Drake (German Edition)
keine Unterwerfung signalisiert hatten?
Verotroicx ging zum Tisch und setzte sich auf den letzten freien Stuhl.
»Was erlauben Sie sich!«, herrschte ihn Charlotte Sternberg an.
Er ignorierte ihren Protest. »Ich dachte eigentlich, dass Sie sich zu schade für solch ein Schmierentheater sind«, sagte er wie beiläufig. »Ich für meinen Teil halte mich nicht für besonders clever, aber selbst ich habe schon festgestellt, dass Ihr Unternehmen gerade hier im Paradies versickert. Es geht jetzt nicht mehr um die Suche nach einer zweiten Erde. Es geht um unser Leben und um das Leben und die Existenz von Milliarden von Menschen auf der ersten Erde.«
»Was erlauben Sie sich?«, wiederholte sie mit leiser Stimme. »Ich lasse Sie in eine Zelle werfen!« Sie sah sich unsicher um, als wolle sie eine geeignete Person finden, die ihren Befehl ausführen sollte.
»Sie können mich in eine Zelle werfen lassen, wie Sie es ausgedrückt haben. Ich gehe aber auch freiwillig zu Fuß dorthin. Trotzdem werden Sie damit nichts an der Situation ändern können. Ich wiederhole es für Sie persönlich noch einmal: Das Paradies ist für Sie unerreichbar und die Erde ist in Gefahr. Wie Sie diese beiden Probleme lösen möchten, überlasse ich gerne Ihnen. Mich drängt es nicht dazu, diese Verantwortung zu übernehmen.«
Charlotte Sternberg sah ihn unsicher an. Ihr Unterkiefer mahlte nachdenklich hin und her.
»Eindringlinge!«, rief in diesem Moment Elisabeth Regina von den Kontrollen her. »Es sind fremde Personen im Schiff. Anscheinend Pearl People!«
Augenblicklich aktivierten alle in der Zentrale ihre Frames und rannten anschließend auf ihre zugewiesenen Plätze. Charlotte Sternberg war plötzlich unwichtig.
Auch Verotroicx benutzte seinen Lync.
Mehrere Scans im Schiff zeigten schmale Gestalten, die mit schnellen Schritten durch die Gänge eilten.
»Sie waren plötzlich auf den Frames«, sagte Elisabeth Regina. Es klang wie eine Entschuldigung. »Es sind etwa 20 Personen. Hauptsächlich in den Versorgungsräumen und im technischen Bereich. Ansonsten ist nichts Außergewöhnliches zu entdecken.«
»Kein Grund zur Besorgnis«, hörte er eine Stimme hinter sich sagen. »Es sind nur einige Leute aus meinem Volk, die euer Schiff etwas modifizieren.«
Verständnislos drehte er sich um und sah Leila mitten in der Zentrale stehen. »Es tut mir leid, dass ich Ihre interessante Unterhaltung unterbrechen muss, aber die Zeit drängt etwas. Es wird auch nicht lange dauern. Drum rüsten wir, das Schiff liegt schon bereit.« Sie hielt ein graues Kästchen in die Höhe, das dem Übersetzungsgerät ähnelte.
»Sie haben uns belauscht!«, entrüstete sich Charlotte Sternberg und stand auf. »Und wagen es, einfach so hier einzudringen!«
»Nennen wir es einmal ein gezieltes Ausfiltern von Informationen zu unserer eigenen Sicherheit, das klingt unverfänglicher«, antwortete Leila mit süffisanter Stimme. »Setzen wir uns doch zusammen und lassen Sie uns ein paar Dinge bereden.«
Sie kam auf den Tisch zu und blieb auffordernd vor Verotroicx stehen. Nach einem kurzen Zögern stand er auf und gab den Stuhl frei.
Sie zwinkerte ihm mit einem großen Auge zu. »Wie gesagt, es wird nicht lange dauern.«
Verotroicx gesellte sich zu Werfel und Victoria und beobachtete, wie Leila mit den Sternbergs zu sprechen begann.
»Na ja, jetzt sind ja die Großen der Welt unter sich«, spottete Vic. »Vielleicht legt das Kuhauge ein gutes Wort für dich ein und du entgehst am Ende dem Kerker und dem stundenlangen Auspeitschen.«
Weiter kam sie nicht, denn in diesem Augenblick flackerte das Licht im Schiff, stabilisierte sich jedoch gleich wieder. Wenig später tauchten überall Pearl People auf. Sie ähnelten Leila in Gestalt und Kleidung, auch diejenigen, die anscheinend männlicher Natur waren.
Khartum kam zu Verotroicx herüber. »Was sollen wir machen? Sie schauen sich alles an und montieren dann irgendwelche Kästchen und Zeugs, von dem wir keine Vorstellung haben, was es sein soll.«
Er zuckte mit den Schultern. »Nichts. Wir haben keine Wahl. Oder willst du sie daran hindern?«
Sein Frame leuchtete kurz auf.
»Wie es scheint, will uns Leila die Zeit etwas verkürzen, während ihre Leute das Schiff umbauen.« Er deutete auf den Frame, wo gerade in rascher Folge Bilder von der Timeless gezeigt wurden. Es waren Bilder, die nicht von den Sonden stammen konnten. Der Scan umkreiste das Schiff in einer Spirale, schwenkte dann hinaus in das Pearl-System
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