Dragon Kiss (epub)
gelangweilt und unbeeindruckt aussah. »Das ist aber eine hübsche Geschichte, Herrin.«
»Nein, ist es nicht. Aber ich will damit sagen, dass die Männer in dieser Familie sich keine schüchternen und zurückhaltenden Gefährtinnen suchen. Je mehr du gegen meinen Sohn ankämpfst, desto mehr will er dich. Nachdem ich Ailean die Kehle aufgeschlitzt hatte, hat er mich einen Monat später in Besitz genommen.«
»Habt Ihr …« Rhiannon wandte den Kopf unter Shalins festem Blick.
»Habe ich was?«
»Na ja … habt Ihr es je bereut, mit ihm zusammen zu sein?«
Shalin lehnte sich in ihrem Sessel zurück, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. »Nein. Ich habe es nie bereut, mit ihm zusammen zu sein, und ich kann mir nicht einmal ein Leben ohne ihn vorstellen. Allerdings bereue ich, wie schwer sein Ruf unsere Kinder trifft.«
Ghleanna schnaubte und sah dabei zum Fenster hinaus. »Das ist ein wenig untertrieben.« Sie sah Rhiannon an. »Meinen Brüdern hat der Ruf unseres Vaters genützt, den weiblichen Nachkommen aber nicht. Ich habe mehr Drachen halb totgeschlagen als mir lieb ist, weil sie dachten, ich sei eine Art Hure, die sie behandeln können, wie es ihnen gefällt.«
»Und jetzt geht sie gar nicht mehr aus.«
»Ich lasse mich nicht wie Dreck behandeln, Mutter. Ich liebe meinen Vater, von ganzem Herzen sogar, aber es vergeht kein Tag, an dem ich vergessen könnte, dass ich die Tochter von Ailean dem Verruchten bin.«
»Dein Vater hat immer nur das Beste für seine Kinder getan, Ghleanna. Dich eingeschlossen. Unter uns: Du bist eines seiner Lieblingskinder. Es würde ihn schmerzen, wenn er wüsste, dass du so von ihm denkst.«
»Und es schmerzt mich, allein zu sein. Dennoch müssen wir damit leben.«
Wäre sie nicht an Ort und Stelle festgekettet gewesen, hätte Rhiannon Mutter und Tochter allein gelassen, damit sie diese Diskussion unter sich zu Ende führen konnten. Und sei es aus dem einzigen Grund, dass sie ein bisschen eifersüchtig war. Ein großes bisschen eifersüchtig. Ihre Auseinandersetzungen mit ihrer Mutter waren ganz anders. Wenn ihr Vater sie nicht beschützt hätte, hätte Addiena sie vermutlich schon vor langer Zeit getötet. Deshalb schickte sie zu jedem Neumond ein Gebet an die Götter zu Ehren ihres Vaters. Denn er hatte sie mehr als alle anderen geliebt.
Und jetzt wollte Shalin sie glauben machen, dass Bercelak sie liebte. Konnte er das? Konnte das irgendjemand? Es war nicht gerade leicht, mit ihr auszukommen.
Bercelaks Mutter streckte die Hand aus und nahm die Hand ihrer Tochter. »Wir sind für dich da, Liebling. Wenn du mich lässt, kann ich dir helfen«, sagte sie zu Ghleanna.
Ghleanna schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster, doch ihr Griff um die Hand ihrer Mutter wurde fester. Sie wurden aus ihrem stillen Moment gerissen, als die Zimmertür aufflog und Bercelak eintrat.
Rhiannon stand auf, als sie sein Gesicht sah. »Ihr Götter, was ist mit dir passiert?«
»Nichts«, grummelte er, während er durch den Raum stapfte. »Nur eine kleine Diskussion mit meinem Vater.«
»Du hast mir versprochen, dass du dich nicht mehr mit ihm schlägst!«, sagte seine Mutter anklagend und stand auf, damit sie ihren sehr groß gewachsenen Sohn besser ansehen konnte.
»Hab ich auch nicht. Ich habe mit jemand anderem gestritten und er hat beschlossen, es zu beenden.«
Rhiannon hob die Hand und berührte den schwarzblauen Fleck um Bercelaks Auge. Er zuckte zusammen und wandte sich so schnell zu ihr um, dass sie ihre Hand zurückriss und sich von ihm entfernte.
»Ähm … wir gehen dann besser«, sagte Shalin und zog sich hastig zurück. »Komm, Ghleanna.«
Rhiannon hörte Mutter und Tochter gehen, und es kostete sie ihre ganze Überwindung, sie nicht zurückzurufen.
»Rhiannon?«
»Sie ist sehr lieb, deine Mutter.«
»Ich weiß.«
»Sie hat mir Essen und Wein gebracht. Hat dafür gesorgt, dass das Halsband nicht zu eng sitzt.« Ihr Götter, sie faselte.
»Rhiannon …«
»Ghleanna kann richtig mit ihrer Mutter reden. Das muss schön sein.«
»Rhiannon.« Er drehte sie um, damit sie ihn ansah. »Hör auf.«
»Hör auf womit?«
»Mir auszuweichen.«
»Das tue ich gar nicht.« Und doch sah sie ihm nicht in die Augen. Also ehrlich … wie sollte sie bloß ein Königreich regieren?
Bercelaks große Hand fasste sie unters Kinn und hob ihr Gesicht an.
»Was ist los?«
»Nichts.«
»Warum siehst du mich dann so an?«
Schließlich hielt sie es nicht länger aus. Ihre Hand hob sich, und
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