Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
sich
ihnen anschloss. Kate setzte die Reinheit ihrer Stimme ein, die silbernen Töne,
um ihn noch näher zu locken. Die Frau und das Kind warteten. Sie liebten ihn.
Sie sehnten sich nach ihm. Er brauchte nichts weiter zu tun als zu ihnen zu
gehen und sich selbst zu vergeben. Es gab niemanden außer ihm selbst, der
gerettet werden musste.
Kate hielt ihre Hand weiterhin ausgestreckt und
deutete hinter ihn. Dunkelgraue Nebelschwaden trieben auseinander. Er drehte
sich um und sah die Schatten dazwischen. Eine Frau. Ein Kind. In weiter Ferne.
Sie warteten.
Ein lauter Schrei ertönte, wie das Krächzen einer
Möwe. Die Wogen schlugen gegen die Klippe, schnellten hoch daran empor und
versprühten ihren weißen Schaum. Ein Blitz zuckte durch die Wolken und schlug
mitten in den Nebel ein. Der Blitz brachte Licht in den Schatten und
schleuderte Kate aus dieser Welt hinaus und in ihre eigene Realität zurück. Sie
landete hart auf der nassen Aussichtsplattform, inmitten ihrer Schwestern.
Libby hielt sie eng an sich gepresst.
»Dir fehlt nichts. Jetzt ist alles wieder gut. Du
hast es geschafft, Kate. Du hast ihm Frieden gegeben«, sagte Sarah.
»Wir haben es geschafft«, verbesserte Kate sie mit
einem matten Lächeln.
Sie saßen alle miteinander da, zu erschöpft, um
sich zu rühren, während der Regen in Strömen auf sie niederging. Sarah drehte
ihren Kopf zur Tür, um die Entfernung einzuschätzen. »Damon wird gleich kommen
und uns Tee bringen, aber ich glaube nicht, dass er uns ins Haus tragen kann.«
Elle schützte Abbey mit ihrem Körper gegen den
Regen. »Wen interessiert schon, wie wir wieder ins Haus kommen? Ich möchte
einfach nur hier liegen und zum Himmel aufblicken.«
»Ich will wissen, dass Matt in Sicherheit ist und
dass es ihm gelungen ist, Danny zu retten«, sagte Kate. »Wenn Damon raufkommt,
sag ihm bitte, er soll Jonas anrufen.«
Matt rutschte behutsam den Steilhang hinunter und
schlängelte sich um loses Gestein herum, bis es nicht mehr möglich war, das
Geröll zu umgehen. Ihm blieb gar nichts anderes übrig als sich über die Steine
voranzubewegen.
»Ich bin Tommy, nicht Kate«, rief eine matte Stimme
rechts neben ihm.
Bis zu diesem Augenblick war Matt nicht bewusst
gewesen, dass er ihren Namen immer wieder wie ein Gebet flüsterte. Er blickte
zum Himmel auf, spürte den Wind in seinem Gesicht und fühlte die ersten
vereinzelten Regentropfen. »Danke, Katie, du bist unglaublich«, sagte er inbrünstig,
und es war sein voller Ernst. Schon jetzt begann sich der Nebel zu lichten und
er konnte den Jungen, der nicht weit von ihm lag, als vagen Umriss erkennen.
»Bist du verletzt?«
»Ich glaube nicht. Aber ich weiß nicht, was
passiert ist. Ich bin von der Mauer gefallen und den Hang runtergerollt und das
Nächste, was ich weiß, ist, dass Danny mich gestoßen hat. Ich bin erst vor ein
paar Minuten wieder zu mir gekommen, und als ich mich von der Stelle rühren
wollte, sind etliche Steine in Bewegung geraten. Ich wusste nicht, wo die
anderen sind, und daher hielt ich es für das Beste zu warten, bis Hilfe kommt.«
Matt blieb flach auf dem Bauch liegen und suchte
die Umgebung systematisch nach Danny ab. Der Wind fegte durch die Schlucht,
änderte abrupt seine Richtung und wehte vom Fluss her. Jetzt sah er wenige
Meter unter sich seinen Bruder. Danny lag bäuchlings auf der Klippe über dem
Flussufer und war zum Teil unter Geröll begraben. Er rührte sich nicht. Matt
konnte seinen beschleunigten Pulsschlag in seinen Schläfen fühlen. Er zwang
sich, zu Tommy zu kriechen und erst ihn zu untersuchen. »Dir fehlt nichts. Die
Hauptsache ist jetzt, dass du still liegen bleibst, bis Hilfe kommt. Ich muss
nach Danny sehen.«
Er holte tief Atem und rief laut: »Donna? Ist Jonas
schon da?«
»Er ist gemeinsam mit dem Rettungstrupp auf dem
Weg«, rief sie zurück.
»Ich arbeite mich jetzt zu Danny vor. Alle anderen
sind am Leben. Jackson scheint es am schlimmsten erwischt zu haben. Es könnte
eine Gehirnerschütterung sein. Der Hang ist von oben bis unten instabil. Sag
den Leuten, wenn sie eintreffen, sie sollen sich dort oben mit allergrößter
Vorsicht bewegen, bis es mir gelungen ist, Danny aus der Zone zu entfernen, in
der die Gerölllawine heruntergehen könnte.«
Matt klopfte dem jungen Tommy auf die Schulter und
kroch weiter. Zwischen dem losen Gestein kam er nur beschwerlich und quälend
langsam voran. Wenn sich die kleinsten Kiesel in Bewegung setzten, konnte ein
Hagel von Gesteinsbrocken auf
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