Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
begann. Hastig blies sie in
ihren Kaffee.
Einen Moment lang herrschte Schweigen. »Na schön!«,
explodierte Hannah. »Ich gebe ja zu, dass ich nur an ihn zu denken brauche und
immer noch in Wut gerate. Und wenn er mich das nächste Mal Babypüppchen oder
Barbie-Puppe nennt, verwandele ich ihn in einen dicken, fetten Kröterich. Das
ist er ohnehin schon, also kann es nicht schaden, wenn er auch wie einer aussieht.«
»Du kannst den Sheriff nicht in eine Kröte
verwandeln, Hannah. Das verstößt gegen die Regeln«, rief ihr Abbey ins
Gedächtnis zurück. »Häng ihm meinetwegen eine Darmverschlingung oder einen
nervösen Tick an.«
»Damit ist es noch lange nicht getan«, pflichtete
Kate ihrer jüngeren Schwester bei. »Man braucht Phantasie, um es diesem Mann
heimzuzahlen. Das erfordert etwas viel Subtileres - zum Beispiel, dass er jedes
Mal, wenn er eine Frau belügt, um sie ins Bett zu kriegen, die Wahrheit
herausplärrt oder den Frauen von sich aus sagt, was für ein mieser Hund er
ist.«
»Ich werde ihm etwas viel Schlimmeres antun«,
drohte Hannah. »Ich werde dafür sorgen, dass er im Bett kläglich versagt!
Mister Macho Man, der böse Bube, dem in der Schule nichts Besseres eingefallen
ist als sich über mich lustig zu machen. Er hält sich ja für einen solchen
Frauenheld!«
»Hannah.« Sarah hörte den Schmerz aus der Stimme
ihrer Schwester heraus und wandte sich mit einem sanften Tonfall an sie. »Du
warst schon damals so unglaublich schön und klug, und daran hat sich bis heute
nichts geändert. Kein Mensch hätte sich jemals vorstellen können, wie sehr dir
deine Schüchternheit zusetzt. Du hast sie immer gut verborgen. Niemand wusste,
dass du dich jeden Tag übergeben hast, bevor wir zur Schule gegangen sind. Oder
dass wir alle zusammenarbeiten mussten, um dir mit vereinten Kräften zu helfen,
weil du es sonst gar nicht geschafft hättest, aus dem Haus zu gehen und dich in
der Öffentlichkeit zu zeigen. Niemand kann wissen, dass du immer noch Probleme
damit hast. Du hast diese Ängste in den Griff bekommen, indem du genau die
Dinge getan hast, vor denen dir am meisten graut, und du hast es noch jedes Mal
geschafft. Außenstehende sehen nur deine Schönheit, deine Intelligenz und
deinen enormen Erfolg. Sie sehen nicht, was du sorgsam vor ihnen verbirgst.«
»Jemand kommt den Pfad hinauf«, sagte Kate, ohne
ihren Blick von Hannah abzuwenden. Sie hielt ihrer Schwester eine Hand hin.
»Wir sind alle sehr stolz auf dich, Hannah. Wen interessiert schon Jonas Harringtons
Meinung?«
»Es ist nicht Harrington, aber der treibt sich auch
schon in der Nähe herum«, sagte Abbey. »Ich glaube, es ist Sarahs ungeladener
Gast, der das Tor überlistet hat. Ihr wisst schon, der, mit dem sie die letzte
Nacht verbracht hat. Das fasse ich übrigens immer noch nicht. Elle sagt, sowie
du Gelegenheit findest, Kontakt zu ihr aufzunehmen, will sie alles bis in jede
intimste Einzelheit wissen.«
»Es gibt keine intimen Einzelheiten«, wandte Sarah
ärgerlich ein. »Ich werde eine Alarmanlage bei ihm einbauen. Kate, lass diese
Kindsköpfe bloß nicht noch mehr von deinen Büchern lesen, sonst geht ihre
Einbildungskraft noch vollständig mit ihnen durch.«
»Wir haben uns nicht nur eingebildet, dass er dich
geküsst hat«, hob Hannah schadenfroh hervor. »Wir haben euch gesehen!«
»Und du hast ihn glühend zurückgeküsst«, fügte
Abbey hinzu.
»Also, das war nun wirklich nicht ganz allein meine
Schuld«, verteidigte sich Sarah. »Er kann einfach grandios küssen. Was hätte
ich denn anderes tun können als den Mann auch zu küssen?«
Die Schwestern sahen einander mit feierlichem Ernst
an und brachen dann gleichzeitig erneut in Gelächter aus. Der Hund, der sich in
einer Ecke zusammengerollt hatte, hob seinen Kopf und winselte leise, um die
Aufmerksamkeit der Schwestern auf sich zu ziehen.
»Er ist da, Sarah, und das Tor muss sich ein
zweites Mal für ihn geöffnet haben«, sagte Kate fasziniert. »Ich muss mich
wirklich ausführlich mit dem Buch befassen, in dem die Geschichte unserer
Familie festgehalten ist. Ich will ganz genau wissen, was in der Prophezeiung
steht. Es ist doch ziemlich seltsam, dass etwas, was vor Hunderten von Jahren
aufgeschrieben wurde, sogar in diesen modernen Zeiten noch Gültigkeit für uns
besitzt.«
»Kate, meine Süße«, sagte Abbey, »jede Epoche hält
sich für progressiv und modern, aber in Wirklichkeit wird man uns eines Tages
für rückständig halten.«
»Er steht schon auf der
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