Drake (German Edition)
gleich ob sie nachvollziehbar ist oder unsinnig erscheint. So etwas wie das, was soeben auf dem Schiff hier passiert, würde mit den Mädchen nie vorkommen. Ganz im Gegenteil: Ihre Konzentration würde sich noch steigern und sie noch leistungsfähiger machen.«
In ihm erwachte etwas zum Leben.
Er spürte Aufmerksamkeit.
Gene. Konzentration. Leistung.
Das Verlangen nach mehr Information.
Benommen schüttelte er den Kopf. Irgendetwas war mit ihm nicht in Ordnung. Die Ärzte mochten ihn zwar körperlich für topfit halten, aber sein Inneres war vollkommen aus der Balance.
Ein kurzer Schwindel, dann war es vorbei.
»Ist dir nicht gut?«, fragte Caitlyn.
»Alles okay. Wahrscheinlich nur ein paar Nachwirkungen.« Er versuchte, ruhig zu atmen. Alles würde wieder in Ordnung kommen. Vielleicht brauchte er nur etwas Ruhe. Kein Wunder nach diesen absurden Ereignissen, schließlich war er auch nur ein Mensch. Obwohl er fühlte, wie ihn ein starker Strom von Energie durchflutete.
Ungewöhnlich. So etwas hatte er noch nie erlebt, selbst in jungen Jahren nicht.
Wenn er nur seine Gedanken endlich in gerade Bahnen lenken könnte. Wie von einem fremden Magneten gelenkt, wichen sie von seinem eigenen Denken ab und kreisten wirr in seinem Gehirn herum. Manchmal meinte er, eine fremde Gegenwart zu erspüren, dann aber zog ein Schleier einer Überzeugung über sein Spüren: Natürlich waren es seine Gedanken, ganz sicher sogar. Es war nur eine Frage der Zeit. Die nächsten Schritte mussten genau überlegt werden.
Zunächst brauchte er die volle Unterstützung der Menschen an Bord.
Alles was sie brauchten, war eine Person, der sie vertrauen konnten.
Im Schiff musste wieder Ruhe einkehren.
Die Timeless musste gefunden werden. Unbedingt. Es war wichtig.
Ebenso die Mädchen. Sie waren von hoher Intelligenz, absolute Ausnahmen der Menschheit. Seltene und außergewöhnliche Gene. Sie besaßen Selbstbewusstsein und wahrscheinlich ein hohes Maß an Fertigkeiten, die ihresgleichen suchten.
Warum waren die Mädchen wichtig?
Er schüttelte den Kopf frei.
Sie waren wichtig, alles andere war gleichgültig.
Wichtig war einzig und alleine eine klare Vorgehensweise, und das so schnell wie möglich.
Er blickte Caitlyn Mulholland an, die mit verschränkten Armen vor ihm stand und ihn stumm beobachtete. Vermutlich hielt sie sein Verhalten für nicht ganz korrekt, um es einmal etwas abgeschwächt zu bezeichnen. Unwichtig, jetzt galt es, die Dinge anzupacken.
Er klatschte in die Hände und stand auf.
»Okay, gehen wir es an!«
16
f oz = Bildung einer Ozonschicht
Caitlyn Mulholland war überaus verwirrt. Gerade eben hatte Sergio Tamini in einer mitreißenden Ansprache die Besatzung der Unit Eleven auf seine Seite gezogen. Mehr noch. Er hatte sie davon überzeugt, die Fortsetzung der Mission unter seiner Führung würde den Erfolg haben, den sie alle erwarteten. Aufgrund neuer Erkenntnisse, die in seinem Besitz waren, würde die Mission zu ihrem krönenden Abschluss gelangen.
Große Begeisterung und nicht enden wollender Jubel.
Wieder einmal knallten die Sektkorken.
Endlich hatten sie einen wirklichen Messias in ihren Reihen, der anscheinend mehr von dem Geschäft verstand als sein Vorgänger. Vergessen waren alle Enttäuschungen und Zweifel. Es war, als ob es die Ära Sternberg nie gegeben hätte. Jetzt wurde nach vorne geschaut.
Pearl war das Ziel. Dort, wo der Honig floss.
Mit einem ungläubigen Kopfschütteln deaktivierte sie Ihren Frame. Sie verstand die Welt nicht mehr. Jeden von Tamini ausgesprochenen Satz hätte sie mit logischen Argumenten widerlegen können, aber die Menge sah in ihm einzig und alleine den Mann, dem sie bedingungslos vertrauen konnte.
Die Umstände mochten manche Blindheit verzeihen, aber nicht in diesem Maße und vor allem nicht bei dem kollektiven Verstand, den Caitlyn der Besatzung zugeordnet hatte. Irene Koss SERVICE zeigte in ihrem Mitschnitt Bilder, in denen ein selig lächelnder Captain Hoffmann zu sehen war. Sogar Scott Cohen brüllte in einer kurzen Sequenz seine Begeisterung ungehemmt heraus.
Dabei hatte Tamini bei ihrer Begegnung ganz und gar nicht den Eindruck eines künftigen Führers hinterlassen. Er war Caitlyn zerstreut und unkonzentriert vorgekommen. Nichts, aber auch gar nichts war von seinem einnehmenden Charme übrig geblieben. Sogar seine versuchte Anbändelei war oberflächlich gewesen und hatte im Grunde genommen von Desinteresse gezeugt. Im Nachhinein war
Weitere Kostenlose Bücher