Drake (German Edition)

Sekunden lang schweigend auf den Frame.
    »Die Kommunikation mit der Unit Eleven ist mit der Abkopplung abgerissen«, sagte er dann. »Ich fürchte, bei denen wird jetzt alles drunter und drüber gehen. Panik, Schuldzuweisungen, vielleicht sogar Gewalt. Und wir sind die Hauptschuldigen. Nicht offiziell, aber die Andeutungen von Captain Hoffmann waren unmissverständlich. Ich glaube, wenn wir noch länger geblieben wären, dann hätten sie versucht, uns mit Waffengewalt aus der Timeless zu zerren. Nicht, dass ihnen das etwas gebracht hätte, aber die kochende Volksseele wäre zufrieden gewesen. Ich habe nebenbei mit Dr. Sainge von der MED gesprochen und ihm nachdrücklich aufgefordert, alles zu versuchen, dass Tamini nicht vorzeitig sein Bewusstsein wiedererlangt. Falls Tamini unseren kleinen Reisebericht zu sehen bekommt, ist es aus mit unserem Extratrip. Ich denke, ich kann mich auf Dr. Sainge verlassen, er ist ein vernünftiger Mensch.«
    Werfel hatte ihm gar nicht richtig zugehört, er war viel zu sehr mit seinen Befürchtungen beschäftigt, die LaGrange betrafen. Verotroicx war jetzt nicht der richtige Gesprächspartner. Leila saß aber immer noch mit einer Gruppe von den Mädchen zusammen und erklärte ihnen den Anflug auf den Schwarzen Zwerg. Andererseits kam ihm das im Augenblick etwas gelegen. Ihm graute davor, von Leila neue Unmöglichkeiten vorgesetzt zu bekommen.
    »Das sind alles Holzköpfe«, murmelte er grantig in Richtung Verotroicx und hoffte darauf, ihn sich mit barscher Zurückhaltung vom Leibe halten zu können. Verotroicx schien aber zu aufgekratzt, um das zu bemerken, er ging nicht auf Werfels offensichtliche Abweisung ein und meinte wie nebenbei: »Nun ja, es ist verständlich, dem Schiff fehlt jetzt eine Führung, eine starke Hand. Die Leute sind für solch eine außergewöhnliche Situation nicht ausreichend geschult.«
    Werfel sagte nichts, aber in ihm begann es zu kochen. Jetzt nicht, dachte er, er hatte einfach keine Lust, sich über Schnee von gestern zu unterhalten.
    »Im Grunde genommen war alles falsch, was wir beschlossen haben«, fuhr Verotroicx sorglos fort. »Wir hätten nach der Sache auf Blue Boy die Expedition abbrechen sollen. Im Endeffekt können wir nur auf die Technik der Altvordera und Leilas Speicherblöcke hoffen.«
    Jetzt war es Werfel zu viel. So ein blödsinniges Geschwafel war einfach nicht auszuhalten.»Hören Sie einmal gut zu, Verotroicx!«, sagte er lauter, als er es wollte. »Wenn Ihnen irgendetwas nicht passt, dann nehmen Sie sich ein Cargo aus dem Hangar der Timeless und schließen sich den Memmen in der Unit Eleven an. Oder fragen Sie Leila, die hat bestimmt ein Kästchen, das Sie sofort dorthin transportiert!«
    Die letzten Worte hatte er in eine plötzlich auftretende Stille in der Zentrale hineingesprochen. Alle sahen zu Ihnen herüber. Verotroicx wich ein Stück von ihm zurück, sagte aber nichts.
    Werfel stutzte für einen Moment und beschloss dann, die Gelegenheit zu nutzen und einige Dinge beim Namen zu nennen.
    »Vielleicht bin ich ja der Einzige hier, der eine gewisse Skepsis gegenüber dem weiteren Vorgehen aufbringt«, begann er unvermittelt. »Trotzdem möchte ich vor einem leichtfertigen Optimismus warnen. Vor allem aber habe ich es satt, dass sich anscheinend alle hier auf dem Schiff Leilas Wir-werden-schon-sehen-Mentalität anschließen. Das heißt im Klartext: Ich will wissen, was uns auf LaGrange erwartet, ich will wissen, was wir danach für die Unit Eleven tun können, und ich will wissen – man möge mir verzeihen, wenn ich so weit vorausgreife –, was zum Beispiel mit den Blades geschieht, falls wir am Ende wider all meinen Erwartungen tatsächlich Erfolg haben sollten, denn die Blades agieren laut Leilas Darstellungen autark im normalen Universum und werden damit weiterhin eine Gefahr darstellen, auch möglicherweise für die heimische Erde.«
    Er hatte laut und deutlich gesprochen und sich dabei auf das allgemein Wesentliche beschränkt. Alle anderen Fragen, die ihm auf der Zunge brannten, hatte er unterdrückt.
    »Durchgang nach LaGrange in acht Minuten!«, kündigte Khartum ungerührt der Spannung in der Zentrale an. Es schien ihr sogar Spaß zu bereiten, die Information in die immer noch herrschende Stille laut hineinzusprechen.
    Leila zögerte, blickte kurz zu Khartum und kam dann zu Werfel herüber. Ihre Zunge zuckte von einem Mundwinkel zum anderen.
    »Ich beginne zu verstehen«, meinte sie. »Es scheint sich um ein