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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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schont er auch nicht. « Er schien gleichermaßen aufgebracht wie besorgt zu sein.
    Â» Wie geht es Tyria? « , fragte Kay, um ihn abzulenken.
    Sam zog die Brauen zusammen und rieb sich mit einer ungeduldigen Geste über die Wangen, was ein schabendes Geräusch machte. » Sie ist mit einer Armbrust verwundet worden « , sagte er. » Wir haben gestern den Bolzen entfernt, sie ruht sich jetzt aus. Ich hasse diese Einsätze. Ich hasse sie! «
    Kay legte die Hand auf seinen Arm. » Was war das Ziel der Mission? « , fragte sie leise.
    Sam fluchte unterdrückt. » Ein Dorf im Nordwesten hat ein paar Rebellen Unterschlupf gewährt « , sagte er leise. » Arme Menschen. Arme, verlorene Seelen. «
    Kay ignorierte die Kälte, die in ihre Knochen kroch. » Sie haben sie getötet? « , fragte sie.
    Â» Alle. Das ganze Dorf. « Wieder rieb Sam sich übers Gesicht, und dieses Mal sah Kay die Tränen, die in seinen Augen standen, ehe er sie fortwischte. » Es ist nicht recht « , sagte er so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte. » Wer setzt dem ein Ende? «
    Er wandte sich ab und zeigte auf das Nordende des Pferches. » Er wartet draußen auf dich. «
    Kay sah ihm nach, wie er davonging. Wieder einmal war sie verblüfft. Sam war ein treuer Diener des Dracyrlords, davon war sie immer ausgegangen. Loyal und unerschütterlich. Dass er es nicht guthieß, mit welchen Mitteln Lord Harrynkar seine Herrschaft festigte und verteidigte, erstaunte sie.
    Das Außengelände war ein Ort innerhalb des Pferchs, den sie bisher erst einmal betreten hatte. Hier konnten die Dracyr ein Sonnenbad nehmen, frische Luft atmen und sogar ein wenig fliegen, denn der riesige Kessel hatte die Ausmaße eines kleinen Stadtviertels. Der freie Ausblick in den Himmel trog allerdings: Das Gelände war durch eine magische Verrichtung gegen Eindringlinge geschützt– so hatte Sam es ausgedrückt. In Wirklichkeit sollte die Barriere wohl eher verhindern, dass ein Dracer das Weite suchte. Die großen Wesen waren Gefangene, Sklaven, auch wenn sie von Dienern umgeben waren und ihnen die allerbeste Behandlung zuteilwurde.
    Kay trat durch den Höhlengang hinaus ins Freie und hielt ihr Gesicht ins Sonnenlicht. Sie atmete tief ein und genoss den würzigen Geruch, der von den Kiefern ausging, die das Freigelände umstanden.
    Damian stand mit verschränkten Armen und gesenktem Kopf ein paar Schritte vom Eingang entfernt. Er presste mit grüblerischer Miene die Lippen zusammen und blickte starr und geistesabwesend auf seine Füße hinab. Kay rief ihn zweimal leise an, dann berührte sie seinen Arm und er schrak zusammen.
    Â» Kay « , sagte er, als hätte er sie nicht erwartet. » Gut. Beginnen wir. «
    Â» Werden wir fliegen? « , fragte Kay. Sie sah sich um, aber Gormydas war nicht im Außenbereich und Noctyria ruhte sich in ihrem Nest aus. Was also taten sie hier?
    Â» Wir werden fliegen « , bestätigte Damian. Er ging ein paar Schritte, drehte sich um und sagte: » Du weißt, wie es geht. Berühre den Geist deines Dracer. «
    Kay sah ihn fragend an, tat aber, was er befahl. Sie streckte mit einer Bewegung, über die sie nicht mehr nachdenken musste, ihren Geist aus und spürte einen Atemzug später, wie Gormydas sie willkommen hieß. Kay verschränkte ihr Bewusstsein mit dem ihres Dracer und nickte.
    Â» Gut « , sagte Damian. » Du bist schnell, schneller als Corena. « Wieder machte er zwei Schritte, tänzelnd wie ein nervöses Pferd. » Hole ihn jetzt her. «
    Kay hob die Brauen. Gorm, komm zu mir, sagte sie stumm.
    Der Dracer sandte eine wortlose Bestätigung und wenig später schob sich sein mächtiger Leib aus dem Höhlengang. Er blickte in die Sonne und gab ein wohliges Knurren von sich.
    Â» Traust du dir zu, mit ihm zu fliegen– aber nicht körperlich? « , fragte Damian, der urplötzlich dicht neben Kay stand. Sie fuhr zusammen, weil sie nicht bemerkt hatte, dass er sich genähert hatte.
    Â» Natürlich « , sagte sie atemlos. » Warum sollte ich das nicht können? « Sie wusste mittlerweile, dass die Schattenreiter ihre Dracyr häufig von der Burg aus leiteten, während sie selbst in tranceähnlichem Schlaf lagen. Sie sah sich um. » Soll ich mich hier irgendwo hinlegen? «
    Damian griff nach ihrem Arm. Er wirkte gleichzeitig nervös und voller Erwartung.

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