Drake (German Edition)
überstehen. Wenn die Afghanen überleben können, dann können wir das auch. Und wenn es nur für ein oder zwei Tage ist.«
»Ich verstehe. Ich melde mich wieder.« Natürlich wusste er von der nicht ausreichenden Kapazität der Cargos für eine totale Evakuation. Sternbergs Geschrei wegen Verotroicx’ Plan, alle Personen in einer niedrigen Umlaufbahn um den Planeten auszusetzen, war schon beinahe ohne Funkverbindung zu hören gewesen.
Auf der Arack sank Werfel zufrieden in seinen Sitz zurück. Wenigstens waren jetzt alle aufgewacht und verrichteten pflichtgemäß ihren Dienst. Sternberg fiel ihm ein. Er konnte sich sein Toben gut vorstellen. Nicht nur, dass er wahrscheinlich einen Tag frei schwebend in der Umlaufbahn verbringen musste. Sein Traum von einer zweiten paradiesischen Erde drohte gerade buchstäblich ins Wasser zu fallen. Es würde nicht sein letzter Wutanfall sein.
Ein harter trockener Blitz zuckte über ihn hinweg. Der Planet bereitete sich auf die Veränderungen vor.
So allmählich wurde die Situation beklemmend. Werfel erkannte, dass seine Lage nicht besonders rosig aussah. Wenn er weiterhin den Afghanen nachjagte, würde es für ihn bald zu spät für einen Transport in die Umlaufbahn sein.
Für einige würde es sowieso zu spät sein. Er hatte die Kapazitäten der Cargos und die Zeit für eine vollständige Evakuation noch einmal überschlägig durchgerechnet. Es würde nicht reichen, es sei denn, er fände noch eine andere Möglichkeit.
Jason SCIENCE meldete sich zurück.
»Es ist nicht wegen der Inseln«, begann er in einem merkwürdigen Tonfall. »Ich bin weiterhin dran. Es ist … wir haben eine Nachricht von einer Barke empfangen. Sie stammt von der Timeless. «
Werfel reagierte zunächst nicht, dann ruckte er nach vorne. Jason war einer wenigen in seiner Abteilung, der von dem Schiff wusste.
»Von der Timeless? Schnell! Mann, legen Sie die Nachricht auf meinen Frame!«
»Sie ist nicht sehr lang. Eigentlich ist es überhaupt keine Nachricht …«
»Nun machen Sie schon!«
Sein Frame wurde dunkel. Das Übertragungszeichen des Forschungsschiffes erschien kurz, dann wieder Dunkelheit. Rötliche Schlieren durchzogen den Frame. Werfel glaubte, eine Bewegung zu erkennen. Ein Wischer, der seitlich ins Bild kam, um gleich darauf wieder in Unkenntlichkeit zu zerstäuben. Einige weitere Sekunden herrschte gleichmäßige Dunkelheit, dann flammte auf der linken Seite ein Licht auf und überstrahlte das Bild. Schließlich ein Flackern der Lichtquelle und das schwache Wort:
»… nicht …«
Aus.
Und danach wieder das Übertragungszeichen der Timeless.
Werfel war zu überrascht, um etwas zu begreifen.
Nelson McCoy.
Dieser Name fiel ihm als Erstes zu dieser absurden Übertragung ein.
Er konnte es nicht begründen, aber er meinte, in den schemenhaften Bewegungen Nelson McCoy, den Captain des Schiffes, wahrgenommen zu haben. Die Stimme war nicht zu identifizieren. Das Wort ›nicht‹ war lediglich ein Hauch von einer Intonation gewesen, ein kraftloser Versuch zu einer Information.
… nicht …
Oder einer Warnung.
»Das war alles?«, fragte er.
»Das war alles. Mehr war nicht. Ich habe die Übertragung erst vor wenigen Minuten empfangen.«
»Von wo? Ich meine damit, welche Strecke hat die Übertragung zurückgelegt?«
Jason sah zur Seite und las einige Werte ab.
»Laut den vorläufigen Feldlinienberechnungen des Durchgangs etwa 30 000 Lichtjahre. Aus unmittelbarer Nähe von … Pearl.«
»Pearl? Was macht die Timeless bei Pearl? Sie sollte sich zu diesem Zeitpunkt 10 000 Lichtjahre weiter bei der Zeitanomalie befinden!«
»Ich weiß es nicht.«
»Prüfen Sie es nach!«, schrie ihn Werfel an.
Jason machte keine Anstalten, irgendetwas nachzuprüfen. Stattdessen blickte er seinen Chef ohne sichtbare Gemütsregung an. Es gab nichts nachzuprüfen. Jedenfalls nicht genau. Die Timeless stand weit draußen, irgendwo in der Nähe des Sternsystems Pearl. Plus minus einige Lichtjahre. Ein einsames Schiff im Weltall. Selbst wenn es für die starken Teleskope der Unit Eleven sichtbar wäre, müssten sie 30 000 Jahre warten, bis sie es zu sehen bekämen. Werfel wusste das eben so gut.
»Ich kann eine Barke zurückschicken, wenn ich die genauen Abgleichungen der Feldlinien vorliegen habe. Wenn wir Glück haben, kommt sie einigermaßen nahe an die Timeless heran. Im schlimmsten Fall ist sie Lichtjahre entfernt, dann wird sie erst in einigen Jahren bemerkt werden.«
»Tun Sie das! Und lassen
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