Dragur und das Geheimnis der Schmugglerhöhle (German Edition)
das Schiff gefesselt hatten.“
Für einen kurzen Moment schwiegen Vater und Sohn, dann fuhr Dragurs Vater fort:
„Er ist seitdem nie wieder der Alte geworden. Deine Mutter und ich kümmern uns um ihn und auch die Alten zollen ihm Respekt.“ Er lächelte Dragur zu. „Nur ihr jungen Witzbolde lacht über ihn.“
Nun wurde Dragurs Vater wieder ernst.
„Aber es gibt keinen Grund zum Lachen. Kolle hat damals einen Fehler gemacht, aber die Sache war noch einmal gut ausgegangen. Doch er zahlt bis heute den Preis dafür. Und das ist alles andere als zum Lachen!“
Betreten sah Dragur zu Boden. Sein Vater klopfte neben sich in den Sand und deutete seinem Sohn, sich wieder zu setzen.
„Man sollte nicht über andere lachen, bevor man nicht ihre Geschichte kennt, weißt du. Das ist nicht fair. Und Kolle verdient es nicht, dass über ihn gelacht wird. Es war dumm von ihm, die Schiffe allein anzugreifen, anstatt auf uns zu warten. Doch er wollte die Dracheninsel schützen. Ist das ein Grund, ihn auszulachen?“
Dragur wurde rot und war froh, dass es inzwischen stockdunkel war und nur der Schein der tanzenden Flammen ein wenig Licht spendete. Nie wieder wollte er über Kolle lachen, das schwor er sich.
„Wir versenkten auch diese Schiffe. Und alle weiteren, die sich der Dracheninsel näherten.“, fuhr sein Vater mit leiser Stimme fort. „Und irgendwann kamen keine Schiffe mehr. Doch wir flogen weiter. Jeden Tag umrundeten wir die Insel, doch die Zweibeiner schienen uns vergessen zu haben. Ab und zu tauchten noch andere Schiffe auf, doch sie fuhren nur vorbei. Wir zeigten uns, verbreiteten Angst und Schrecken, so dass die Schiffe nicht mehr in unser Gebiet zurückkamen. Heute ist es ruhig hier, doch das verdankt ihr jungen Drachen all jenen, die gegen die Zweibeiner gekämpft haben.“
Dragur malte aus Verlegenheit kleine Kreise in den nassen Sand. Dann hob er die Schnauze und sah zum Himmel hinauf. Es hatte endlich aufgehört zu regnen und unzählige Sterne zeichneten Bilder in den Himmel.
„Heute kommen keine Zweibeiner mehr hierher. Sie scheinen uns und das glitzernde Zeug, das noch immer in den Höhlen liegt, vergessen zu haben. Vielleicht glauben sie gar nicht mehr daran, dass es Drachen gibt, wer weiß das.“
Sein Vater sah ihn mit ernsten Augen an.
„Aber das muss so bleiben, verstehst du? Niemals wieder darf das funkelnde Zeug das Licht der Sonne sehen. Es muss bleiben, wo es ist, tief vergraben in den Höhlen, die kein Zweibeiner jemals mehr betreten darf. Das, was die Zweibeiner hierher gebracht haben, hat weder ihnen noch uns Glück gebracht. Es muss für immer dort im Wasser und den dunklen Höhlen bleiben.“
Dragur warf seinem Vater einen Seitenblick zu.
„Hast du das verstanden?“, fragte dieser ungeduldig.
Dragur nickte.
„Du willst WAS?“
Skip fiel fast hintenüber in den warmen Sand, als Dragur ihm von seinem Plan erzählte.
„Du spinnst doch. Du bist doch völlig übergeschnappt! Dein Vater wird dich umbringen, soviel ist sicher!“
„Aber ich will doch gar nicht das blinkende Zeug haben.“, verteidigte Dragur seinen Plan.
„Er wird dich trotzdem umbringen!“
Dragur wusste, dass Skip einen Heidenrespekt vor Dragurs Vater hatte und konnte die Angst seines Freundes sogar verstehen. Er selbst bekam Bauchschmerzen bei der Vorstellung, dass sein Vater herausfinden würde, was er vorhatte.
„Aber stell dir mal vor, Billor lebt tatsächlich noch. Und wir finden ihn!“
Skip lachte laut auf.
„Sag mal, kannst du nicht rechnen? Billor müsste jetzt ungefähr tausend Jahre alt sein. Drachen werden aber nicht so alt, jedenfalls nicht, wenn sie angekettet in einer Höhle unter Wasser leben müssen.“
Dragur sah seinen Freund unsicher an. Hatte Skip womöglich Recht? Es gab Geschichten von Drachen, die über eintausend Jahre alt geworden waren, doch die meisten starben mit acht- oder neunhundert Jahren. Eintausend Jahre alt zu werden war schon etwas ganz Besonderes. Wenn Billor noch leben würde, dann ganz sicher nicht angekettet in einer dunklen Höhle. Wovon hätte er auch leben sollen? Wenn er aber nicht gefangen war, warum war er dann nicht lange wieder an die Oberfläche gekommen und hätte sich den anderen Drachen gezeigt?
Dragur grübelte. Wenn die Zweibeiner ihn aber getötet hatten, dann musste sein Körper irgendwo sein. Er hatte die Geschichten über die Zweibeiner gehört und wusste, dass sie nicht sehr groß waren. Und stark waren sie auch nicht. Wie also
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