Dragon Touch
das?«
»Morfyd kann ich nicht schicken. Sie ist eine Frau, und
die Blitzdrachen würden sie schneller schnappen als du ein Mädchen aus dem Dorf
in dein Bett locken kannst.«
»Was für eine hübsche Analogie! Danke!«
»Abgesehen davon wird deine Schwester hier gebraucht, weil
sie die Einzige ist, die Fearghus davon abhalten kann, seine eigenen Eltern
umzubringen.«
Gwenvael hielt sein zorniges Stirnrunzeln gerade noch
zurück; er wollte den Ton ihres Gesprächs so leicht wie möglich halten. »Dann
weigert sich Mutter also immer noch zu glauben, dass deine Babys von Fearghus
sind?«
»Ich weiß nicht, was sie glaubt, und es ist mir auch egal.
Sie war schon seit sechs Monaten, seit sie es erfahren hat, nicht mehr hier,
und das ist mir auch ganz recht so.« Gwenvael wusste, dass das gelogen war.
Dieser Streit war der hässlichste gewesen, den er in seiner Sippe je erlebt
hatte, und obwohl alle von Fearghus’ Geschwistern an diesem Tag hinter ihm und
Annwyl gestanden hatten, hatte es Annwyl mehr verletzt, als einer von ihnen
zugeben wollte.
»Keita kann ich auch nicht schicken«, fuhr sie fort, »weil
sie dafür sorgen würde, dass sämtliche Männer aufeinander losgehen und darüber
völlig vergessen würde, warum ich sie geschickt habe. Abgesehen davon: Wann ist
sie schon einmal hier, dass ich sie fragen könnte?«
Das konnte Gwenvael nicht bestreiten. Seine kleine
Schwester war ihm ähnlicher als jeder andere in der Familie. Sie lagen im Alter
nur ein paar Dekaden auseinander, hatten sich immer nahegestanden und verstanden
sich sehr gut. Doch er hatte bemerkt, dass Keita in den letzten Jahren fast
ihre gesamte Zeit so weit wie möglich vom Berg Devenallt und den Dunklen Ebenen
entfernt verbracht hatte. Sie hatte eine eigene Höhle, war aber fast nie da,
und wenn sie einmal nach Hause kam, wurde es oft ungemütlich zwischen ihr und
ihrer Mutter. Gwenvael konnte sich an keine Zeit erinnern, zu der Mutter und
Tochter miteinander ausgekommen waren, was Familienzusammenkünfte immer
ziemlich anstrengend gemacht hatte. Andererseits liebte Gwenvael diese Art von
Spannung und fand oft ein perverses Vergnügen daran, die Situation zu
verschlimmern.
»Natürlich ist da noch Briec, aber …« Annwyl suchte nach
Worten, schien aber nichts zu finden, was sie über den arroganten,
silberhaarigen Drachen sagen konnte, und endete mit: »Muss ich das mit Briec wirklich
erklären?«
»Mir nicht.«
»Und Éibhear ist noch zu klein. Abgesehen davon bist du
offen gesagt der politisch Erfahrenste aus eurem ganzen Haufen.«
Gwenvael lächelte, schockiert und ehrlich geschmeichelt
von ihrer Feststellung. »Meinst du das ernst?«
»Natürlich. Ich bin nicht blind. Und man sollte immer die
Stärken und Schwächen der Verbündeten kennen, die man um sich hat. Mein Vater
hat das immer gesagt … du weißt schon, bevor er loszog und etwas oder jemanden
vernichtete.«
Sie kaute auf ihrem Daumennagel, eine Angewohnheit, die
sie über die letzten Monate entwickelt hatte, während ihr Stresspegel stieg.
»Im Endeffekt bin ich mir sicher, dass du der Einzige bist, der das wirklich
kann.«
»Und ich bin mir sicher, dass du damit durchaus recht
hast, aber was springt für mich dabei heraus?«
Annwyl ließ ihre Hand in den Schoß fallen. »Was für dich
dabei herausspringt?«
»Aye. Was ist meine Belohnung dafür, dass ich diese
Aufgabe ausführe, die du mir aufgetragen hast?«
»Was willst du?«
Grinsend neigte Gwenvael ein wenig den Kopf vor und zupfte
mit seinem Daumen und Zeigefinger behutsam am oberen Saum ihres Mieders.
»Hör auf damit!« Sie schlug lachend nach seiner Hand.
»Komm schon. Ich bitte doch nur darum, einen Augenblick in
den üppigen Garten deiner Brust eintauchen zu dürfen.«
»Der üppige Garten meiner …« Annwyl schüttelte den Kopf.
»Du wirst in keinen meiner Körperteile eintauchen, Lord Gwenvael.«
»Na, na. Ich bitte doch nur darum, ein bisschen mit ihnen
zu spielen.« Er steckte seine Nase in ihren Ausschnitt, und Annwyl lachte und
stemmte sich gegen seinen Kopf.
»Gwenvael! Hör auf!«
Die Tür ging krachend auf und Fearghus stolzierte herein.
»Was zum Teufel geht hier …« Schwarzer Rauch quoll aus seinen Nasenlöchern.
»Nimm deine Nase da raus!«
In aller Seelenruhe hob Gwenvael den Blick und sah in
Fearghus’ wütendes Gesicht. »Oh. Hallo, Bruder. Was machst du denn hier?«
Dagmar lächelte herzlich, als die Tore aufgingen und
einige Mönche hereinkamen; zwei von ihnen zogen einen
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