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Dragon Touch

Dragon Touch

Titel: Dragon Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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Wälder des Todes und
Flüsse des Zorns hinweg. Er nannte sie nicht aus Spaß so. Er nannte sie so,
weil die meisten davon wirklich so oder so ähnlich hießen.
    Und nach so vielen Tagen unausgesetzten Reisens durch –
davon war er inzwischen überzeugt – eine besondere Form der Hölle, hatte er
immer noch keine Frau. Er war die Männer leid; er wollte Frauen sehen. Er
wollte ihre Haare riechen, ihre Haut schmecken und sich in ihren Körpern
verlieren. Und er wollte ganz sicher nicht noch einen wütenden, knurrigen,
unattraktiven männlichen Nordländer sehen.
    Das waren die Gedanken, die Gwenvael durch den Kopf
schossen, als er in Sichtweite der Reinholdt-Festung kam. Noch mehr nutzlose,
wertlose Nordland-Männer mit ihren nichtsnutzigen Kodexen und Regeln. Er dachte
kurz darüber nach, seine menschliche Gestalt anzunehmen, entschied sich aber
dagegen. Er brauchte den Vorteil gegenüber Dem Reinholdt und seinem
Kriegersohn, Der Bestie.
    Mit diesem Entschluss landete Gwenvael in all seiner
Drachenpracht vor den Toren der Reinholdt-Festung.
    Krallenbesetzte Füße gruben sich in den Boden und ließen
die Festungsmauern erzittern; goldene Flügel streckten sich weit von seinem
Körper, die langsamen, gleichmäßigen Bewegungen wirbelten Staub und Luft auf.
Dann neigte Gwenvael den Kopf zurück und blies eine Flammenzunge in den Himmel
hinauf.
    Als er genug davon hatte, sah er hinab auf die Menschen,
die zu ihm hinaufstarrten. »Nur zu«, bot er großzügig an. »Habt keine
Hemmungen, euch in die Hosen zu machen und euch verängstigt und hilflos zusammenzukauern.«
    Götter, manchmal überwältigte ihn sein Großmut geradezu
selbst.
    Dagmar hob ein Buch vom Boden auf und blätterte rasch die
Seiten durch. Sie war so konzentriert auf ihre Arbeit, dass ihr nicht auffiel,
dass etwas fehlte, bis Knut aufsprang und die Tür anknurrte. Sie sah bereits in
diese Richtung, als einer ihrer Brüder ohne zu klopfen eintrat. Es war das
typische unhöfliche Benehmen der Reinholdt-Männer, aber Knut wollte ihn
trotzdem angreifen. Dagmar hielt ihn mit einem einfachen »Nein« zurück.
    Der Hund hatte die Zähne gefletscht und befand sich schon
im Flug, doch er riss sich automatisch zurück, traf auf dem Boden auf und
rollte sich hastig herum. Er knurrte und schnappte ein wenig zum Schein, bevor
er zurück an Dagmars Seite kam.
    »Was ist los?«
    Ihr Bruder Fridmar, dritter Nachkomme Des Reinholdts,
lehnte lässig im Türrahmen und aß einen Apfel. Zwischen zwei Bissen nuschelte
er: »Drache draußen.«
    »Ja, schon gut, ich bin gleich … warte.« Sie sah von ihrer
Arbeit auf. »Wie bitte?«
    »Drache«, sagte er gelassen. »Vor den Toren. Eymund hat
zum Angriff gerufen, aber Pa meinte, ich soll erst dich holen.«
    Dagmar legte sorgsam die Schreibfeder auf den
Schreibtisch, drehte sich langsam auf ihrem Stuhl herum und legte den Arm auf
die Lehne. »Ein Drache? Bist du sicher?«
    »Er ist groß, schuppig und hat Flügel. Was zum Teufel
könnte es sonst sein?« Sie wäre vielleicht weniger genervt gewesen, wenn er bei
dieser Antwort nicht Apfelstückchen gespuckt hätte.
    »Und was für eine Art?«
    Ihr Bruder runzelte die Stirn. »Art? Es ist ein Drache,
hab ich doch gesagt.«
    Es erstaunte sie, dass sie immer noch die Geduld für so
etwas aufbrachte, aber was sie früh gelernt hatte und was ihre Schwägerinnen
wohl nie begreifen würden – ihre Brüder und ihr Vater dachten und bewegten sich
nicht schneller als absolut notwendig. Sie anschreien, kreischen … totale
Zeitverschwendung. Also mühte sich Dagmar ab, bis sie hatte, was sie brauchte.
Sie nannte es die »Steter Tropfen höhlt den Stein«-Methode. »Es gibt
verschiedene Arten von Drachen, Bruder. Violette. Blaue. Tannengrüne.«
    »Tannen …« Er schüttelte den Kopf. »Klar. Egal. Er ist
gelb.«
    »Gelb?« Dagmar tippte mit dem Finger auf den Schreibtisch
und benahm sich genauso schwer von Begriff wie ihre Verwandtschaft. Und sie
liebte es, dass sie die Stirn hatten, sich darüber aufzuregen, wenn sie das
tat. »Es gibt keine gelben Drachen, Bruder. Meinst du golden?«
    »Ja. Na gut. Dann golden.«
    Dagmar blinzelte. »Ein Goldener? So weit im Norden?« Sie
durchforstete ihr Gedächtnis nach allem, was sie im Lauf der Jahre über Drachen
gelernt hatte – viel war es nicht. Es war nicht so, dass sie nicht geglaubt
hatte, dass sie existierten, aber sie hatte bezweifelt, dass sie viel mit
Menschen zu tun hatten. Warum sollten sie auch?
    Die Hordendrachen des Nordens

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