Dragon Love 02 - Manche liebens heiss
jemanden zu kennen. Bring einen Plastikregenumhang mit. Bis morgen, Aisling.“
Sie eilte zu den Zauberern in ihren teuren Anzügen und ließ mich stehen. Ich fühlte mich auf einmal einsamer als im vergangenen Monat.
Aber zumindest hatte ich einen Termin mit einer potenziellen Mentorin! Das sah doch schon mal ganz gut aus!
4
Als der Abend vorbei war, war ich niedergestochen worden, hatte mehr Anträge bekommen, als ich zählen konnte, und man hatte mir das Amulett gestohlen.
Und dabei hatte die eigentliche Konferenz noch nicht einmal angefangen.
„Hallo, ich bin Tiffany. Du bist Hüterin, nicht wahr? Hier ist meine Karte. Ich bin professionelle Jungfrau. Sag mir bitte Bescheid, wenn du meine Dienste benötigst.“ Die hübsche blonde Frau, die neben mir an dem großen runden Tisch saß, lächelte ein aggressives Lächeln, bei dem sie alle Zähne zeigte, und reichte jedem von uns ihre Visitenkarte. Auch vor Jims Teller legte sie eine. „Ist das dein Dämon? Wie groß er ist! Ich habe einmal eine Hüterin gekannt, die auch einen Haustier-Dämon hatte, aber er hat sie eines Abends getötet, als sie gerade Hummer kochte. Der Dämon hat sie in den Topf mit dem kochenden Wasser gestoßen. Es war sehr traurig. Ich habe Perlen von Kummertränen geweint.“
Ich starrte sie einen Moment lang fassungslos an, dann drehte ich meinen Kopf zur anderen Seite, wo Jim saß, und warf ihm einen warnenden Blick zu.
Er zog die Augenbrauen hoch. „He, sieh mich nicht so an. Ich kann Hummer nicht ausstehen.“
„Wer ist denn heute neu? Das ist meine fünfte KOHTZ-Konferenz“, zirpte Tiffany fröhlich und bedachte uns erneut mit ihrem Zahnpasta-Lächeln. „Oh, Obstsalat! Ich liebe Obstsalat. Früchte sind die Blumen unserer Seele, findet ihr nicht auch?“
Acht von uns saßen um den runden Tisch, einem von etwa zweihundert Tischen in dem riesigen Saal. Unserer befand sich ungefähr in der linken Ecke des Saals, nahe genug am Podium, dass wir die Redner sehen konnten, aber nicht mitten im Gewühl.
„Ich bin Monish Lakshmanan und das ist Tej, mein Lehrling. Ich bin Teilzeit-Orakel“, sagte ein kleiner, dunkelhaariger Mann mit schönen, großen braunen Augen. Er sprach ein sehr präzises Englisch und biss jedes Wort ab, als ob er Angst hätte, es könnte ihm vorher entwischen. Neben ihm saß ein freundlich aussehender junger Mann von etwa achtzehn Jahren, der ein verblichenes T-Shirt und ein Sportjackett trug, das ihm ungefähr zwei Nummern zu klein war. Er lächelte uns alle an, als sein Mentor fortfuhr: „Wir sind aus Bangalore. Das ist in Indien.“
„Orakel! Und auch noch Teilzeit!“, schnaubte eine Frau, die neben Jim saß. Sie trug eine mit Schaumfestiger zementierte Frisur im Stil der achtziger Jahre und rammte ihren Ellbogen dem schmächtigen Mann, der neben ihr saß, in die Seite. „Schätzchen, wenn du erst mal meinen Hank kennengelernt hast, dann weißt du, was ein Orakel ist. Das ist Hank O’Hallahan. Ihr habt natürlich alle schon von ihm gehört. Wir waren bei Jerry Springer . Zeig ihnen mal, was du kannst, Hank.“
Hank, der ein wenig gehetzt wirkte, setzte sich gerade hin, als ihn der ganze Tisch erwartungsvoll ansah. Seine Hand fuhr automatisch zu seinem Schlips und zupfte daran, bis er schief saß. „Oh. Äh. Hier? Meinst du wirklich hier, Marvabelle? Ist das eine ... äh ... gute Idee? Es könnte uns jemand belauschen. Es gibt immerhin Leute, die an meinen Gedanken interessiert sind, das weißt du doch.“
Ein misstrauischer Ausdruck huschte über das Gesicht seiner Frau. Mit zusammengekniffenen Augen musterte sie uns. „Du hast recht, Häschen. Du solltest ihnen nichts zeigen, jedenfalls nicht hier, wo jeder deine wundervollen tiefen Orakelgedanken stehlen und sie an Verleger verkaufen könnte. Man weiß ja, wie Menschen sein können.“
An unserem Tisch wurde es schlagartig still. Ich starrte die grässliche Marvabelle an, die uns alle beleidigt hatte. Bevor ich sie jedoch darüber informieren konnte, dass niemand von uns an Hanks Orakelgedanken auch nur das leiseste Interesse hatte, sagte die achte Person am Tisch, eine Schwarze mittleren Alters mit hellroter Brille und einer dramatischen weißen Strähne im ebenholzfarbenem Haar: „Hallo, mein Name ist Nora Charles - ich kann Ihnen jedoch versichern, dass ich mit der fiktiven Gestalt nicht verwandt bin -, und ich lebe in London. Ich bin Hüterin, und das ist mein fünfter Kongress. Ich habe auch einen Hund“, fügte sie hinzu
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