Dragon Fire
kannst, Lord Ragnar.«
»Warum? Was glaubst
du, was du mir anhaben kannst?« Und als Meinhard ihn für seine Grobheit in den
Rücken boxte, ignorierte Ragnar den Schmerz einfach.
Sie lächelte – und um
ihn herum seufzte seine Sippe auf –, streckte eine Hand aus, strich mit den
Fingern über Ragnars Wange und Hals und ließ sie bis hinab zu seiner Brust
gleiten. Als sie damit fertig war, trat sie zurück und nickte leicht mit dem
Kopf. »Meine Herren.«
Dann hob sie anmutig
ihren Rocksaum an, damit er nicht auf dem Boden schleifte, und ließ sie stehen
und hinter ihr herstarren.
»Das, Männer«, seufzte
Meinhard, als sie weg war, »ist eine feine Dame, und sie sollte auch so
behandelt werden.«
Und mehrere Stunden
später, nachdem sein Vater von Menschenfrauen getötet worden war, es ein
Bündnis mit den Feuerspuckern gab und Ragnar damit beschäftigt war, den
exzessiven Blutfluss zu stillen, den eine rachsüchtige Prinzessin ausgelöst
hatte, würde er sich genau daran erinnern, mit was für einem riesigen Haufen
von Idioten als Familie er geschlagen war!
Zwei
Jahre später …
1 Sollte er tot sein?
Keita die Rote
Schlange der Verzweiflung und des Todes – kurz: Keita die Schlange – beugte
sich ein wenig tiefer und schnüffelte an dem männlichen Menschen, der auf dem
Bauch auf seinem Bett lag.
Er roch definitiv tot.
Und sie konnte weder seinen Herzschlag hören noch das Rauschen von Blut durch
die winzigen menschlichen Adern. Das alles konnte sie mühelos, wenn sich ein
lebendes Wesen in einem Radius von hundert Fuß um sie herum befand.
Doch dieser Mensch,
der Baron Bampour von den Außenebenen gewesen war, sollte nicht tot sein. Noch
nicht. Nicht, bis sie ihn tatsächlich umgebracht hatte.
Tief ausatmend richtete
sich Keita auf und stemmte die Fäuste in die Hüften. Sie trug ein Kleid, das
ihr der verstorbene Baron geschenkt hatte, aus der feinsten Seide, die man mit
Gold kaufen konnte. Außerdem trug sie den Schmuck, den er ihr gekauft hatte:
einen dicken goldenen Armreif mit passender Halskette. Sie hatte nicht um diese
Dinge gebeten, aber wie das bei den meisten liebebedürftigen männlichen Wesen
eben so ist, hatte er sie ihr gerne geschenkt. Sie wusste auch, warum. In der
Hoffnung, dass sie ihm einen lustvollen Ritt und enthusiastische Schreie der
Ekstase schenken würde … blablabla.
Männer waren alle
gleich. Ein paar Komplimente, ein süßes Lächeln, ein wenig Neckerei, und Keita
wurde mit Gütern überhäuft, um die sie nie gebeten hatte und die sie auch nicht
unbedingt wollte. Es war ihr aber auch egal. Wenn Männer ihr Geschenke machen
wollten, warum sollte sie sie davon abhalten? Was sie jedoch ärgerte und was
sie schon immer geärgert hatte, war, dass manche Männer den Glauben hegten,
dass ein paar Geschenke ihnen Zutritt zu ihrem Bett verschafften. Das taten sie
nicht. Um genau zu sein, wählte Keita ihre Bettgefährten so sorgfältig aus wie
die Accessoires zu einem besonderen Kleid. Männer an sich gingen ihr viel zu
sehr auf die Nerven, als dass sie auch nur daran gedacht hätte, solche, die
nichts als Geschenke oder wenig mehr brachten, in ihr Leben zu lassen.
Sie hatte es einer
Freundin einmal so erklärt: »Ich nehme ihre Geschenke, aber das heißt nicht,
dass ich auch ihre Schwänze nehme.«
Also hatte sie die
Geschenke des Barons angenommen. Erfreulicherweise hatte er im Gegensatz zu
manch anderem einen guten Geschmack. Sie hatte es auch die vergangenen drei
Wochen mit ihm ausgehalten. Mit ihm und seinem Sohn. Sie war mit keinem von
ihnen ins Bett gegangen und hatte das auch nicht vor. Hauptsächlich, weil sie
keine Lust hatte, aber auch weil sie aus einem bestimmten Grund hergekommen
war. Denn Bampour hatte eine Grenze überschritten, die ihn zu einer Gefahr für
diejenigen machte, die Keita liebte. Zu dumm allerdings, dass ihr jemand
zuvorgekommen war. Vor allem, weil sie so gut in diesen Dingen war.
Während sie noch
überlegte, ob sie die Leiche selbst loswerden sollte, hörte sie es: einen
anderen Herzschlag im Raum, der nicht dem verstorbenen Baron gehörte, denn
dessen Herz hatte bereits aufgehört zu schlagen.
Keita schaute mit
zusammengekniffenen Augen über die Schulter in eine dunkle Ecke. In diesem
Moment kam die Menschenfrau herausgestürmt. Sie trug nur ein Leintuch um den
Körper; ihr blondes Haar fiel bis auf ihre Schultern, und sie hieb wild mit
einer kleinen Klinge um sich.
Keita schnappte sie am
Handgelenk und drehte es, bis die Frau auf
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