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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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Kammern führten. Das Wort ›Zimmer‹ kam ihm dabei nicht in den Sinn, denn die Räume wirkten alles andere als bewohnbar. Als er eine dieser Kammern betrat, war sie leer und schmutzig. Staub wirbelte bei jedem Schritt auf, sodass er vorsichtshalber seine Sichtscheibe hochfuhr und dann vorsichtig eine kleinere Nebenkammer inspizierte. Nach einem kurzen Rundblick musste er seine Einschätzung revidieren. Das war einmal eine richtige Wohnung gewesen, nur war inzwischen alles zerfallen und verwittert. Selbst von den Anschlüssen für Wasser, die einmal vor den kleinen Löchern an der Wand befestigt waren, war nichts mehr übrig geblieben – falls man weiterhin irdische Verhältnisse als Maßstab anlegte. Es gab nur noch Schmutz und Staub. Alles, was der Zeit getrotzt hatte, war die Konstruktion der Anlage. Ein Rohbau im Endstadium, obwohl Werfel nicht den Eindruck hatte, dass die Anlage baufällig oder instabil war. Sie schien für die Ewigkeit gebaut.
    »Halt dich nicht mit solchen Betrachtungen auf!«, sagte er laut zu sich selbst. »Die Anlage war für ein Überleben gebaut, und sie ist immer noch gut dafür! Das ist jetzt wichtig.«
    Er rannte aus der Kammer heraus. Dem gebogenen Gang entlang, wobei er ab und zu herabgebrochenen Deckenteilen ausweichen musste. Nun wollte er nur noch wissen, was diese riesigen halbrunden Schatten darstellten, die er hoch oben in der Hälfte der Felswand gesehen hatte. Dazu musste er weiter nach oben. Sehr viel weiter. Wenn alle Etagen etwa drei Meter hoch waren, waren das alles in allem gut dreißig bis vierzig Stockwerke.
    Bis er dort ankommen würde, ginge viel Zeit verloren.
    Trotzdem rannte er weiter, aber er aktivierte im Laufen seinen Frame und rief Verotroicx an.
    »Verotroicx, haben Sie alles mitbekommen?«
    »Ja, und wir diskutieren darüber, ob wir die Anlage nutzen sollen!«
    Ach was! Man diskutierte!
    Werfel schüttelte den Kopf über so viel Engstirnigkeit.
    »Sie haben gar keine andere Möglichkeit! Die Mauern sind stabil und die Hunde nutzen die Anlage bestimmt schon seit Jahrhunderten. Was hält Sie also in Ihrer Entscheidung noch zurück?«
    »Sternberg meint, wir sollten zuerst sehen, wie wir mit der Evakuierung in den Orbit vorankommen.«
    »Und was ist Ihre Meinung?«
    »Ich wähle gerade diejenigen Personen aus, denen ich es zutraue, auf Blue Boy zurückzubleiben und der Katastrophe in Ihrer Anlage zu trotzen.«
    Werfel begriff den Sarkasmus nicht sofort, aber dann hatte er ihn verstanden. »Okay, ich sehe nach, wie es weiter oben aussieht!«
    »Ich bleibe dran und sehe Ihnen dabei zu, obwohl es bei Ihnen nicht sehr hell ist.«
    Volltrottel, dachte Werfel und nahm die ersten Stufen in Angriff.
    Zehn Stockwerke brachte er schnell hinter sich, dann bevölkerten die Afghanen zunehmend die Gänge und die Kammern. Ab dem zwanzigsten Stockwerk kam er nur noch in Schrittgeschwindigkeit voran, weil er immer wieder ein Tier zur Seite drängen musste. Anscheinend waren die oberen Stockwerke begehrter als die unteren. Verständlich, wenn man einmal von einer fünfzig Meter hohen Flutwelle ausging.
    Es dauerte beinahe eine Stunde, bis er auf einem Stockwerk angekommen war, auf dem es plötzlich heller wurde.
    Atemlos verließ er das Treppenhaus und stieg vorsichtig über nun liegende Afghanen dem Licht entgegen, dass er diffus von vorne wahrnahm.
    Er fuhr die Helmscheibe hoch und schaltete die Lampen aus.
    Frische Luft strömte ihm entgegen.
    Schließlich stand er in einer riesigen Halle.
    Seine Verblüffung war so groß, dass er impulsiv diesen Eindruck mit jemandem teilen wollte.
    »Verotroicx, sehen Sie das?«
    »Ja!«, kam die knappe Antwort zurück.
    Werfel bewegte den Kopf und damit die Kameras vorsichtig nach oben und dann wieder zurück.
    Die Halle war bestimmt fünfzig Meter hoch und doppelt so breit. Zur Felswand hin lief sie konisch zu und endete immer in einem dreißig Meter hohen halbrunden »Fenster«, das von einem hängenden und dichten Pflanzenbewuchs von außen vollkommen bedeckt war. An den Wänden konnte er bis hoch zur Decke Überreste von unterstützenden Konstruktionen ausmachen. Wahrscheinlich hatten hier einmal Zwischendecken und Treppen existiert, die nun als undefinierbare Trümmerstücke auf dem Boden lagen.
    Überhaupt der Boden. Als Werfel ein Stück auf das Fenster zuging, wäre er auf dem schmutzigen Boden beinahe der Länge nach hingeschlagen, so glatt war die Grundfläche.
    Stirnrunzelnd ging er vorsichtig in die Hocke und strich mit der

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