Dragon Love 02 - Manche liebens heiss
und lächelte Jim an. „Er heißt Paco, aber er ist kein Dämon, sondern ein Chihuahua.“
„Ich sehe, du bist immer noch so blind wie eine Fledermaus“, sagte Marvabelle und zog eine Grimasse, die ihrer Meinung nach bestimmt ein Lächeln darstellte. „War nur ein Witz, Liebes. Du kennst mich ja.“
„Ja“, erwiderte Nora in einem Ton, der Bände sprach.
„Ihr kennt euch?“, fragte ich neugierig.
„Ich war vor vielen Jahren auch mal Hüterin, als ich noch jung und dumm war“, sagte Marvabelle, bevor Nora antworten konnte. „Nora und ich haben ein Jahr lang beim selben Mentor gelernt. Aber ich habe aufgehört, als ich Hank kennenlernte. Orakel sind viel wichtiger als Hüter, wissen Sie.“
„Und Sie?“ Monish blickte Jim und mich an und beendete damit zum Glück das verlegene Schweigen, das nach Marvabelles verbaler Ohrfeige eingekehrt war. „Oh. Hallo, es freut mich, Sie alle kennenzulernen. Das ist unser erster Kongress, und wie Sie sich vielleicht schon denken konnten, bin ich ebenfalls Hüterin. Also, eine Art Hüterin. Ich hoffe jedenfalls, eine zu werden. Es hängt davon ab, ob ich hier einen Mentor finde.“
Fünf Augenpaare richteten sich erstaunt auf mich, wandten sich aber rasch wieder ab. Nora jedoch betrachtete mich stirnrunzelnd. „Sie sind noch keine ausgebildete Hüterin?“ Ihr Blick wanderte zu Jim. „Aber Sie haben doch einen Dämon.“
„Ja, aber Jim ist so eine Art Ausrutscher.“
Der Dämon schnüffelte traurig. „Willst du damit sagen, dass du und Daddy mich gar nicht haben wolltet? Oh, welch Schmerz! Wie tut mir das Herze so weh!“
Ich kniff ihn in die Pfote. „Wenn ich Ausrutscher sage, meine ich ...“ Ich fuhr verlegen mit den Händen durch die Luft. Die anderen betrachteten mich lauernd und warteten. Ich konnte es ihnen nicht in aller Kürze erklären. Es hätte den ganzen Abend in Anspruch genommen, ihnen klarzumachen, warum ich Jim hatte rufen müssen. „Nun, Ausrutscher ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Jedenfalls bin ich tatsächlich noch keine ausgebildete Hüterin. Ich bin hier, weil ich hoffe, jemanden zu finden, der mir alles beibringt, was man in diesem Job wissen muss. Sie suchen nicht zufällig einen Lehrling?“
„Doch, zufällig suche ich einen“, erwiderte sie und senkte den Blick auf den geeisten Obstsalat, den der Kellner vor sie hingestellt hatte.
„Nun ja.“ Sie schien nicht besonders begeistert von mir zu sein. „Vielleicht können wir uns später noch einmal unterhalten?“
Der Kellner stellte auch auf Jims Teller eine Schale und schließlich noch eine vor mich. Nora murmelte, dass wir ja einen Termin vereinbaren könnten.
Ich stieß innerlich einen Seufzer aus, weil sie so wenig Enthusiasmus zeigte, und schüttelte Jims Serviette aus, um sie ihm ins Halsband zu stecken.
„Ich glaube, wir können anfangen. Die anderen essen schon“, sagte Tiffany. Sie warf ihre blonden Korkenzieherlocken über die Schultern und erstarrte plötzlich in einer Pose aus Schmollmund und gebogenem Hals. Ich wollte sie gerade fragen, ob alles in Ordnung sei, als hinter mir ein Blitzlicht aufflammte.
Der Fotograf schlenderte zum nächsten Tisch.
„Das war Schüchterner Blick“, sagte Tiffany zu mir. Ihr weicher europäischer Akzent klang angenehm.
„Wie bitte?“
„Schüchterner Blick. Es ist eine meiner berühmten Posen. Ich habe viele davon. Ich bin nicht nur eine professionelle Jungfrau, sondern auch ein sehr erfolgreiches Model. Das mache ich, weil es nicht viel Zeit kostet, professionelle Jungfrau zu sein, und wenn alle ihre Zeit zum Lächeln verwenden würden, dann wäre die Welt glücklicher. Ich jedenfalls teile mein Lächeln gern mit anderen Menschen. Das ist fast schon eine Pflicht, wenn man so schön ist wie ich, findest du nicht auch?“
„Äh ... ja, klar.“ Ich ergriff meinen Löffel, wobei ich mich fragte, warum die seltsamsten Leute immer gerade neben mir saßen. Aber ich war schließlich auch diejenige mit einem dämonischen Neufundländer ... Himmel, ich war selber so komisch!
Auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches ging ein Mann hinter Monish und Tej vorbei. Er blieb stehen, blickte mich an und sagte: „Sie werden sich Fruchtsaft auf den Busen spritzen.“
Der Löffel voller Obststückchen und Zitronensoße, den ich gerade zum Mund führen wollte, fiel mir aus der Hand und platschte auf den Teller.
„Was ... oh, verdammt!“, fluchte ich und griff nach meiner Leinenserviette, um die Fruchtsaftspritzer
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