Dragon Kiss (epub)
der Große.«
Mit einem schnaubenden Lachen sah Rhiannon ihre Mutter an. »Bercelak der Große? Meinst du nicht eher Bercelak der Rachsüchtige? Und diese Eidechse von niederer Geburt ist dein auserwählter Gefährte für mich?« Sie lachte lauter. »Du bist verrückt geworden!«
Die blauen Augen ihrer Mutter glitzerten gefährlich in der schummrigen Kammer. »Er ist derjenige, den ich ausgesucht habe. Er ist derjenige, der dich in Besitz nehmen wird.«
Rhiannons Lachen erstarb unter dem kühlen Blick ihrer Mutter. »Was? Warum?«
Als der rote Drache sie nur anstarrte, explodierte Rhiannon. »Du gefühlloses, hinterlistiges Miststück!«
Ihr Inneres schrie, wenn sie an Bercelak den Rachsüchtigen dachte. Er war ein Kriegsherr ihrer Mutter und als gefährlich, gemein und überhaupt unangenehm berüchtigt. In all den Jahren, die sie ihn kannte, hatte sie ihn nie jemanden anlächeln sehen … bis auf sie. Und das auch nur einmal. Ständig beobachtete er sie, ignorierte die Standesregeln, bis sie ihm irgendwann in aller Ehrlichkeit gesagt hatte, er solle aufhören sie anzustarren wie ein Pferd, das an einem Spieß briet, oder sie würde ihm die Hörner vom Kopf reißen. Er hatte sie daraufhin nur angelächelt. Das war das erste und einzige Mal gewesen. Als sie ihm gedroht hatte. Das wertete sie nicht als ein gutes Zeichen.
Damals hatte sie befürchtet, sie würde sich vor einer erzwungenen Inbesitznahme schützen müssen. Sie waren selten, aber sie kamen vor. Dann hatten die Drachenkriege begonnen. Ein Kampf, Drache gegen Drache, im Streben nach Macht. Als bester Kämpfer ihrer Mutter führte Bercelak diesen Krieg an, und seither hatte sie ihn nicht mehr gesehen.
Doch die Kriege waren vorbei, die Herrschaft ihrer Mutter gesichert. Und anscheinend hatte ihre Mutter vor, ihn für seinen treuen Dienst zu belohnen – mit ihr .
»Ich habe darüber nachgedacht. Wir werden nächsten Mond eine Zeremonie abhalten, um eure Verbindung zu feiern. Du wirst da sein. Du wirst hübsch aussehen. Und du wirst ihn dich nehmen lassen.«
»Ich weiß, warum du das machst. Ich weiß, was du vorhast.« Sie hasste die Verzweiflung in ihrer Stimme. Sie hasste ihre Mutter.
Als die Königin sie nur ansah, fuhr Rhiannon fort: »Du fürchtest, dass ich dir deinen Thron nehmen werde, bevor du bereit bist, ihn aufzugeben. Du hast Angst, wenn ich mich mit jemandem verbinde, der dir nicht loyal ist, kann ich alles haben … und du nichts. Deshalb lieferst du mich diesem Stück Dreck aus!«
»Na, na, Rhiannon. Wie schrecklich, dass du so über deine liebende Mutter denkst!«
Sie sagte es so flapsig, dass Rhiannon wusste, dass sie recht hatte. Ihre Mutter fürchtete sie. Fürchtete die Loyalität, die sie sich unter den anderen Drachen am Hof aufgebaut hatte. Sie fürchtete ihre magischen Fähigkeiten, die zwar noch schwach waren, aber zunehmend – und überraschend – stark wurden.
Ihre Mutter fürchtete sie . Und dafür war diese Hexe bereit, Rhiannon auszuliefern wie eine menschliche Sklavin.
In blinder Wut schlug Rhiannon mit einer ihrer Klauen nach ihrer Mutter, aber deren verfluchte Wachen, die das Leben der Königin schützten, als wäre es ihr eigenes, waren schon da, als ihr Unterarm kaum ihre Seite verlassen hatte. Sie schubsten sie zurück. Sie! Eine Prinzessin !
»Das kannst du nicht mit mir machen, du alte Schlampe!«, schrie sie, unfähig, sich noch länger zu beherrschen. Die Verletzung und der Schmerz nagten an ihr wie ein Parasit. »Ich werde dir den Thron abnehmen … ich werde dir deine Macht und deinen Schatz abnehmen! Und ich werde dich verrotten lassen!«
Kalte, kristallblaue Augen sahen sie an, und sie wusste, hier würde sie niemals Mitgefühl finden. »Das wirst du bereuen, kleine Schlampe.«
»Fahr zur Hölle!«
Rhiannon machte mehrere Schritte rückwärts, bis sie ein gutes Stück von ihrer Mutter und deren geisteskranken Wächtern entfernt war. Dann drehte sie sich um und stürmte davon.
Sie würde gar nichts bereuen. Aber sie würde dafür sorgen, dass ihre Mutter alles bereute.
Bercelak der Große, Drachenkrieger des Throns der Drachenkönigin, Neuntgeborener Sohn von Ailean dem Verruchten, Oberster Befehlshaber der Heere der Drachenkönigin und so weiter und so weiter, marschierte durch den Ort, an dem er geboren war. Anders als bei den meisten Drachen war sein erstes Zuhause keine Höhle gewesen – sondern ein Schloss.
Er stolzierte durch die Hallen und nickte seinen vielen Geschwistern im
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