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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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von seinem ersten Flug zurückkehrt, ist alles gut. «
    Â» Und wenn wir geflohen wären? « , flüsterte Kay. » Hättest du es getan? Hättest du uns abgeschossen? «
    Damians Mund verhärtete sich. » Das ist meine Aufgabe. «
    Â» Du hättest uns getötet. «
    Er schüttelte den Kopf, aber es war keine Verneinung ihrer Frage. » Ja « , sagte er. » Und ich hätte es unendlich bedauert, Kay. «
    Sie schnaubte und wandte den Kopf ab. » Dein Bedauern hätte uns nicht zurück ins Leben gebracht. « Sie kam mühsam auf die Beine und wehrte seine Hand ab, mit der er ihren Arm stützen wollte. » Hast du es schon einmal getan? « , fragte sie, ohne ihn anzusehen. » Hast du schon einmal einen Reiter abgeschossen, weil er fliehen wollte? «
    Er antwortete nicht sofort. » Kay « , sagte er dann, und seine Stimme klang gequält. » Kay… «
    Â» Hast du? «
    Â» Ja « , erwiderte er schroff. Er machte auf dem Absatz kehrt und ging davon.
    Â» Er lügt « , flüsterte eine Stimme. Kay fuhr erschreckt herum. Sam stand in der Schleuse, er war herangekommen, ohne dass sie es bemerkt hatte.
    Â» Was meinst du damit? « , fragte sie und warf ihre Handschuhe und den Helm auf den Boden.
    Sam bückte sich und hob die Ausrüstungsteile auf. » Er hat es nicht getan « , sagte er. » Es war Midnattyr, Noctyrias Bruder. Die junge Mistress Aeronwy hatte ihren ersten Alleinritt mit ihm. Er ist ausgebrochen. Sie konnte ihn nicht dazu überreden zurückzukehren. « Sam half Kay, die Schnallen ihres Wamses zu öffnen, weil er sah, dass ihre Finger zitterten. » Damian hat es nicht übers Herz gebracht « , fuhr Sam fort. » Noctyrias Bruder. Und die hübsche Aeronwy, die immer so fröhlich war und nie Angst vor ihm zeigte. Er konnte es nicht. «
    Â» Was ist geschehen? « , fragte Kay beklommen. Sam hob die Schultern. Seine Miene verdüsterte sich. » Seine Lordschaft hat sich darum gekümmert « , sagte er. » Er hat sie verfolgt und… und danach hat er Damian fast totgeschlagen. «
    Kay sah den alten Mann scharf an. Sie glaubte ihm nicht. Er war vernarrt in Damian, ließ nie etwas auf ihn kommen. Wenn Damian wirklich einen Dracer getötet, ihn samt seiner Reiterin kaltblütig abgeschossen hatte, dann wäre Sam der Letzte, der das wahrhaben wollte. Kay hingegen traute Damian diese Tat zu. Er hätte sie getötet, wenn sie versucht hätte, mit Gormydas zu fliehen. Er war kalt wie ein Toter. Es machte ihm nichts aus, andere zu verletzen. Seine Loyalität gehörte allein seinem Vater.
    Kay senkte den Blick und rieb sich über die Augen. Sie war erschöpft und aufgewühlt und brauchte jemanden, an den sie sich anlehnen konnte.
    Â» Ich gehe noch mal zu den Jungen « , sagte sie. Sam nickte und räumte ihre Ausrüstung in den Schrank. » Bring ihnen etwas zu Naschen mit « , sagte er und reichte ihr einen Korb, in dem es raschelte. Kay verzog das Gesicht. Mäuse.
    Sie betrat das Nest, in dem es dämmrig war wie in einer Bärenhöhle. Sie roch den scharfen, gewürzähnlichen Geruch der Dracyr, hörte das leise Atmen der Jungen und das ledrige Geräusch, mit dem Schuppen und Flügel aneinander scheuerten.
    Umrisse schälten sich aus dem Dunkel. Jemand hockte neben den Jungen und sprach leise und zärtlich mit ihnen. Einer der Pferchwächter, dachte sie. Wahrscheinlich der neue Junge, den sie beinahe Gormydas zum Fraß vorgeworfen hätten. Er war nett, sehr schüchtern, aber er hatte eine gute Hand für die Dracyr.
    Sie trat leise näher, um die Nestlinge nicht zu erschrecken, und flüsterte » Hallo. Ich habe Mäuse. «
    Eine Hand streckte sich aus, griff nach dem Korb, den sie hinhielt. Sie kniete sich neben den jungen Mann und erkannte mit einem Schock, der sie wie kaltes Wasser vom Scheitel bis zu den Zehen durchrieselte, dass es Damian war.
    Im ersten Augenblick wollte sie aufspringen und flüchten, aber dann schalt sie sich eine Närrin und blieb an seiner Seite. Sie schlang die Arme um ihre Knie und beobachtete ihn, wie er die Nestlinge fütterte. Er sah sie nicht an. Seine Aufmerksamkeit war ganz und gar auf die jungen Dracyr gerichtet. Kay verlor sich in der Betrachtung seines Gesichtes, das ihr wie das eines Fremden erschien. Sein Mund, der sonst so hart und bitter wirkte, als gehörte er einem viel

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