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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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30 an der Zahl sein. So viele hatte er noch nie zuvor gesehen.
    Die vor ihm stehenden wichen zurück und so gingen er, Werfel und Vic durch eine Gasse von Mädchen auf den Tisch in der Mitte zu.
    »Was ist denn hier los?«, fragte er. »Ist etwas passiert?«
    Hyatt Sternberg saß kerzengerade auf seinem Stuhl, die Hände auf dem Tisch gefaltet. Statt einer Antwort klickte das Asqcore-Feuerzeug von Charlotte Sternberg. Sie sah ihn nicht an und blickte beherrscht in die Runde der Mädchen.
    Verotroicx fühlte die Kälte, die von ihr ausging, und gleichzeitig die Unsicherheit der Mädchen um ihn herum. Er fing einige versteckte und ratlose Blicke auf, nur Khartum präsentierte sich mit verschränkten Armen und dem Anflug eines spöttischen Grinsens.
    Die hellen Rauchwolken von Charlotte Sternbergs Zigarette verpufften gleich über ihrem Kopf, nachdem die Nano-Zusätze der Klimaanlage sie vollständig eliminiert hatten.
    »Mr. Verotroicx«, begann Charlotte Sternberg träge. »Dieses Unternehmen hat sich zur Aufgabe gemacht, eine neue Erde zu finden. Es hat ein Vermögen gekostet. Unser Vermögen. Weiterhin glaube ich zu wissen, dass es jenseits Ihrer Vorstellungskraft liegt, welche Energien in die Planung und in die Ausführung gesteckt wurden, oder wie viel Hingabe und Wissen nötig gewesen waren, um solch ein Projekt auf die Beine zu stellen.« Sie zog an ihrer Zigarette und betrachtete anschließend eine Weile die rote Glut an der Spitze.
    Verotroicx entspannte sich. Er wusste nun, worauf es hinausgehen würde. Gekränkte Eitelkeit, übersteigertes Selbstbewusstsein und eine völlig falsche Einschätzung der Lage. Es war einfach nicht zu fassen.
    Er versuchte geduldig zu bleiben. »Hören Sie …«
    »Der Grund, warum mein Bruder und ich uns dazu entschlossen hatten, diesem Unternehmen beizuwohnen, lag darin begründet, dass wir niemanden gefunden hatten, der eine geeignete Führungsqualität vorweisen konnte.« Sie legte die Zigarette beiseite und drehte sich auf ihrem Stuhl betont langsam zu Verotroicx hin. Die Bewegung führte sie bewusst bedächtig und schleppend aus. Ein Vorgang, den sie bestimmt aus einem Lehrgang für Führungsspitzen entnommen hatte. Er wirkte lähmend und abstoßend zugleich.
    Verotroicx wechselte das Standbein und verschränkte seine Arme. Gleich würde das Gespräch auf ihn kommen. Eine Schmierenkomödie. Unnötig, plump und lächerlich.
    »Nach langen, entbehrungsreichen und aufopfernden Monaten sind wir schließlich ans Ziel gelangt. Es ist mehr als ein Ziel. Es ist ein Paradies. Es ist die Belohnung für die Arbeit unseres Vaters, unserer Familie, einer ganzen Generation, die ihre Intelligenz ausschließlich diesem Ziel gewidmet hat. Selbst Sie, Mr. Verotroicx, müssten bei einiger Überlegung diesem Erfolg Beifall zollen.« Sie atmete schwer und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Und bei einiger Überlegung, Mr. Verotroicx, müsste Ihnen bewusst sein, dass Sie kein Recht haben zu entscheiden, wie und in welcher Weise dieses Unternehmen weitergeführt wird. Weder hier noch sonst irgendwo!« Die letzten Worte hatte sie ihm giftig entgegengeschrien.
    Dann setzte sie noch leise nach: »Und merken Sie sich eines für die Zukunft: Mit Abgesandten oder Personen an erster Stelle, auch wenn sie aus einem fremden Sonnensystem stammen sollten, verhandeln alleine mein Bruder oder ich – und niemand sonst.«
    Jetzt hatte sie überzogen.
    Das war krank. Charlotte Sternberg war krank. Ihr Bruder Hyatt Sternberg, der ihn mit blitzenden Augen anblickte, stand ihr wahrscheinlich in nichts nach. Verotroicx konnte den Zustand der beiden mehr erfühlen, als dass er ihn verstand. All das Geplapper von Führungsqualität, Hingabe und Wissen war nichts anderes als Arroganz, Unsicherheit und die Erkenntnis, dass für beide hier die Endstation war. Vielleicht wussten sie es ebenfalls. Es war wie ein letzter Auftritt. Man hätte fast Mitleid dafür aufbringen können, wenn die Sternbergs für ihre geplante Machtdemonstration nicht alle Mädchen als Mitwirkende dazu eingeladen hatten. Eigentlich hatte er von Charlotte Sternberg mehr Stil erwartet.
    Nein, Mitleid war hier fehl am Platze.
    »Sind Sie jetzt fertig?«, fragte er kalt.
    Sie sah zur Seite und klopfte nervös mit ihrem Feuerzeug auf die Tischplatte. Ihr Bruder beobachtete sie dabei mit einem desinteressierten Blick. Der plötzliche Stimmungsumschwung war offensichtlich. Konnte so etwas möglich sein? Nur, indem einige kurze Worte gefallen waren, die

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