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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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aufregend, Kay. So schrecklich. Ich habe es so genossen und, und… bitte, ich will das nie wieder machen müssen! « Ihre aufgerissenen Augen starrten Kay mit einem Blick an, der sie schaudern ließ. Draceraugen, dachte Kay. Sie wollte Branwen wegstoßen, aber das Mädchen ließ seinen Kopf an Kays Schulter sinken. » Nie wieder « , schluchzte sie. » Bitte, Kay, hilf mir. «
    Â» Heult sie schon wieder? « , klang Corenas schrille Stimme über die Geräusche der raufenden Jungen. » Branwen, das ist unerträglich. Jetzt reiß dich zusammen. «
    Â» Es war ihr erstes Mal « , sagte Morgan und schenkte sich Wein nach. Sein Gesicht war finster. » Lass sie in Ruhe, Cor. Du hast dir beim ersten Mal die Seele aus dem Leib gekotzt. « Er kippte auch das nächste Glas und zog sich mit der Flasche und seinem Glas in eine Fensternische zurück. Neirin tauchte aus dem Kampfgetümmel auf, richtete sein zerrissenes Hemd und schnappte sich einen Napf Suppe vom Tisch, den er auf dem Boden sitzend in Windeseile vertilgte. Auch in seinen Augen glomm Dracerfeuer.
    Kay blieb unschlüssig in der Nähe der Tür stehen und ließ sich von einem Diener ein Glas Wein reichen. Tyron lehnte mittlerweile zerrauft, mit rotem Gesicht und immer noch schwer atmend am Fenster neben Corena, lachte, gestikulierte mit einem Glas, aus dem Wein schwappte, und redete mit viel zu lauter Stimme.
    Sie sind alle wie von Sinnen, dachte Kay. Sie stellte das Glas, an dem sie nur genippt hatte, ab und wollte gehen, da füllte eine mächtige Gestalt den Türrahmen und drängte wie eine Gewitterwolke ins Zimmer.
    Kay wich unwillkürlich zurück. Die überwältigende Präsenz des Dracyrmeisters schien alle Luft aus dem Zimmer zu drücken, ließ die Gespräche verstummen, zog die Aufmerksamkeit der Zöglinge mit einem Schlag auf ihren Herrn und Meister.
    Lord Harrynkar musterte seine Schattenreiter und der Anflug eines Lächelns glitt über seine Züge. » Feiert und freut euch des Lebens « , sagte er. Seine tiefe Stimme hallte wie ein Gong. Kay musste dem Impuls widerstehen, sich die Ohren zuzuhalten. » Ihr habt gut gearbeitet, meine Kinder. Diese Feier habt ihr euch verdient. Esst und trinkt und vergnügt euch, ich befehle es euch. «
    Hochrufe, Gelächter, Gläser wurden gehoben und geleert. Kay schauderte. Jetzt? Wäre jetzt der rechte Zeitpunkt, dem Treiben ein Ende zu bereiten? Sie sah, wie Tyron Lord Harrynkar ein Glas reichte. Roter Wein schwappte heraus, tropfte über die Finger des Dracyrlords und benetzte seine Kleider. Er setzte das Glas an und trank es leer, dann ließ er sich von Tyron nachschenken. Sein Blick schweifte durch den Raum und traf auf Kay. Er zog die Lippen von den Zähnen zurück und kam auf sie zu. » Junge Dame « , sagte er und hielt ihr sein Glas entgegen. » Du siehst verloren aus. Tut es dir leid, nicht an meiner Seite geflogen zu sein? Sieh, wie deine Kameraden sich nach getanem Werk ergötzen! « Er schien zu erwarten, dass sie mit ihm anstieß.
    Kay nahm ihr Glas auf und berührte das seine damit. Ihre Blicke trafen sich. Dröhnende Stille senkte sich über Kay, ein Klingen wie ferne Glocken. Sie spürte, wie ein mächtiger Geist sich rücksichtslos in ihr Inneres zu drängen versuchte.
    Kay schnappte nach Luft und wich heftig zurück. Der Blickkontakt riss.
    Â» Du bist ein Ärgernis, Karolyn Donne « , murmelte der Dracyrlord. Sein Atem, der nach Glut und Asche roch, streifte ihre Stirn, so nah war er ihr. Sie konnte die Hitze spüren, die von seinem Körper ausging– oder war es in Wirklichkeit Kälte, die alles verbrannte, was ihr zu nahe kam?
    Â» Mein Sohn hält seine Hand über dich, und noch lasse ich ihm den Glauben, dass er dich schützen kann. Aber ich warne dich– Karolyn oder wie auch immer du wirklich heißt–, wenn ich mich dafür entscheide, dich zu vernichten, wird Damian mich daran nicht hindern können. «
    Kay fuhr herum und flüchtete aus dem Raum. Der entfesselte Lärm der Feiernden, ihre Stimmen und Ausrufe, die wie von Sinnen schienen, ließen ihre Flucht noch überstürzter, noch hastiger vonstattengehen.
    Ihr Zimmer war still und dunkel. Kay riss sich die Kleider vom Leib und wickelte sich in ihren Morgenrock. Sie setzte sich in den großen Ohrensessel am Fenster, zog die Füße unter sich und starrte

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