertür. Sollte sie eine Notiz hinterlassen, dass sie in die Stadt gegangen war? Dann schüttelte sie den Kopf. Niemand würde sie vermissen.
    Das Gedränge in den engen Gassen der Altstadt nahm ihr den Atem. Sie rettete sich in einen Toreingang und wartete, dass ihr Herz nicht mehr so schnell und ängstlich schlug. Was war denn los mit ihr? Wieso war sie auf einmal so verzagt wie ein frisches Lämmchen? Sie schimpfte ein wenig mit sich, bis ihre Füße sich wieder bewegen wollten, und setzte den Weg dann fort.
    Das Wirtshausschild des » Löwe und Zimmermann « zeigte einen struppigen gelben Hund und eine Vogelscheuche. Der Mann, der das Schild gemalt hatte, gehörte wahrscheinlich zu den Stammkunden des Wirtes, der dem Vernehmen nach einen guten, starken Schnaps brannte.
    Es war Mittagszeit, der Gastraum war gut gefüllt, Kochschwaden hingen unter der niedrigen Balkendecke und es roch nach Kohl, gekochtem Fleisch und Knoblauch.
    Kay blieb an der Tür stehen und sah sich um. Wenn der Duke noch nicht wartete, wollte sie auf dem Absatz kehrtmachen und zur Burg zurückkehren.
    In dem Moment, als sie sich gleichermaßen enttäuscht und erleichtert abwenden wollte, entdeckte sie Leon an einem der Tische in der Nähe der Hintertür. Er sah sie an, ohne zu erkennen zu geben, dass er sie kannte. Kay warf die Kapuze in den Nacken und schlängelte sich zu seinem Tisch durch. » Ist es erlaubt? « , fragte sie und setzte sich so, dass sie halb von ihm abgewandt in den Raum blicken konnte, als warte sie auf einen Freund und wollte den Mann am Tisch mit ihrer Anwesenheit nicht belästigen. Als der Schankjunge kam, bestellte sie ein dunkles Bier und eine Scheibe Brot mit Bratensauce.
    Â» Kay « , sagte der Duke, als der Junge das Bestellte abgeliefert hatte und wieder gegangen war. » Da bist du also. «
    Â» Da bin ich, Leon. « Sie biss in das geröstete Brot und spülte den Bissen mit einem Schluck Bier hinunter. » Muss ich so tun, als würden wir uns nicht kennen? «
    Er lachte. » Du bist allein? Niemand ist mit dir gekommen oder hat dich hierher verfolgt? «
    Â» Ich bin allein. « Sie war das Theater leid und drehte sich zu ihm. » Duke, was soll das heimliche Getue und was willst du von mir? «
    Er sah sie an, nachdenklich, reserviert. » Ich muss sicher sein, dass du mich nicht verrätst, und sei es ungewollt. «
    Â» Was sollte ich verraten? « , fragte Kay ungeduldig. » Dass du die Küche der Burg belieferst? «
    Seine Zähne blitzten und in seinen Augenwinkeln bildeten sich Fältchen. » Nun, das ist ein lukratives Geschäft « , sagte er leichthin. » Manch einer der Krämer hier würde es mir neiden, wenn er es wüsste. « Er hob den Kopf und winkte dem Schankjungen. » Bring der Lady und mir noch ein Bitter, Mattie. «
    Kay schob ihm das Brot hin und stützte die Ellbogen auf den Tisch. » Also erzähl schon, Leon. Warum hast du mich herbestellt? «
    Â» Es gibt ein paar Dinge, die ich mit dir besprechen muss « , sagte er und brach ein Stück Brot ab, zog es

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