Dragon Love 04 - Hoellische Hochzeitsglocken
für hilfreich, obwohl ich es eher hinderlich fand. „Ein richtiger Arzt? Nicht einer dieser Wunderheiler? Ich habe neulich eine Fernsehsendung über einen dieser Männer gesehen, Aisling, und ich kann dir versichern, dass man diesen Scharlatanen nicht im Mindesten trauen kann. Vielleicht sollten wir einen anständigen Arzt rufen, damit er ihn untersuchen kann.“
„Es war kein Scharlatan, das kann ich dir versprechen. Wir lassen Kostya jetzt besser allein, damit er ein wenig schlafen kann.“
„Ja, das ist bestimmt das Beste.“ Sie schüttelte noch mal sein Kissen auf und eilte dann zur Tür hinaus, wobei sie vor sich hinmurmelte: „Das ist alles schon sehr mysteriös ...“
Ich wartete, bis sie die Treppe hinunter war, dann drehte ich mich um und lächelte den Mann im Bett an. „Du musst ihr verzeihen. Sie meint es gut, aber sie kann manchmal ein wenig anstrengend sein.“
„Sie ist eine Sterbliche“, sagte er achselzuckend, als ob das alles erklärte.
„Ja, und da ich ihr das mit den Drachen und der Anderswelt lieber nicht erklären möchte, wäre ich sehr dankbar, wenn du das Feueratmen auf ein Minimum beschränken könntest. Brauchst du sonst noch etwas?“
„Nein.“
Ich nahm das Tablett und ging zur Tür. „Versuch ein wenig zu schlafen. Danach fühlst du dich sicher besser.“
„Aisling?“
Ich blieb stehen und schaute ihn an.
Bei Licht sah Konstantin Fekete - ein Name, der nie benutzt wurde, da der fragliche Mann die Kurzform Kostya bevorzugte - ganz anders aus als die schmutzige, ungepflegte Kreatur, die aus dem Gefängnis im Horst gekrochen war. Er hatte ein längliches Gesicht, rötlich braune Haare, eine hohe Stirn und schwarze Augen, was mir alles völlig fremd war, aber die Kinnpartie war die von Drake. Kostya lächelte mich spöttisch an. „Du bist wütend auf Drake.“
„Das gehört zwar nicht hierher, aber es stimmt.“
„Du tust ihm unrecht. Er hat mir seine Treue schon vor Jahrhunderten geschworen, da kannte er dich noch gar nicht.“
Ich dachte einen Moment lang über seine Worte nach, nickte und verließ dann das Zimmer, wobei ich leise die Tür hinter mir schloss.
Drake stand direkt vor mir, scheinbar lässig an die Wand gelehnt, aber ich wusste, dass er alles andere als gelassen war. Er konnte sein Drachenfeuer kaum zügeln, was ein Zeichen für äußerste Erregung war. „Möchtest du mich lieber gleich anschreien oder hat es noch Zeit bis später?“
„Ich werde dich gar nicht anschreien“, erklärte ich gleichmütig und ging zur Treppe.
„Nein?“
„Nein. Dazu gibt es keinen Grund. Ich kann dir versichern, ich werde dich nicht anschreien.“
Drake folgte mir schweigend die Treppe hinunter. Als wir unten angekommen waren, drehte ich mich um und schlug ihm das Tablett vor die Brust. „Das ist dein Bruder, Drake? Dein Bruder?“
Seufzend stellte er das Tablett beiseite, ergriff meine Hände und zog mich in unser Schlafzimmer. „Ja, er ist mein Bruder.“
„Ein echter Bruder?“, fragte ich und entzog ihm meine Hände. Wenn wir Körperkontakt hatten, endete das immer damit, dass ich mich ihm früher oder später schamlos an den Hals warf. „Nicht nur ein Waffenbruder oder ein wirklich guter Freund, den du als Bruder betrachtest, sondern dein leibhaftiger Bruder?“
„Ja.“ Er stand mit schlaff herunterhängenden Armen vor mir. Mein Herz krampfte sich vor Mitgefühl zusammen. Er sah so erschöpft aus, obwohl er auf dem Flug nach England ein paar Stunden geschlafen hatte.
Sehnsüchtig seufzend blickte er zum Bett hinüber, und ich schenkte ihm ein Glas Drachenblut ein. Er nahm es entgegen und sank in einen der beiden Sessel, die am Kamin standen.
„Ich sollte nach unten gehen. Es gibt viel zu tun.“
„Es gibt immer viel zu tun. Ist Gabriel gegangen?“
Er nickte. „Er wollte mit dir über alles reden, aber ich konnte ihn schließlich davon überzeugen, dass du Ruhe brauchst.“
„Ich?“ Ich verzog das Gesicht. „Ich habe doch während des gesamten Rückflugs geschlafen.“
„Ich gebe zu, dass ich deine Verfassung zum Vorwand genommen habe, um Gabriel loszuwerden“, antwortete er und schaute mich gequält an. „Er kommt morgen früh wieder.“
Ich blickte auf die Uhr. Es ging auf Mitternacht zu, und obwohl ich im Flugzeug geschlafen hatte, fühlte ich mich mittlerweile so müde, wie Drake aussah. „Er ist nicht der Einzige, der vertröstet wurde. Mein Onkel war auch sauer, als wir ihn am Hotel abgesetzt haben. Er hat gemeint, er wolle
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