Drake (German Edition)
erklären, Sir. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
Das klang etwas merkwürdig. Sollte inzwischen etwas passiert sein, von dem er keine Kenntnis hatte? Immerhin lagen einige Monate und Tausende von Lichtjahren zwischen der letzten Begegnung mit Sternberg. Ohne auf Cohen zu achten, aktivierte Tamini seinen persönlichen Frame. Auch dieser funktionierte tadellos. Es war immer gut, so viele Informationen wie möglich zu haben. Am besten über den schiffseigenen Kanal. Dort wurden meistens die aktuellsten Nachrichten bis ins kleinste Detail diskutiert. Auf Cohens Stirn erschienen zwar ein paar ärgerliche Falten, aber er schien nichts dagegen einzuwenden zu haben.
Wie sollte er auch. Streng genommen gehörte beinahe die Hälfte des Schiffes zum Tamini-Konzern. Cohen war also so etwas wie sein Angestellter.
Während Cohen schweigsam vorausging, klickte Tamini die Nachrichten durch. Vor allem die Kommentare einzelner Besatzungsmitglieder. Gerade solche Kommentare ergaben ein sehr gutes Bild vom Zustand des Schiffes. Wenn er den Meinungen glauben durfte, dann herrschte so etwas wie ein mittleres Chaos auf der Unit Eleven. Auslöser waren angeblich vor allem die ungeklärten Vorkommnisse auf der Timeless. Er blieb erschrocken stehen, als er die Einzelheiten nachlas.
Seine Besatzung war entweder tot oder verschollen!
Er war ohne Bekleidung in einer Kammer des Schiffes gefunden worden.
Sternberg hatte mit seiner Belegschaft die Timeless gekapert und war mit unbekanntem Ziel abgeflogen.
Unmöglich!
»Cohen! Was geht hier auf dem Schiff vor?«, rief er dem FORCE -Mann nach, der einfach weitergegangen war.
»Sie werden gleich alles erfahren. Am besten alles der Reihe nach.«
Cohen machte eine einladende Handbewegung.
Tamini ging wortlos an ihm vorbei.
Seit einer Stunde saß er nun schon in einem Raum neben der Brücke. Captain Hoffmann lief langsam vor ihm auf und ab. Cohen FORCE stand an der Tür und fungierte augenscheinlich als Zeuge und Wachmann gleichzeitig.
»Ich weiß nicht, was passiert ist«, wiederholte Tamini nachdrücklich. »Ich weiß nur noch, dass ich mich mit McCoy in der Zentrale aufgehalten habe. Während des Durchganges nach Drake sagte McCoy plötzlich etwas von einem Schwarm. Ich wusste nicht, was er damit meinte, und habe auch nichts gesehen. Es ist die letzte Erinnerung, die ich an den Flug habe.« Er deutete auf ein Standbild auf einem Frame, auf dem McCoy mit dem Scrag im Rücken zu sehen war. »So einen Scrag, wie Sie es nennen, habe ich noch nie gesehen.«
Captain Hoffmann schüttelte den Kopf. »Bei allem Respekt, Mr. Tamini, Ihre Geschichte klingt ein wenig merkwürdig. Sie werden verstehen, dass ich verpflichtet bin, mich genauestens zu informieren. Wir sprechen hier von einem Toten und vier verschollenen Besatzungsmitgliedern. Das können wir nicht so einfach unter den Tisch kehren. Eine weitere Merkwürdigkeit besteht in Ihrer plötzlich außergewöhnlich guten Konstitution, die Ihnen die Ärzte bescheinigen, obwohl wir Sie beinahe leblos aus der Timeless geborgen haben. Des Weiteren wurden alle Aufzeichnungen von George gelöscht …«
»Aber bestimmt nicht die Aufzeichnungen aus der Orange Box!«, unterbrach ihn Tamini.
»Orange Box? Sie meinen wohl die Blue Box, aber auf der war auch nichts zu sehen.«
»Ich meine, was ich sage. Die Orange Box ist ein Aufzeichnungsmedium, das in MOSES installiert ist. Hauptsächlich, um den Arbeitsablauf eines Durchganges zu dokumentieren. Sie dient aber gleichzeitig auch als Backup für die Blue Box.«
»Das ist mir unbekannt«, erwiderte Hoffmann gereizt. »Nutzt uns aber auch nichts, da die Timeless von unseren Schirmen verschwunden ist. Höchstwahrscheinlich hat sie einen Durchgang ausgeführt. Wenn Sternberg sich nicht meldet, können wir keinen Kontakt zu dem Schiff herstellen.« Er blickte zur Tür, durch die soeben Caitlyn Mulholland den Raum betrat.
Tamini folgte seinem Blick. Richtig, Caitlyn Mulholland. Er war in den letzten Stunden so konzentriert mit seinen Problemen und den verwirrenden Vorgängen beschäftigt gewesen, dass er ihre Anwesenheit auf der Unit Eleven vollkommen vergessen hatte.
Ihre Augen verrieten weder Freude noch Bedauern darüber, ihn wiederzusehen. Sie waren lediglich mit der ihr eigenen neutralen Kühle auf ihn gerichtet. So etwas brachte nur eine Caitlyn Mulholland zustande, und eben das hatte ihn von Anfang an gefangen genommen. Genauso wie der Umstand, dass sie sein leidenschaftliches Umwerben
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