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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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gewesen. Nun wusste Verotroicx mit Sicherheit Bescheid, falls es nur eine Vermutung von ihm gewesen war.
    Ein kaum merkliches Grinsen des Commanders verleitete Werfel beinahe zu einer weiteren unbedachten Äußerung, aber er hielt sich gerade noch zurück.
    »Okay, woher wissen Sie von der Timeless?«, fragte er beherrscht und gab sogar den Namen des Schiffes preis, um Verotroicx aus der Reserve zu locken. Er blickte Verotroicx geringschätzig an, als dieser unmerklich eine Augenbraue hob. Der Name des Schiffes war ihm anscheinend nicht bekannt gewesen.
    »Wissen Sie, Herr Werfel«, antwortete Verotroicx nach kurzem Zögern. »Die Unit Eleven ist letztendlich ein kleines Dorf, in dem jeder jeden kennt. Ich komme wegen meines Jobs in der Gemeinschaft viel rum. Und aus irgendwelchen Gründen hat mich dieses Dorf als eine Art Seelsorger auserkoren, dem man hin und wieder etwas beichtet. Nicht alles und nicht sehr ausführlich, aber im Endeffekt doch so viel, dass ich mir gewisse Dinge zusammenreimen kann. Wenn mir also jemand aus der NAV von Nachrichtenbarken erzählt, die nicht von der Erde stammen, sondern von einem unbekannten Schiff, das weit draußen in der Galaxis unterwegs ist, dann denke ich mir meinen Teil dazu. Ganz besonders, wenn mir dieser Jemand zuflüstert, dass die Nachrichten verschlüsselt an Sie weitergeleitet werden.« Auf die Bemerkung mit der Modepuppe war er nicht eingegangen. Er machte eine Pause und schlug die Beine übereinander.
    Eine sehr feminine Geste, wie Werfel verächtlich bemerkte. Ihm kam der Gedanke, ob Verotroicx nicht vielleicht sogar seinem eigenen Geschlecht mehr zugetan war als dem weiblichen. Einfach widerlich! Kein Wunder, dass ihm von allen etwas zugetratscht wurde.
    »Zudem«, dozierte Verotroicx weiter, »gibt es heutzutage nicht sehr viele Schiffe, die in der Lage wären, so weit in die Galaxis zu fliegen. Ich kenne sie alle. Außer dem kleinen Forschungskreuzer, der zeitgleich mit der Unit Eleven gebaut wurde und der angeblich von einer Stiftung in Auftrag gegeben wurde …« Er ließ den Satz mit einer huldvollen Handbewegung ausklingen und warf Werfel einen auffordernden Jetzt-bist-du-dran-Blick zu.
    Widerlich, der Typ! Werfel wusste nun, warum Verotroicx ihm gänzlich unsympathisch war. Dieser Mensch versuchte, in einer Liga mitzuspielen, in die er nicht hineingehörte. Dieses tolerante Gehabe und gleichzeitig diese bornierte Arroganz zeugten seiner Meinung nach von einer gesellschaftlich begründeten Unsicherheit. Verotroicx wandelte zwischen zwei Welten und war unfähig, sich für eine zu entscheiden. Eine Schwäche, für die Werfel kein Verständnis hatte.
    »Manche Dinge sind halt nur für bestimmte Ohren gedacht. Es wäre besser für Sie, wenn Sie öfter einmal weghörten«, blockte er ab.
    In diesem Augenblick rieselten die Computeranimationen mit dem Countdown des Durchganges von der Decke der Lobby. Die Unit Eleven war auf Orange Stage gegangen. Werfel fixierte ärgerlich eine Animation, die in seiner Tasse verschwand. Ein unglaublich kitschiger Gag. Man sollte dem Urheber dieses Blödsinns die Arbeitserlaubnis entziehen.
    Die anderen Anwesenden quittierten den Countdown mit erfreuten Rufen und prosteten sich gegenseitig zu.
    Noch dreißig Minuten.
    Verotroicx zuckte mit den Schultern. »So ist es nun einmal. Ich nehme einmal an, Ihre Timeless ist auf dem direkten Weg zu der Zeitanomalie. Warum liegt Ihnen so viel daran? Die Sternberg-Linie und damit auch die Zeitanomalie driftet in der Galaxis immer mehr nach außen, wird also zu einem isolierten und unbedeutenden Phänomen am Rande der Unendlichkeit zu den weiteren Galaxien. Wozu also der ganze Aufwand?«
    Mit einer ergebenen Handbewegung winkte Werfel ab. Er konnte es schon nicht mehr hören. Warum hatten alle nur ihre Flucht zu einem neuen blauen Planeten im Kopf. Keinerlei Bereitschaft zu einem Verstehen der Natur, die solche Paradiese produzierte. Immer nur die Früchte ernten, nichts säen.
    Bei dem Wort säen blieben seine Gedanken wieder an der Zeitanomalie hängen. War sie wirklich für die Entstehung der Sternberg-Linie verantwortlich? Säte sie oder wurden durch sie lebensfreundliche Sonnensysteme am Rande der Galaxis ausgesetzt? Auf jeden Fall herrschten an diesen Orten ideale Bedingungen für langlebige Systeme. Zum Zentrum hin wurden die Voraussetzungen immer ungünstiger. Die Sternendichte war zu groß, die hohe Anzahl der Schwarzen Löcher barg die Gefahr, schnell wieder von der Bildfläche zu

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