Drake (German Edition)
den letzten Tagen bestimmt nicht viel zur Ruhe gekommen.
Dann wagte sie doch einen Versuch, brach aber den Anruf sofort ab, als er sich nicht sofort meldete.
Unentschlossen bestellte sie schließlich in ihrem Büro einen Kaffee bei einem Larry. Plus einen doppelten Whisky. Vielleicht war es das Beste, erst einmal den nächsten Tag abzuwarten. Vielleicht lösten sich die Probleme von selbst und vielleicht kam die Besatzung bis dahin wieder zur Vernunft.
Wobei sie sich in der Hinsicht nicht viel Hoffnung machte. Sie waren eine Ewigkeit von der Erde entfernt, am Rande der Galaxis. Niemand tickte hier noch in normalen Bahnen, besonders nicht nach den Ereignissen der letzten Tage.
Sie nippte an ihrem Whisky und betrachtete nachdenklich auf einem Frame den Stern Drake, der in einem gelben Halo vor einem dunkelroten Hintergrund stand. Werfel hatte unrecht gehabt. Dort draußen existierten Planeten, auf denen es Leben gab. Intelligentes Leben. Eine Spezies, die der Menschheit technisch weit überlegen sein musste.
Wenn sie noch existierte. Vielleicht waren diese schwarzen Stationen ja Überbleibsel aus der Vergangenheit und damit völlig harmlos. Bisher waren jedenfalls in der Umgebung von Drake keine Funksignale oder andere Anzeichen einer Kommunikation aufgefangen worden.
Möglicherweise eine kosmische Katastrophe in der Vergangenheit.
Wenn da nur dieser mysteriöse Vorfall in der Timeless nicht gewesen wäre.
Sie bestellte noch einen Whisky und Zigaretten, den Kaffee ließ sie unberührt.
Diese eigentümliche Inaktivität in den Büros ließ ihr keine Ruhe. Normalerweise gab es immer eine kaum merkliche Bewegung bei den Mädchen. Sie waren in einer gewissen Weise unaufdringlich, aber immer präsent. Jetzt war davon rein gar nichts zu bemerken. Caitlyn gab sich noch eine halbe Stunde, dann würde sie genauer nachforschen.
Der Whisky zeigte erste Wirkungen. Leicht beschwingt kam sie zu der Überzeugung, Captain Hoffmann sei doch ein Feigling. Als es darum ging, Sternberg vor ein paar Tagen davon zu überzeugen, dass man der Timeless zu Hilfe eilen müsse, war er so raffiniert gewesen und hatte sie als Beistand ausgewählt. An ihre Rede mochte sie gar nicht mehr denken. Hoffmann hatte einfach ihre Geltungssucht ausgenutzt und sie nach vorne geschickt. Sie war der Versuchung erlegen und war in die Falle getappt. Zur schiffsinternen Politik war sie anscheinend nicht geboren, obwohl sie im Grunde genommen auch diese beherrschen sollte.
Energisch wischte sie in Gedanken ihre Zweifel an sich beiseite. Sie hatte diesen Job unbedingt gewollt und nun musste sie sich auch damit auseinandersetzen.
Deswegen wollte sie jetzt wissen, was in den Büros vor sich ging. Sie stand auf.
Das Desk war nach wie vor unbesetzt.
Die Tür dahinter war geschlossen. Das war sie eigentlich immer. Caitlyn vermutete, dass sie zu den Unterkünften der Mädchen führte. Ganz genau wusste sie es nicht, selbst aus dem Bauplan des Schiffes war keine Auskunft darüber zu erfahren. Ein weißer Fleck in der Schiffslandschaft – wie die Mädchentruppe selbst. Nelly Cortez, ihre Zimmernachbarin, hatte ihr einmal erzählt, die Mädchen wären zur reinen Unterhaltung der Sternbergs an Bord. Danach folgten wilde Schilderungen von Sexorgien und anderen abstrusen Spielchen, die sich nur ein krankes Gehirn wie das von Nelly Cortez ausdenken konnte.
Caitlyn glaubte nicht an solchen Blödsinn. Die Mädchentruppe musste einen anderen Grund für ihren Aufenthalt auf der Unit Eleven haben, und wenn es tatsächlich nur eine reine exklusive Assistentenarbeit für Charlotte Sternberg war.
»George, ich würde gerne mit Eloise reden!«, sprach sie das Desk an.
»Tut mir leid, Miss Mulholland HEAD , Eloise ist nicht anwesend«, antwortete George.
»Wo ist sie denn?«
»Eloise ist nicht anwesend.«
»Kann ich mit Royce sprechen?«
»Royce ist nicht anwesend.«
Caitlyn beschloss, aufs Ganze zu gehen. »Na gut, dann möchte ich mit Mr. Sternberg sprechen.«
»Nicht anwesend.« George schien die Fragerei zu langweilen.
»Was heißt: ›Nicht anwesend‹? Ist keiner im Büro, sondern sind alle in einem anderen Bereich des Schiffes?«
»Sie sind nicht im Schiff.«
Ihr wurde es nun zu bunt. George war entweder für solche Fragen nicht programmiert oder er hatte sich in einer Endlosschleife verfangen. Entschlossen ging sie am Desk vorbei auf die Tür zu. Zu ihrer Überraschung fuhren die beiden Flügel lautlos zurück. Eigentlich hatte sie eine Sperre in
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