Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
seinen Bruder niedergehen. Er kämpfte sich Zentimeter
für Zentimeter durch das Geröll voran, bis er an Dannys Seite angelangt war.
Danny lag in einer Haltung, die sein Gleichgewicht
gefährdete, bedenklich nah am Flussufer. Es sah tatsächlich so aus, als hätten
ihm die Steinbrocken, die auf ihn heruntergegangen waren, das Leben gerettet,
da sie ihn in den Schlamm pressten und ihn dort festhielten. Matt untersuchte
seinen Bruder mit größter Behutsamkeit. Er fand keinen einzigen gebrochenen
Knochen, aber etliche Schnittwunden, vor allen auf Dannys Händen. Sein Gesicht
war in die Erde gepresst. Vorsichtig drehte er Dannys Kopf um und befreite
seinen Mund von dicken Erdklumpen. Danny hustete und Steinbrocken lockerten
sich. Einige gerieten in Bewegung und fielen unter ihnen in den Fluss. »Rühr
dich nicht von der Stelle, Danny. Du darfst nicht einmal husten, wenn es sich
irgendwie vermeiden lässt«, wies Matt ihn an.
»Sag uns, was du brauchst Matt«, rief Jonas ihm vom
oberen Ende der Böschung zu.
»Ich muss Danny hier wegbringen. Wenn ich das tue,
wird aber über ihm alles ins Rollen geraten. Ihr werdet also zuerst Pete und
Jackson dort rausholen müssen. Wenn ihr sie holt, Jonas, dann pass bloß auf,
dass sich nicht mal ein Kieselstein lockert. Ich werde meinen Bruder gegen
rollende Steine abschirmen, aber um Himmels willen, beeilt euch.«
Matt wusste, dass Jonas nicht versuchen würde, ihm
sein Vorhaben auszureden. Es war vollkommen klar, dass Matt seinen jüngeren
Bruder nicht im Stich lassen würde, wenn sein Körper zur Hälfte über dem rasch
strömenden Fluss hing und jeden Moment eine Steinlawine auf ihn heruntergehen
konnte. Die Drake-Schwestern hatten ein Wunder vollbracht, denn es war ihnen
gelungen, den Nebel zu vertreiben, aber den Männern stand noch einiges an
Arbeit bevor und die Gefahr war noch lange nicht ausgestanden.
»Vergesst mich nicht«, rief Tommy.
»Wir holen dich rauf«, versprach ihm Jonas.
»Wir kriegen dich heil hier raus, Brüderchen«,
sagte Matt und wischte mehr Lehm aus Dannys zerschnittenem Gesicht.
»Du musst schleunigst von hier verschwinden, Matt.«
Danny flüsterte die Worte kaum hörbar. »Es genügt schon zu atmen, um die Steine
ins Rollen zu bringen. Wenn sie die anderen über uns rausholen, werden die
Felsbrocken uns beide zerschmettern.«
»Jonas ist oben. Du solltest etwas mehr Vertrauen
in ihn setzen. Bist du verletzt?«
»Sehe ich so aus?«
Matt hörte über sich verhängnisvolles Poltern. »Wir
kommen«, rief Jonas laut herunter. Matt verlagerte seinen Oberkörper so, dass
er Dannys Kopf Schutz gab, und hielt sich die Arme über den eigenen Kopf. Er
versuchte, sich so klein wie möglich zu machen, als loses Geröll hinabstürzte
und auf dem Weg weitere Brocken lockerte. Ein Hagel von Steinen prasselte
hinunter und bespritzte sie mit Wasser, als die Steine unter ihnen im Fluss
landeten. Einer prallte von Matts Wade ab, rollte weiter und lockerte weitere
Steinbrocken, bevor er ins Wasser fiel.
»Verdammt noch mal, seht euch besser vor.« Matt
konnte hören, wie Jonas den Rettungstrupp wütend anknurrte. »Wenn ihr die
Jungen nicht raufholen könnt, ohne eine Gerölllawine auszulösen, dann kommt
schleunigst wieder rauf und überlasst anderen die Arbeit! Ist bei dir alles in
Ordnung Matt?«
»Hier ist alles klar. Aber seid vorsichtig«, rief
er zurück.
»Du wiegst mehr als die Steinbrocken«, beschwerte
sich Danny.
»Das hast du verdient, schon allein für den
teuflischen Schrecken, den du mir eingejagt hast. Hast du dir was gebrochen?«
»Nee, ich bin ein Granite. Wir sind zäh.«
Matt zerzauste seinem Bruder mit einer unwirschen
Geste liebevoll das Haar. Er blickte nach oben. »Sie haben Jackson und die
Jungen raufgeholt und sind jetzt auf dem Weg zu uns. Wenn wir dich von der
Stelle bewegen, Danny, wird das Ufer unter dir vollständig abbrechen. Es wird
mir unmöglich sein, dich sanft zu behandeln, aber ich werde nicht zulassen,
dass dir etwas zustößt.«
»Hol mich hier raus, zum Teufel, mehr will ich doch
gar nicht.«
Es war keine einfache Aufgabe. Die Retter bahnten
sich mit quälender Langsamkeit ihren Weg nach unten und arbeiteten einen
komplizierten Plan aus, um Danny aus dem Geröll zu befreien. Sie wussten, dass
sie eine weitere Lawine ins Rollen bringen würden, sowie sie ihn unter dem
Geröll herauszogen, und daher musste das Vorgehen aller Beteiligten sorgsam
aufeinander abgestimmt sein. Matt blieb bei seinem Bruder, scherzte und
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