Dragon Fire
Augen,
allesamt vor Angst zitternd, drängten sie sich aneinander – einer von ihnen
versuchte sogar, sich mit den bloßen Händen einen Weg durch die Zellenwand zu
graben.
Bampour sah sie wieder
an. Sie sog den Schwanz in den Mund wie eine nasse Nudel und schluckte. »Lass
mich erklären …«, begann sie.
Bampour schüttelte den
Kopf. »Zurück!«, befahl er seinen Männern.
»Warte! Ich habe
deinen Vater nicht umgebracht! Ich war das nicht!«
»Zurück!«, befahl er
wieder.
»Und niemand wollte
mir etwas zu essen geben. Und der Hund … wie viele Jahre hätte er überhaupt
noch zu leben gehabt? Ich bin mir sicher« – sie hüstelte – »das ist ein Missverständnis,
das wir« – noch ein Hüsteln – »ganz einfach aufklären können. Wenn du mich nur
erklären lässt …«
Sie hörte auf zu
reden, presste die Hand auf den Magen, hustete … hustete wieder, dann würgte
sie.
Ein ziemlich großer
Schädel − perfekt sauber, als wäre er in Säure gewaschen worden, mit langen
geschlossenen Reißzähnen und einem langen Kiefer und einer Nase, die die
Schnauze erahnen ließen, an deren Spitze vorher eine feuchte Nase gewesen war −
flog aus dem Mund der Frau, landete auf dem Boden und hüpfte mehrmals auf,
bevor er vor der verschlossenen Zellentür liegen blieb.
Die darauf folgende
Stille schmerzte fast körperlich, und Bampour sah, wie kleine weiße Zähne sanft
an einer prallen Unterlippe nagten, bevor die Frau schließlich sagte: »Das kann
ich auch erklären …«
Bampour gab ihr keine
Chance dazu. Er schrie. Götter im Himmel, er kreischte wie eine Frau und rannte
davon. Er rannte, und seine Männer direkt neben ihm, während der kriminelle
Abschaum, der zurückbleiben musste, um Gnade schrie und bettelte, aus der Zelle
gelassen zu werden.
Bampour und seine
Männer hörten nicht auf zu rennen, bis sie es um eine Ecke und zurück zum
Schreibtisch des Kerkermeisters geschafft hatten. Als mehrere Wachen ihre Piken
auf die Tür gerichtet hatten, durch die sie eben gekommen waren, versuchte
Bampour, wieder zu Atem zu kommen und nachzudenken.
»Was sollen wir tun,
Mylord?«, fragte ihn der alte Gehilfe seines Vaters.
»Was glaubst du wohl?
Wir lassen ein Bataillon meiner Soldaten diesen Kerker bewachen, und wenn der
Henker kommt, bringen wir diese Schlampe um. Verstanden?«
»Aye, Mylord.«
Als er wieder zu Atem
und auch zur Vernunft kam, begann sich Bampour zu entspannen. Der ganze Kerker
war wieder ruhig.
Dann rief diese
Stimme, die er erst vor ein paar Tagen noch für so verführerisch gehalten
hatte: »Und wie sehr kannst du schon an dem Hund gehangen haben? Ich meine … ganz ehrlich ?«
Das war ungefähr der
Zeitpunkt, zu dem Bampour sich in die Hose machte, aber er schämte sich nicht.
Er wusste, dass seine Männer es verstehen würden.
2 General Addolgar ging
durch das Lager, das vor den Westlichen Bergen aufgebaut war. Schon seit mehr
als zwei Jahren versuchten er, seine Schwester Ghleanna und die menschlichen
Soldaten und Drachenkrieger, die sie anführten, die Barbarenstämme in den Boden
zu stampfen, die in dieser Gegend die Städte überfielen. Und bis vor ein paar
Monaten hätte Addolgar gesagt, dass sie den Kampf gewannen. Aber etwas hatte
sich verändert.
Er betrat das Zelt
seiner Schwester. Ghleanna saß an ihrem Tisch, einen Becher Ale in Reichweite,
der aber unangetastet war – was selten vorkam bei seiner Schwester –, und den
Blick aufs andere Ende des Raumes gerichtet.
»Schwester.«
»Was ist los,
Addolgar?«
Er stand vor ihr und
wollte ihr seine Neuigkeiten eigentlich nicht erzählen, wusste aber, dass er es
nicht vermeiden konnte. »Die Einheit, die wir ausgesandt haben. In dieses
kleine Dorf außerhalb von Tristram. Sie ist gerade zurückgekommen.«
»Und?«
Addolgar schüttelte
den Kopf.
Sie schloss die Augen
und atmete lange aus. »Verdammt.«
»Ich weiß.«
»Sie haben alle
umgebracht?«
»Aye. Alle.« Sogar die
Kinder. »Glaubst du immer noch, dass es die Barbaren sind, Schwester?«
»Ich weiß nicht. Aber
wenn nicht sie, wer dann?«
Addolgar legte eine
Münze auf den Tisch. Gefunden unter einer der Leichen in dem Dorf, mit deutlich
erkennbarer Prägung. Sie war ein Hinweis auf Feinde, von denen alle
Südland-Drachen hofften, dass sie nie wieder von ihnen hören würden. Ghleanna
sah kaum hin. »Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass sie es wagen
würden.«
»Wir wären dumm, wenn
wir es ignorierten. Wir sollten eine Nachricht und das, was wir
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