Dragon Touch
Gesichtsausdruck
veränderte sich nicht. Sie hätte niemals gezeigt, dass er sie mit seinen
direkten Worten in Verlegenheit gebracht hatte. Worte, die er niemals einer anderen
sagen würde.
»Und ich liebe dich«, antwortete sie einfach, und diese
Worte waren genauso schnörkellos und perfekt wie sie selbst.
Gwenvael breitete die Arme aus, und Dagmar rückte näher
und ließ sich hineinfallen. Er strich mit den Händen ihren schweißbedeckten
Rücken hinunter, seine Finger glitten über die Linien des Brandmals. Das tat er
oft, glücklich und dankbar, dass sie sein Mal trug.
Er seufzte zufrieden und küsste sie. »Ist dir eigentlich
klar, dass uns die ganze Welt zur Verfügung steht, Bestie?«
»Natürlich ist mir das klar.« Hätte sie noch hochmütiger
klingen können? Dann wurde ihm bewusst, dass sie tatsächlich noch viel hochmütiger
klingen konnte. »Aber wir sollten das nicht laut sagen. Wir sollten diese Tatsache
heimlich, still und leise anerkennen und sie nach unserem Willen und zu unserem
Vorteil nutzen, bis wir bekommen, was wir wollen.«
Gwenvael setzte sich auf und zog Dagmar auf seinen Schoß.
Er legte die Hand um ihr Kinn und die Wange, während er ihr in die Augen sah,
damit sie wusste, dass jedes Wort, das er – ihr – sagte, die absolute Wahrheit
war. »Ich habe alles, was ich will, Dagmar. Alles, was ich je wollen könnte.«
Ihr Lächeln war die reine Freude, während ihre Wangen noch
röter wurden. »Was ist dann der Sinn des Spiels, wenn wir alles haben, was wir
wollen könnten?«
Gwenvael sah zu, wie Lady Craddock aus den Büschen
stolperte, sich eilig die Haare glatt strich und sich davon überzeugte, dass
ihr Kleid richtig saß. Tragischerweise war ihr größter Fehler nicht gewesen, dass
sie die schlammigen Handabdrücke von der Rückseite ihres Kleides nicht
abgewischt hatte. Genauso wenig war es ihr Verlangen, dem Volk Krieg zu
bringen, das sie eigentlich beschützen sollte. Nein, Lady Craddocks größter
Fehler war, die Zwillinge zu Objekten grausamen Tratsches zu machen. Dass sie
Gerüchte und Lügen darüber verbreitete, die Zwillinge seien unheilig oder die
Produkte finsterer Mächte, hatte Dagmars Zorn schneller auf sie gelenkt als
alles andere es hätte tun können. Jetzt würden sowohl der adlige Ehemann als
auch die Ehefrau den Preis bezahlen müssen. Und sie würden zahlen – später.
»Der Sinn?« Er hielt einen Arm um Dagmars Taille gelegt,
während er in den Korb mit Essen und Wein griff, den Fannie ihnen mitgegeben
hatte. »Der Sinn ist Unterhaltung. Und weißt du, was das Beste an Unterhaltung
ist, mein Liebling?«
»Nein, aber ich bin mir sicher, du wirst es mir in allen
quälenden Einzel … was ist das?«
Mit einem breiten Grinsen hielt Gwenvael das Halsband und
die Handschellen hoch, die er in den Korb geschmuggelt hatte. »Was meinst du
wohl?«
Empört, aber lachend, versuchte Dagmar verzweifelt, sich
aus seinem Griff zu winden.
»Das Beste, meine süße Dagmar« – er drückte sie auf den
Boden und grinste anzüglich in ihr lächelndes Gesicht – »ist, dass sie uns nie vorher
kommen sehen werden.«
Epilog
Sigmar Reinholdt stand vor seinen Männern, seine Söhne an
seiner Seite.
Und nicht mehr als ein paar hundert Fuß entfernt stand ihm
Jökull selbst gegenüber. Plus die zwanzigtausend Soldaten, die Jökull Sigmars
zehntausend gegenübergestellt hatte.
Sigmar wusste, dass sie heute höchstwahrscheinlich
verlieren würden. Jökulls Armee bestand aus Mördern und Abschaum. Die Art von
Soldaten, die man mit viel Geld kaufte, aber nur so lange hielt, wie das Geld
reichte. Sigmar würde nie so weit sinken, sich jemandes Loyalität zu kaufen.
Seine Soldaten würden an seiner Seite kämpfen, weil sie ihm treu ergeben waren.
Seine größte Sorge war im Moment, dass Jökulls Männer an
ihm vorbei und zur Festung gelangen könnten. Doch auch dafür hatte er Pläne.
Unangenehme Pläne, aber jeder wusste, was erwartet wurde, wenn der Befehl
kommen sollte. Sie würden alle lieber von eigener Hand sterben als Jökulls
Sklaven zu werden.
»Ich dachte wirklich, sie würde sich für uns einsetzen,
Pa«, murmelte sein Ältester neben ihm.
»Sie hat es versucht. Das weiß ich.« Und er war dankbar,
dass sie nicht hier war. Der Gedanke, seine einzige Tochter zu verlieren, und
sei es durch ihre eigene Hand, hätte ihn von den wichtigen Angelegenheiten abgelenkt,
die vor ihm lagen.
Jökull saß hoch aufgerichtet auf seinem Pferd und sah
selbstgefällig und gut
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