Drake (German Edition)
scheinen also schon seit Jahrtausenden hier vorzukommen.« Sie schilderte ihm in knapper Form die Geschehnisse auf dem Planeten.
»So wie es aussieht, habt ihr einiges erlebt«, meinte er beinahe teilnahmslos. Es ärgerte ihn, dass Caitlyn nach wie vor auf Distanz blieb. Das Du war anscheinend das Höchste ihrer Zugeständnisse.
»Du aber anscheinend auch, selbst wenn du angeblich nichts mehr davon weißt«, entgegnete sie sarkastisch.
»Du glaubst mir also auch nicht?«
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Was hat denn zum Beispiel dieser blödsinnige Wettlauf nach Pearl zu bedeuten? Und warum nimmst du höchstpersönlich daran teil, ohne dass Sternberg etwas davon weiß?«
»Das verstehst du nicht. Das ist eine Sache zwischen mir und Hyatt. So eine Art Wette unter alten Rivalen. Ein bisschen Geschäft steckt natürlich auch dahinter. Und ein bisschen Abenteuer für reiche Jungs.«
»Abenteuer!« Sie sah aus, als ob sie ihm gleich ins Gesicht springen wollte. »Ist dir eigentlich klar, dass wir auf Blue Boy beinahe 800 Leute verloren hätten? Weißt du eigentlich, was das bedeutet, wenn alle hier auf dem Schiff seit Monaten hart für einen Traum arbeiten und nun eine Heidenangst vor dem Unbekannten da draußen haben? Unter anderem auch, weil sich der Schiffseigner abgesetzt und die Besatzung alleine gelassen hat? Und du erzählst mir hier etwas von ein bisschen Geschäft und ein bisschen Abenteuer zwischen zwei reichen Jungs, die anscheinend ein bisschen spielen wollen, weil ihnen die Wiese auf der Erde zu eng geworden ist.«
Überrascht von ihrem Temperamentsausbruch wich er zurück und nahm beinahe lässig auf einem Sessel Platz. »Jetzt halte dich bitte einmal etwas zurück! Es ist niemand gezwungen worden, an dieser Expedition teilzunehmen. Jeder war sich der Gefahren bewusst. Es hätte alles auch ganz anders ausgehen können. Ganz abgesehen davon, habt ihr ja auf Blue Boy schon eine beinahe perfekte zweite Erde gefunden. Die Sternbergs hätten sich damit zufriedengeben können und alles wäre in Ordnung gewesen.«
»Haben sie aber nicht, weil es anscheinend nicht der perfekte Triumph gewesen wäre. Deswegen sind sie jetzt zusammen mit ihrer Mädchentruppe und Werfel auf dem Weg zu Pearl. Bestimmt auch deswegen, weil du hier aufgetaucht bist und keiner dem anderen die Butter auf dem Brot gönnt.«
Das ist richtig, dachte er. Wahrscheinlich hätte er nicht anders gehandelt. »Werfel ist mit an Bord? Das ist interessant.« Er überlegte einen Augenblick. Werfel könnte über Pearl neue Informationen in Erfahrung gebracht haben, von denen er nichts wusste. Vielleicht hatten sie ein wenig zu schnell aufgegeben, als sie das Sternsystem nicht sofort gefunden hatten. Im Nachhinein verfluchte er McCoys Vorschlag, nach Drake weiterzufliegen.
»Was für eine Mädchentruppe?«, fragte er nach.
»Angeblich sollen es private Assistentinnen von Charlotte Sternberg sein, aber ich habe ein regelrechtes Hightech-Camp hinter den Büros gefunden.«
»Helicon«, nickte er wissend. »Sternberg hat Absolventinnen von der Universität auf dem Mond auf das Schiff eingeschleust.«
»Von Helicon? Ich dachte, die Universität existiert gar nicht mehr. Wozu soll das denn gut sein?«, fragte sie zweifelnd.
»Helicon existiert sehr wohl nach wie vor, nur in einer abgespeckten Version. Charlotte Sternberg hat die Leitung persönlich übernommen und die Studenten penibel ausgesucht. Sie stammen fast ausschließlich aus höchst prominenten Familien oder wurden in jungen Jahren von ihnen adoptiert. Die Elite von der Elite.« Sein Blick wurde abwesend.
»Hervorragende Gene. Hoher Intelligenzgrad. Unbeugsamer Wille, gepaart mit Mut und Unerschrockenheit«, murmelte er.
»Das mag ja sein, aber wozu soll das gut sein?«, wiederholte sie. »Auf der Unit Eleven gibt es genügend Spezialisten, die ihre Aufgaben ebenso gut erledigen.«
Er sah sie einen Moment lang stumm an, als müsste er überlegen, wovon sie gerade gesprochen hatte. Dann schüttelte er kurz den Kopf, als wollte er sich wachrütteln. »Die Sternbergs umgeben sich nur mit ihresgleichen oder wenigstens mit Personen, die halbwegs an sie heranreichen. So gesehen, kannst du stolz auf deinen Job sein.«
»Danke. Und diese Supermädels können tatsächlich alles? Navigieren, mit MOSES umgehen und Kaffee kochen?«
»Können sie. Mehr noch. Sie sind absolut loyal. Ein Befehl von Hyatt oder Charlotte Sternberg ist eine Anweisung, die kommentarlos ausgeführt wird, ganz
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