Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
vorsichtig sein. Keine von uns geht besonders gut mit dieser
Situation um. Mit so etwas sind wir noch nie konfrontiert gewesen.«
»Und ich will auch nie wieder damit konfrontiert werden«,
sagte Kate inbrünstig.
»Abendessen«, rief Matt aus der Küche. »Kommt alle
und bringt Hannah mit. Jonas hat gesagt, sie müsste etwas essen.«
Hannah verdrehte die Augen. »Genau das meine ich,
Kate. Männer versuchen ständig, Frauen herumzukommandieren. Es liegt in ihrer
Natur, sie können nichts dafür. Wir wissen, dass das Ding im Nebel männlich
ist, und ich wette, es ist ungeheuer aufgebracht wegen einer Frau.«
Sie machten sich alle auf den Weg in die Küche.
Sarah und Kate stützten Hannah. »Was von ihm ausgegangen ist, das war in erster
Linie Schuldbewusstsein, aber auch Kummer und Wut, das konnte ich ganz deutlich
fühlen«, sagte Kate. »Ich konnte spüren, dass er Verbindung mit mir aufgenommen
hat, aber er hat diese Verbindung abgelehnt, weil er das Gefühl hat, keine
Vergebung verdient zu haben. Etwas Furchtbares ist passiert und er glaubt, dass
ihn die Schuld daran trifft.«
»Warum ist er dann jetzt der Auslöser für
furchtbare Dinge, die passieren?«, fragte Hannah.
»Ich weiß es nicht«, gestand Kate. »Aber es hat
etwas mit Weihnachten zu tun. Sarah hat recht. Wir müssen jetzt wirklich
auf jede Kleinigkeit achten. Er darf nicht noch stärker werden, sonst können
wir ihn nicht mehr aufhalten.«
Matt verbrachte den Rest des Tages damit, sich in
die Einträge in den Tagebüchern zu vertiefen und dem unbeschwerten Geplänkel
der Schwestern zu lauschen. Die Frauen schliefen, wachten auf und schliefen
kurz darauf wieder ein. Damon und Sarah küssten sich bei jeder Gelegenheit und
er verspürte einen gewissen Neid, weil er nicht das Recht hatte, seine Gefühle
für Kate ebenso offen zu zeigen. Die Stunden verflossen und irgendwann konnte
er an nichts anderes mehr denken als an Kate und daran, mit ihr allein zu sein.
Er ließ seinen Arm um ihre Schultern gleiten. »Es
ist schon spät. Lass uns zu mir fahren.«
»Elle kommt heute Nacht. Ich würde gern auf sie
warten. Sie sollte jetzt jeden Moment hier sein und wir haben nach dieser
grauenhaften Begebenheit heute Morgen den größten Teil des Tages geschlafen«,
erwiderte Kate.
»Der Nebel zieht auf«, sagte Matt. Er öffnete die
Tür und schlenderte auf die breite Veranda, die sich um das ganze Haus zog, um
auf das Meer hinauszuschauen.
»Elle sollte jeden Moment eintreffen. Sie hat
gesagt, sie kommt um Mitternacht«, sagte Kate und betrachtete eingehend die
Nebelschwaden, die vom Meer zum Land trieben. »Sie wird es gerade noch
schaffen, bevor der Nebel die Schnellstraße erreicht.«
»Wer hat euren Weihnachtsbaum geschmückt?«, fragte
Matt und deutete auf die enorme Douglastanne, die mit Lichtern und den
verschiedensten Ornamenten bestückt war.
Kate lief die Stufen hinunter und blieb vor dem
Baum stehen. Sie berührte eine kleine hölzerne Elfe. »Ist sie nicht
wunderschön? Frank, einer der hiesigen Künstler, hat sie geschnitzt. Viele
dieser Ornamente sind von einer Generation an die nächste weitergereicht
worden.«
»Macht ihr euch keine Sorgen, dass sie hier draußen
verwittern könnten?« Der Baum stand im Hof, der von zwei großen Hunden bewacht
wurde. Es waren Sarahs Hunde. Niemand würde sich an ihnen vorbeischleichen und
die Ornamente stehlen, noch nicht einmal die wertvolleren, aber die Meeresluft
und der anhaltende Regen konnten den Christbaumschmuck ruinieren.
»Wegen des Wetters haben wir uns noch nie Sorgen
gemacht«, sagte Kate in aller Unschuld. »Die Drakes haben immer einen Baum im
Freien geschmückt und hoffentlich werden wir das auch weiterhin tun können.«
Der Nebel braute sich kreisend und brodelnd über
ihnen zusammen, schlang sich um den Weihnachtsbaum, füllte den Hof aus und
strömte vom Meer heran, als würde er von einer unsichtbaren Hand geschoben.
»Ich glaube, unser Erzfeind attackiert ein weiteres
Weihnachtssymbol«, sagte Matt und deutete auf die Spitze der riesigen Tanne im
Hof. »Wofür steht der Stern? Er hat doch bestimmt eine Bedeutung.«
Der Nebel schlang sich um die Zweige und verstärkte
den Schein der Lichter durch den Dunst. Kate blickte zu dem Stern auf, als der
Kurzschluss zustande kam und ein Funkenregen durch den Nebel niederging.
Kurzzeitig leuchtete der Stern heller, ehe er vollständig erlosch. Kate, die
noch zu dem Stern aufblickte, sah durch die Wolkenfetzen einen glühend
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