Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
Vom Netzwerk:
und links neben seinem Kopf auf das Bett. » Du bist wirklich nicht betrunken « , sagte sie.
    Er schüttelte den Kopf, seine Lider waren schwer. » Hab nicht gefeiert « , sagte er. » War den ganzen Abend bei Tyria, sie hat sich verletzt. « Seine Stimme verklang. Kay wartete, dass er etwas sagte oder tat, aber seine Hände fielen herab und sein Kopf sank zur Seite. Er war eingeschlafen.
    Â» Rück ein Stück « , sagte sie kurz entschlossen, obwohl sie wusste, dass er es nicht hören konnte. Sie schob sich neben ihn, deckte sich und ihn mit der Decke zu und bettete ihren Kopf an seiner Schulter. » Was ist geschehen? « , fragte sie den Schlafenden. » Du bist so erschöpft, als hättest du Noctyria getragen und nicht umgekehrt. Was habt ihr dort draußen gemacht? Wieso war Branwen so aufgewühlt und entsetzt? Wieso haben sich alle betragen, als wären sie plötzlich wahnsinnig geworden? «
    Sie lag an seiner Seite, schlaflos, grübelnd, mit brennenden Augen. Der Mond zog seine Bahn, das Licht wanderte und wurde schwächer. Endlich kam der Schlaf und löschte auch den letzten schwachen Schimmer mit weichen Händen aus.

    Der Morgen dämmerte, Vögel sangen, aber noch war es dunkel im Zimmer. Kay erwachte und war einen schwebenden Moment lang orientierungslos. Sie lag an einen warmen, ruhig atmenden Körper geschmiegt, ein fremder Arm lag über ihr, hielt sie fest. Sie seufzte und genoss die Berührung, die Geborgenheit, die von ihr ausging. Nach und nach kehrte die Erinnerung an den Abend, die Nacht zurück und hätte sie erschrecken müssen, aber Kay streckte sich nur vorsichtig und legte ihr Gesicht wieder an Damians Brust. Er hatte irgendwann in der Nacht sein Hemd ausgezogen, sie erinnerte sich daran, weil es, wie er gemurmelt hatte, stank. Nach Rauch, nach Schmerzen, nach Angst.
    Sie lauschte seinem Herzschlag. Sie wollte diesen Zustand zwischen Tag und Traum nicht beenden, sie wollte nicht darüber nachdenken, dass sie im Arm eines Feindes ruhte und sich bei ihm so geborgen fühlte wie unter Gormydas’ Schwingen. Sein Gesicht war entspannt, sein Mund leicht geöffnet, das Haar fiel ihm zerzaust in die Stirn, wie er da im friedlichen, traumlosen Schlummer lag.
    Kay ließ ihre Gedanken davontreiben wie Papierschnipsel. Sie kehrte erst wieder an die Oberfläche der bewussten Gedanken zurück, als sie bemerkte, dass Damian sie anblickte. Sie erwiderte seinen Blick mit einem Gefühl der Beklommenheit. Weiches weißes Haar fiel kitzelnd auf ihre Wange, als Damian sich über sie beugte. Er sagte nichts, tat nichts, blickte sie nur an.
    Â» Du musst gehen « , flüsterte Kay, mit einem Mal so ängstlich, dass sie ihren eigenen Herzschlag wie Trommeln unter ihrer Haut spürte. » Bitte, Damian. Wenn dich jemand aus meinem Zimmer kommen sieht, um diese Zeit… «
    Er legte zwei Finger auf ihren Mund und sie verstummte. Er schüttelte sacht den Kopf, immer noch schweigend.
    Kay richtete sich auf und schob seine Hand weg. » Warum bist du überhaupt zu mir gekommen? « , fragte sie, um einen gleichmütigen Tonfall bemüht.
    Er setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie. Kays Blick fiel auf seine Brust, die breit und stark war, ebenso wie seine Schultern, und ebenso wie sie mit unzähligen Spuren von Misshandlungen übersät– Narben, Striemen, Blutergüsse– teils alt, teils so frisch, dass sie immer noch schmerzen mussten. Sie presste die Lippen in einer Aufwallung von Mitleid zusammen. Das war kein Gefühl, dem sie im Zusammenhang mit dem Sohn des Dracyrlords nachzugeben gewillt war.
    Â» Warum? « Er zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Kay musste an sich halten, nicht mit den Fingern durch sein zerzaustes, vom Schlaf wirres Haar zu fahren, um es zu glätten. Er schüttelte eine der Strähnen aus der Stirn und zog die Brauen zusammen. » Ich war erschöpft bis auf die Knochen. Ich habe bei den anderen vorbeigeschaut, aber sie waren… ich konnte mich nicht mehr zu ihnen gesellen. Dazu war ich zu nüchtern und zu müde. « Er lächelte leicht, aber das Lächeln blieb seinen Augen fern. » Aber ich wollte nicht allein sein und Noctyria brauchte ihre Ruhe. «
    Â» Also hast du gedacht, die dumme, gutmütige Kay wird dich schon aufnehmen und dir ihr Bett überlassen. « Sie verzog den Mund.
    Er beugte sich vor und legte seine Hände

Weitere Kostenlose Bücher